Regatten

Vom SVSt veranstaltete Regatten, Wettfahrtkalender, Regattaberichte von auswärtigen Regatten unserer Segler und Seglerinnen,

Die HMG ist eine Regatta nur für Damen auf 34 ft Bavaria Charterbooten mit vier- bis sechsköpfiger Crew. Das Netzwerk WOBI hat sich der Aufgabe verschrieben, europaweit Frauen mit Segellust an Regatten unabhängig von ihrer persönlichen Segelerfahrung zusammenzubringen. Die Idee war mit so vielen WOBI-Seglerinnen wie möglich an der Regatta teilzunehmen und mehrere Crews zu stellen.

Als Teil des 17-köpfigen WOBI-Teams, das drei von 11 Crews für diese Regatta stellte, konnte ich hier teilnehmen. Das „I“ bei WOBI steht für „international“ und das waren wir! Unsere 17 Seglerinnen kamen aus:

Chile, Kroatien, Tschechei, Dänemark, Ungarn, Italien, Litauen, Luxemburg, Montenegro, Serbien, Schweiz und der Slowakei, Teamsprache: italo-kroat-denglisch.

Format der Regatta: Drei gestellte Schiffe werden abwechselnd von den Crews gesegelt, vergleichbar mit Bundesliga und Helgacup.

Jede Crew segelte gegen jede andere Mannschaft. Parallel waren abwechselnd 2 oder 3 Boote gleichzeitig in einem Rennen. Der Sinn dieses Aussetzens eines Bootes bei jeder zweiten Wettfahrt hatte sich mir und den anderen Seglerinnen nicht erschlossen. Die Steuerfraubesprechung endete mit einem Losverfahren, durch das jedem Team ein Slot zugewiesen wurde, der die Reihenfolge der Rennen und die gegnerischen Teams zuwies. Per Motorboot werden die Seglerinnen zwischen den Rennen von Land an Bord und vica versa gebracht.

Zu jeder Regatta gehört eine intensive Vorbereitung. Bei uns, wegen der großen Entfernungen zwischen den Teammitgliedern, war es: möglichst alle einmal in einem online Termin zusammenzukommen. Alles andere hat die fantastische Claudia Crespi übernommen. Sie ist der Nukleus des WOBI-Teams, findet die Ladies zusammen und hat den Spaß daran, diese zusammen zu bringen. Von den 17 Damen waren 8 (!) das erste Mal dabei – darunter auch ich.

Die Herausforderung vor der Regatta war für alle auf die Insel Vis zu gelangen. Nicht wenige haben zwei Tage auf der Anreise voller Vorfreude im Auto verbracht.

Als ich als letzte unseres Teams am Flughafen in Split ankam, von dessen Hafen die letzte Fähre um 18:30 Uhr nach Vis ging, waren ein paar unserer Teammitglieder bereits auf der Insel und die anderen traf ich vor einer Hafenklause. Das erste Treffen war von der Freude sich endlich persönlich kennenzulernen geprägt. Obwohl sich nur die wenigsten vorab kannten, war die Stimmung herzlich und grandios offenherzig. Eine Gruppe nach der anderen kam vor der Fähr-Abfahrt zurück zur Mutterbasis vor der Klause und hatte gefüllte Tüten mit Getränken und Essen organisiert. Die Insel Vis ist im Prinzip noch im Winterschlaf. Bei der Überfahrt fühlte ich mich wie in einem Fußball-Fan-Bus: alle angeschickert, laut und gut gelaunt! Vielleicht haben wir mit unserer Power die anderen Teams auf der Fähre zumindest etwas eingeschüchtert?

Nach der Ankunft in Vis haben wir das Hostel, welches den Crews bereitgestellt wurde, zur Partyzone erklärt. Dann ging es noch zur Eröffnungsfeier und dann wieder zurück zur Unterkunft, wo alle noch nicht genug hatten...

