Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel

3. Rundbrief: Von Milos nach Kalamata

26.05.2023

Kalamata am Montag, dem 14.5.2023                         

So haben wir uns das nicht vorgestellt! Nach 6Tagen auf Milos mit Regen, Starkwind und Kälte, glaubten wir, am Donnerstag ein Wetterfenster zu sehen für den Törn zum Peleponnes. 

Früh um 5:30 ging der Wecker, Kaffee gekocht, Brote geschmiert und vor Sonnenaufang los. Vorausgesagt waren 15 kn Wind aus N  nach NE drehend , abnehmend. Es kam anders, wir hatten bei trübem Wetter in Böen bis zu 40! kn Wind, enorme Wellen bis 3m und überlegten sogar kurz, wieder umzukehren, weil wir das nicht über 70 nm aushalten würden. Aber zurück in den Höllenschlund war keine Option, und so kämpfte der Skipper, um den Kurs zu halten. 

Ortrud leidet trotz Kaugummi stumm und still. Nachmittags flaut der Wind auf 20 bis 25 kn ab, die Welle bleibt enorm. Viele Delphine begleiteten uns für eine halbe Stunde. Salzwassergeduscht, fix und fertig, aber auch froh, es geschafft zu haben, können wir in der Bucht Kremmydi nördlich von Monemvasia den Anker werfen. Im Hafen von Monemvasia wird nämlich gebaut, da wollten wir nicht noch um einen Platz kämpfen.

Am Freitag werden wir mit Vogelgezwitscher wach, die Sonne scheint. Der Wetterbericht verspricht gute Konditionen für das Kap Maleas, also nix wie rum.

Easy going nach dem Tag gestern!

Nachmittags ankern wir im türkisfarbenem Wasser der Ormos Sarakiniko der Elafonisosinsel. Es gibt Eierkuchen zum Kaffee und abends einen Eintopf.

Bei Sonnenuntergang kommt wider Erwarten Wind aus West auf; Wind und Welle bis 1,5m lassen das Boot taumeln, dass alles durcheinander fliegt. Das Ruder muss festgelascht werden. Ein mächtiger Regenschauer im Taygetosgebirge muss das verursacht haben. Nachts um 3 Uhr wird es ruhiger, aber der wohlverdiente Nachtschlaf stellt sich nicht mehr ein. Inzwischen hat sich die Wettervorhersage geändert: wir werden nach Kalamata gehen müssen, bevor wir nach Methoni Richtung Norden abdrehen können. 

Sonnabend ist Flaute, viele Frachter unterwegs und auf Reede im lakonischen Golf. 

Nach 26nm und am Kap Tenaro des 2. Fingers vorbei lassen wir in der idyllischen Bucht Marmarou den Anker fallen. Eine Schildkröte  paddelt davon. Hohe Berge mit den typischen Wohntümen der früheren Bewohner der „ Wilden Mani“, Felsen und Sandstrand um uns herum. Kein Mensch zu sehen. Das im alten Stil gehaltene Hotel wirkt verwaist. Kühe grasen auf den steilen Hängen. Hier wird der Anker abgetaucht und endlich angebadet. 

Abends kommt plötzlich heftiger Wind aus E auf, der über den Berg rast wie in einer Düse. Der Anker hält, aber das wütende Pfeifen und Heulen des Windes lässt uns wieder schlecht schlafen. Die ganze Nacht um 30kn!

Früh am Sonntagmorgen brechen wir genervt wieder auf; dieser Ankerplatz-Empfehlung aus dem Netz sollte man wohl eher nicht folgen. Der 2. Finger ist dort sehr schmal,  und der Wind wird da besonders heftig durch die Kerbe zweier Berggipfel gepresst.

Unterwegs nach Kalamata trifft uns dieses Phänomen mehrfach und beschert uns eine ruppige, schnelle Fahrt. 

In der Marina von Kalamata finden wir einen Platz neben einer 45iger deutschen Yacht, die wir seit Amorgos immer wieder sehen. Beruhigend, dass die auch nicht schneller vorankommen!

Hubert kümmert sich mal wieder um Probleme mit dem Fäkalientank, die uns heute bei starker Krängung auffielen. Dichtung undicht, gerichtet, alles sauber gemacht. Einzelheiten erspare ich mir.

Nun waren wir seit Mittwoch nicht mehr an Land und genießen abends den Landgang und das Essen in der Taverne „Argo“, wo wir nach 3 Jahren wiedererkannt werden. 

Montag ist Wasch - und Haushaltstag, aber getoppt wird alles durch den erneuten Geruch nach Fäkalien. Wieder Problemsuche und Diagnose: versteinerte Reste im Wastetank verhinderten die Entleerung, so dass sich wieder Einiges durch die Dichtung quetschte und in die Backskiste lief. Hubert erwies sich hier als Held der Toilettentieftaucher, reinigte in mühsamer Kleinarbeit den Tank und die Bilgen. Wir konnten nur ab und zu beim Anreichen diverser Hilfsmittel nützlich werden und den Meister loben!

Jetzt riecht alles wieder frisch, die Toilette funktioniert. Dafür gibts eine Belohnung mit leckeren Snacks, Kaffee und Kuchen.

Wenn die vorhergesagten Gewitter vorbei sind, werden wir Donnerstag vermutlich weitersegeln können.