3. Bericht, Livadhia auf Tilos, 22.5.2022
Letzten Sonntag sind wir frühmorgens von der einsamen Ankerbucht Agrolithi im Südosten von Astipalea nach Paloi auf Nisyros, der Insel mit dem Vulkankrater, gesegelt. Der Wetterbericht stimmte ausnahmsweise mal: mit Backstagsbrise konnten wir nach gut 7 Stunden ziemlich durchgeschaukelt und durchgefroren im Hafen von Paloi festmachen.
Gegenüber letztem Jahr war die Einfahrt durch Verlandung sehr flach und eng, größere Yachten steckten z. T. fest oder mieden den Hafen. Jedenfalls war angenehm viel Platz. Aber es war bereits „work in progress“ : täglich wurde das Sand/Wassergemisch weggesaugt und in Riesenhaufen auf den kleinen Strand gebaggert.
Da die nächste Starkwindphase drohte, beschlossen wir, dies im sicheren Hafen abzuwarten, bevor wir weiter nach Süden gingen. Auch eine Scootertour über die wunderschön grüne Insel gönnten wir uns. Es gibt ausser dem Krater, noch einiges zu entdecken.
Abends verzogen wir uns meist rasch unter Deck, da es nach Sonnenuntergang rasch wieder kalt wurde. In der Taverna APHRODITE fühlten wir uns gleich wieder als Stammgäste. Überrascht wurden wir von der Ankunft 2 Charterbooten mit Segelkameraden des SVSt unter Führung von Erich Danker! Schön, dass wir uns getroffen haben!
Donnerstag kam dann der Wind mit Gischt über die Mole und nur die Eiligen verließen den sicheren Hafen. Am Freitag war der Wind weg, dafür Gewitterwolken, Blitz und Donner mit Regen und Hagel sorgten für einen gemütlichen Tag unter Deck.
Sonnabendmorgen nochmal zum Bäcker, dann bei Schwachwind nach Tilos. Auch mal schön, so ohne Welle bei angenehmen Temperaturen. Im kleinen Hafen von Livadhia gingen wir an der Innenseite der Mole längsseits, da wir uns nicht sicher waren, ob der Ankergrund gut war.
Wir haben mal wieder eine neue interessante Insel entdeckt und gestern Nachmittag auch die Strandpromenade mit netten Tavernen und gepflegten Gärten. Es herrscht noch Ruhe, nur ein paar ältere englische Langzeiturlauber sind vor Ort. Dies ist eine “Zero waiste Insel”, und tatsächlich vorbildlich aufgeräumt.
Nachts fing es an zu wehen; die kleine Fähre kommt nochmal aus Rhodos und bleibt über Nacht außen liegen. Zum Wind kommen dann fiese Fallböen, komischerweise aus SW! Es wird laut, alles klappert. Unser Beiboot muss nochmal neu an Deck festgezurrt werden. Kaum ist Ruhe, da kommt die große Fähre, dann legt noch im Dunklen das Charterboot hinter uns mit röhrendem Bugstrahlruder ab - der Skipper tut kein Auge zu! Von wegen Segeln und Romantikfaktor!
Auch am Sonntagmorgen lässt der Wind nicht nach, Böen bis 30 kn im Hafen. Die Anker der Boote, die gegenüber römisch-katholisch ankern, slippen. Manche fahren raus, auch das mit vollem Risiko, andere zu rammen. Die anderen legen sich längsseits oder blockieren die Pier mit quer durch den Hafen gespannten Leinen.
Die nette junge Frau, die morgens die Hafengebühren kassiert, wohnt eigentlich in Berlin und jobbt hier bloß. Sie stammt aus Island und hat die Ruhe weg!
Wir trauen uns bei dem Wind kaum vom Boot. Nachmittags wird es etwas ruhiger; wir mieten einen Scooter und machen eine erste Erkundigungstour über die Insel zur Chora. Erstaunlicherweise ist das Innere der felsigen Insel sehr gefaltet und grün. Das Museum, in dem die Knochen der hier in Höhlen gefundenen Zwergelefantenknochen, ausgestellt werden, ist wegen fehlendem Personal geschlossen.
Wir beschließen, morgen noch hierzubleiben und erstmal zum Boot zurückzufahren. Dann schläft der Wind fast ein und wir genießen einen friedlichen Abend. Dabei genießen wir - wenn auch kein Hafen- doch ein Buchtenkino - mit interessanten Ankermanövern und Beibootfahrten.
Wir hoffen auf eine ruhige Nacht.