4. Bericht, Kos, 1.6.2022
Ja, wir sind wieder auf dem Rückweg nach Norden.
Aber seit unserem letzten Bericht aus Tilos ist es ja auch ein Weilchen her.
Da etliche Segelfreunde von der Insel Chalki geschwärmt haben, sollte das der südlichste Punkt unserer Segeltour werden.
Für Dienstag, 24. Mai war mäßiger Westwind vorhergesagt, das sollte gut passen. Nach 3 Stunden erreichten wir die Hafenbucht mit den hübschen pastellfarbigen Fassaden, aber nirgendwo ein Hinweis auf eine Anlegemöglichkeit oder Menschen, bei denen wir uns bemerkbar machen konnten. Wir sahen nur private Murings; von dem beschriebenem „floating pontoon“ keine Spur, ebensowenig ein T-Steg vor dem kurzen Anleger beim Supermarkt.
Der Skipper drehte ab, und wir fuhren um die Ecke in die türkisfarbene Ankerbucht Ormos Pontamos. Es lag bereits ein großes Motorboot dort, ein Katamaran ging kurz nach unserer Ankunft Anker auf. Da war genug Platz. Wir ankerten auf knapp 4m Wassertiefe im Sand mit 28m Kette, der Anker wurde eingefahren und abgetaucht. Alles easy! Schöne friedliche Umgebung, grüne Hänge und natürlich mehrere Kirchlein.
Wir beschlossen, diesmal gleich zum Strand zu rudern und die einzige Taverne anzusteuern, denn diese machte ab 5 Uhr nachmittags zu.
Anschließend wollten wir einen Spaziergang über den Berg zum Hauptort unternehmen, aber daraus wurde nichts: Kaum waren wir oben angekommen, sahen wir zu unserem Schrecken, dass ein weiteres Segelboot sehr dicht schräg vor uns den Anker fallen ließ. Da hatte Hubert keine ruhige Minute mehr, also zurück zum Boot.
Abends kam noch eine Yacht, die sich direkt vor uns über unseren Anker legte und nur „sorry“ sagte, als gäbe es nicht genügend Platz. Beide fuhren ihre Anker nicht ein. Wir sind nochmal ins Wasser gestiegen, um mit Taucherbrille unseren Anker und die Kette zu checken.
Da kein Wind vorhergesagt war, blieben wir ruhig - einfach nur sprachlos ob dieses Kuschelverhaltens!
Die Nacht wurde dennoch schlaflos, denn uns quälte ein fieser Schwell, der das Boot taumeln ließ. Morgens mussten wir dann die Mannschaft vor uns doch auffordern, zur Seite zu zu fahren, damit wir unseren Anker aufholen konnten!
Bei Schwachwind aus nördlicher Richtung ging es weiter nach Symi, wo uns der Wind ganz verließ. Wir änderten daher den Kurs - fuhren nicht in die Ankerbucht des berühmten Klosters, sondern gleich weiter um die Südseite der Insel Richtung Pedhi. Dort soll es eine neue Marina geben. Telefonisch konnten wir einen Platz reservieren. Den Stress, im Haupthafen von Symi einen Platz zu ergattern, wollten wir uns sparen.
Vorbei an einer beeindruckenden Felsenkulisse mit einsamen Buchten und grünen Talhängen erreichten wir nach 7 Stunden unser Ziel und wurden von 2 Hafenmeistern freundlich in Empfang genommen. Da viel Platz war, sollten wir doch zu unserer Bequemlichkeit alongside an die kleine Nordpier gehen. In der Bucht war zwar genug Platz zum Ankern, aber wir wollten ja auch die Insel erkunden und sind so beruhigt, das Boot allein lassen zu können. Der kleine Ort selbst wirkte noch wie im Winterschlaf; die einzig offene Taverne und der kleine Supermarkt wussten um ihre Monopolstellung!
Am nächsten Tag mieteten wir wieder einen Motorroller und machten eine Tour über die Insel. Über eine zwar gut ausgebaute, aber dennoch anspruchsvolle Passtrasse ging es zunächst zur Panormitisbucht. Von oben sieht die Bucht phantastisch aus - ein perfekter Naturhafen!
Bei unserer Ankunft hatte allerdings gerade eine große Fähre aus Rhodos mit Ausflugsgästen angelegt, was der Stille und Abgeschiedenheit der prächtigen Klosteranlage Abbruch tat. Nach kurzer Besichtigung und Brotkauf aus der Klosterbäckerei fuhren wir nun zur Hauptstadt in den Hafen Gialos.
Dort tobte das Leben an der Hafenpromenade - Hunderte von Tagesgästen strömten aus den Fähren, ein Bähnchen transportierte die Fusslahmen, der Rest lief hinter den Fremdenführern her! Überall Nippesläden und an der Pier riesige Motoryachten.
Der Ort mit den zu den Hängen hin aufsteigenden bunten Häusern hat viel Charme, ist aber völlig vom Massentourismus überflutet.
Am Freitagmorgen geht es früh los, um nicht zu viel Wind auf die Nase zu kriegen. Wir sind nach knapp 6 Stunden wieder auf Tilos und machen als einziges Boot im Hafen fest. Inzwischen ist es drückend heiß, aber der Strand für eine Abkühlung ist nah.
Sonnabend machen wir nochmal einen Ausflug zu dem einsamen Kloster auf der Nordwestseite der Insel. Die Straße ist abenteuerlich, aber es lohnt sich, dieses kleine grüne Paradies am Hang eines alten Vulkankraters zu entdecken. Der Pope hat uns kurz vorher überholt, um die Pforte aufzuschließen und uns ins Innere der Anlage einzuladen. Eine Quelle sprudelt, Vögel singen. Wir zünden eine Kerze an und bitten um einen sicheren Rückweg.
Am Sonntag gibt es passend zu dem heissen Wetter Südwind; den wollen wir nutzen, um nach Norden zu kommen, bevor die nächste Meltemiphase uns ausbremst.
Nach über 36 nm machen wir kurz vor 14 Uhr in der Marina Kos fest. Gut, dass wir da sind, denn am Nachmittag bläst es mit bis zu 30 Knoten, das wäre uns am Ostkap von Kos Zuviel geworden. Auch hier werden wir herzlich begrüßt und freuen uns auf die Facilities einer professionellen Marina. Der Weg in die Hauptstadt entlang der Promenade ist nicht weit, und man liegt ruhiger als im turbulenten Stadthafen.
Am Montag hat der Wind gedreht, er bläst nun aus Nord und kühlt uns wieder ab.
Wir werden hier ein paar ruhige Tage verbringen, bevor wir Richtung Kalymnos aufbrechen.