Der nächste Tag zwang uns gefühlt recht früh um 10:00 Uhr zur Besprechung in den Hafen. Um 09:45 Uhr war noch immer nicht geklärt und von Claudia verlautbart, wer von den 17 Seglerinnen mit wem segelt. Es tauchte ein handgeschriebener Zettel auf, der dann sofort als gesetzt galt. Ich hatte meine Crew! Allerdings wusste ich nicht wer hinter den Namen steckte. Wir hatten aber noch 5 Minuten bis zur Besprechung. Also habe ich mich einfach durchgefragt, die Erste die sich von einem der Namen auf der Liste angesprochen fühle, suchte sofort mit nach den restlichen Crewmitgliedern. 1 Minute vor der Besprechung standen wir im Kreis und hatten uns gefunden.

Dann erstmal versuchen der Besprechung zu lauschen - während noch die finalen „Hallo‘s“ ausgetauscht werden. Anschließend hatte ich die Frage gestellt, was sich denn jeder von uns als Job auf dem Boot zutraut. Alle waren offen für jede Position. Außer Cris (Chile), sie segelt ihre erste Regatta und hat erst vor zwei Jahren mit segeln angefangen. Da hat sich schon wer für die Zeit-Ansage zum Start qualifiziert… Der Rest war dann auch recht bald aufgeteilt. Alles war gut, bis wir eine Stunde später auf’s Boot stiegen: wir haben eine doppelte Großschotführung, bei der man dieses versehentlich auch an der Kreuz back stehen lassen kann, und darum hat Kate (CRO), die für Trimm Gro eingeteilt war, sofort die Karten beim Entern der Bavaria geschmissen. Diejenige die nicht sofort einen Schritt zurück getreten ist hat den Job instantan unter gutem Zureden aller weiteren Mitglieder geerbt: die mutige Kata (Ungarn). Die von ihr gestellte Voraussetzung war aber, dass sie das nicht alleine machen möchte, da zwei Winschen parallel zu bedienen sind. Also hat Alex (LUX) sich bereit erklärt mit ins kalte Wasser zu springen. Manu (SUI) war nun mit der Ex-Gro-Trimmerin Kate an der Fock. Als das nach zwei Minuten geklärt war kam das Ankündigungssignal für unseren Start… Versprochen von der Wettfahrtleitung war, dass jede Crew etwas Zeit bekommt sich an das Boot zu gewöhnen. Das hätten wir nach der Aktion gut gebrauchen können. Wir mussten aber direkt zur Startlinie rasen… Das Schiff war von unseren Vorgängerinnen völlig verstellt. Diese hatten sich nach ihrem eigenen Rennen die anschließende Wettfahrt rumgetrieben und uns das Boot verspätet übergeben.

Wir haben es gerade noch zur Startlinie geschafft und sind in unserer ersten Wettfahrt gleich mit zwei gegnerischen Booten konfrontiert. Wir können zumindest den Anschluss wahren. Viel Kommunikation an Bord: Fock und Gro sind nicht auf Anhieb optimal eingestellt, kein einziges Manöver vorab hat auch für so einiges Durcheinander gesorgt. Eine Wettfahrt dauert grob 20 Minuten, zwei Up and Down’s. Während der Wettfahrt hielten wir den Anschluss. Selbst die Fähre, die den Kurs mittig zunächst 100 Meter hinter uns auf dem Vorwind und anschließend auf der Kreuz direkt vor uns allen noch „im Weg steht“, da sie zur Drehung abbremst, ließ uns nicht abreißen. Im Ziel auf dem anschließenden Vormwinder steckten wir nahezu im Heck der Ersten (ich musste bremsen um die Kollision zu vermeiden) und leider ist am anderen Ende der Ziellinie Nummer 2 einen (!) Meter vor uns.

Wir feierten an Bord als hätten wir gewonnen. Unter den Voraussetzungen waren wir alle sechs an Bord richtig happy!

Dann ging es an Land. Wir hatten unseren nächsten Einsatz acht Wettfahrten später. Dieser hatte sich von der Wettfahrtleitung im Laufe des Nachmittags nicht mehr durchführen lassen -> am nächsten Tag erst ging es weiter für uns.

Die Stimmung war weiterhin hervorragend. Am Abend gab es wie am Tag zuvor, eine Mischung aus Klassenfahrt für Erwachsene und Junggesellinnenabschied. Die vergangene Corona-Abstinenz hat da vielleicht etwas aufgestaut und Damen unter sich sind sehr ungezwungen. Es ist wie allgemein bekannt im Segelsport selten, dass man gleichgesinnte Damen trifft. Die Party war lang und sehr lustig. Auch der einzige Mann unter 60, unübersehbar mit enger knallroter Hose gekleidet, wurde spaßig von Dame zu Dame gereicht.

Am kommenden Morgen gab es zu Beginn ab 10 Uhr eine Wettfahrt mit zwei Booten und anschließend eine an der wir teilnehmen sollten. Da uns am Tag zuvor keine Zeit eingeräumt wurde das Boot kennenzulernen, wurde ich von meiner Crew beauftragt das dritte Boot vorab zu okkupieren damit wir vor unserem zweiten Rennen etwas Übung bekommen. Die Wettfahrtleitung konnte mir nicht direkt folgen, obwohl wir tags zuvor nach der ersten Wettfahrt Beschwerde bei ihnen eingebracht hatten. Sie hatten dann aber das Beste aus der Situation gemacht und unter den drei Crews, die alle das Boot in der kommenden Wettfahrt hätten bekommen können, eine Entscheidung per Losverfahren herbeigeführt. Und wir zogen das richtige Los und gingen an Bord.

Nach einigen Stunden Startverschiebung mangels Wind konnten noch alle Wettfahrten gesegelt werden. Wir hatten mit zwei Siegen und viel Abstand unser Ansehen aufpoliert und kamen final auf den fünften von elf Plätzen. Nach einer ausgiebigen Preisverleihungsparty bis in die Morgenstunden hieß es für alle am nächsten Morgen die Fähre um 7 Uhr früh zu erreichen. Kurz vor dem zu Bett gehen fragte mich Cris (Chile) ob ich nicht Lust hätte, sie mit einer der Bavarias zurück nach Split zu begleiten. Sie bräuchte noch einen Skipper. Das ließ ich mir nicht lange durch den Kopf gehen. Ich hatte so noch eine schöne Ausfahrt durch die Inseln, ca. 55 nm bei Sonnenschein aber kühler Früh-Frühlings-Temperatur, zurück nach Split. Das Erreichen meines Fluges wurde dann noch etwas sportlich, aber sobald ich eingecheckt war beruhigte sich mein Puls wieder. Da traf ich dann auch noch auf eine der anderen zwei Skipperinnen unseres WOBI-Teams. Karin (DEN), amtierende dänische Meisterin in der Wayfarer Jolle, war auf dem gleichen Flieger nach Amsterdam.

Ich kann allen segelbegeisterten Damen aus unserem Verein die WOBI Crew wärmstens ans Herz legen. Manu (SUI) aus meiner Crew hat uns eine Website eingerichtet, die hoffentlich mit schönen Erinnerungen an die künftigen Veranstaltungen gefüllt wird. Kontakt kann man über die dort angegebene Mailadresse mit Claudia (ITA) aufnehmen. Melli und ich haben für euch natürlich auch gerne bei Bedarf ihre Handynummer, falls eine von euch auch mal den Spaß vor das Ergebnis stellen möchte.

Ich wünsche uns allen eine tolle Segelsaison 2023 mit vielen schönen Erfahrungen und neuen Erlebnissen!

Servus aus München

eure Helen

 

 

Fotos: privat

 

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