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Melanies Bericht: Vom Regattasegeln und vielem mehr! - 1. Female Offshore European Championship (EFOEC)

Venedig - Montenegro (336 sm) / Montenegro - Taranto (236sm) / 26.09 - 01.10.2023

Eine Offshore-EM nur für Frauen gab es noch nie! Die italienische Organisation „Marina Militare Nastro Rosa Tour“ bietet Offshoreseglerinnen durch ihre 10 gestellten Figaro-3 eine aus deutscher Sicht unglaubliche Chance, sich weiter zu entwickeln, international zu messen und auszutauschen.

Glichen meine Figaro-3 Teilnahmen vergangenes Jahr noch einem reinen Abenteuer, bei dem allein das Ankommen im Kreis von Profiseglern oberstes Ziel war, so hatte sich seit der Mixed-EM im Juni, bei der wir unfair knapp eine Medaille verpassten, seitens meiner Einstellung einiges verändert. Ich kenne das Boot inzwischen immer besser, habe Erfahrungen stets nachgearbeitet, kann nun offenbar mithalten und sogar, wenn alles passt, vorne mitsegeln!

Um die teilnehmenden Nationen zu erweitern und den Grundgedanken dieser EM zu unterstützen, habe ich mir eine Teampartnerin aus einem anderen europäischen Land gesucht. Da kam das Volvo-60 Projekt vom März gerade recht. Aus dieser internationalen Crew fand ich mit Victoria eine ungarische Seglerin, die noch am Anfang ihrer Offshorekarriere steht. Eine gute Vorbereitung im Vorfeld war also dringend erforderlich. Ich wollte später natürlich eine potente Unterstützung an Bord haben. So habe ich kurzer Hand meine umfangreichen Aufzeichnungen und Checklisten (inzwischen 15 Seiten) über Figaro-3 Segeln auf englisch übersetzt und Vici lernte diese vorher wie ein Gedicht auswendig.

Drei Tage vor dem Start trafen wir uns in Venedig und bauten unser zugewiesenes Boot Nr. 3 im hermetisch abgeschlossenen „Arsenale“ gemeinsam auf. Wir verzichteten auf Trainingsfahrten, da allein der Weg aus Venedig raus und zurück jeweils 1,5 h dauern würde. Ich litt außerdem an einem Magen-Darm-Infekt und so konzentrierten wir uns lieber auf Details und Abläufe als Trockenübungen. Bei dieser Offshoresegelei sind eine fehlerhafte Schotführung nach Segelwechseln oder eine unsaubere Fallenführung nach einem Manöver häufige Fehlerquellen. Zur Eröffnungsfeier kamen wir Seglerinnen aus GER, GBR, NED, FRA, HUN, IRE und sogar ARG zu kurzem Smalltalk zusammen. Eine weitere deutsche Teilnehmerin aus Hamburg freute sich, mich kennenzulernen. Ich erfuhr, dass sie tatsächlich meinetwegen mit dem Offshoreregattasegeln begonnen habe und ich ihr Vorbild sei. Das hat mich wirklich berührt!

Für Navigation und Taktik standen uns nur einfachste Möglichkeiten zur Verfügung. Das GPS an Bord, unsere Handys ausgestattet mit Navionics-App sowie eine Beratung zum Routing unmittelbar vor dem Rennstart durch Petra - meine kroatische Segelfreundin (Weltumseglerin und Olympiakaderseglerin) - und zusätzlich das Routing über die Software von Fabian meinem männlichen deutschen Teampartner für die anschließende WM. Dieses sah die optimale Route eher durch die Mitte der Adria, Petra unser „Local“ empfahl eher einen Weg unter der kroatischen Küste. „Die Thermik unter Land in der flauen Schlussphase könnte für euch ein Joker sein.“ sagte sie, während ich noch meinen letzten Kaffee für die nächsten 5 Tage trank. 

Es versammelten sich alle Figaros zum Start auf die erste ca. 340 sm lange Etappe nach Trivat in Montenegro. Die finalen Abläufe von Verplombung des Bowdenzuges (Motor) bis hin zum UKW-Check waren mir inzwischen gut bekannt. Eben gab das RC noch an, den Start für 12:10 zu planen als plötzlich die Klassenflagge runter ging und ich über UKW-CH77 „start, all clear“ vernahm. Was? Start? Jetzt schon? Niemand befand sich an der Startlinie, warum auch – wir hatten ja eigentlich noch 4 Min. Oh man, was war das denn schon wieder! Also Segel angezogen und ab ging es!

Es war klar, dass sich das Feld schnell teilen würde in einige Gennakersegler, die mehr Tiefe suchten und andere, die sich wie wir für den Code-O und den Weg eher Richtung Kroatien entschieden. Wir hörten einen Protestruf, weil ein Schiff sich einer der vielen Bohrinseln unter 1 sm genähert hatte. Bei uns lief aber alles soweit nach Plan. Bald wurden wir wechselnd zwischen Platz 2-4 geführt. Das freute uns, hielt uns aber natürlich auch in Atem. Unser Schlaf beschränkte sich auf kurze Phasen von max. 30 Minuten. Zu intensiv war das Taktieren mit den anderen Teams. Nachts schien ein wunderschöner Vollmond. Hier sprangen Delphine, da schwamm eine große Schildkröte an uns vorbei. Natur pur! In der 2. Nacht erwischte uns nach langer Gennakerphase urplötzlich eine Bora mit Wind um 27 kn, auf die wir zum Glück vorbereitet waren. So flogen wir unter Code-0 wie auf einem fliegenden Teppich über die glitzernde See, während über uns ein traumhafter Sternenhimmel funkelte. Alles fühlte sich „save“ und deswegen großartig an. Schon bald wurden wir wie vorhergesagt in einer Flaute ausgebremst. Wir klebten förmlich an der Insel Susak südlich von Split für unglaubliche 10 Stunden! Keinen Meter kamen wir vom Fleck.

Derweil traf eine Meldung des RC ein, die besagte, dass das Ziel läppische 10 sm vorverlegt wird. Dennoch sei der Start zur 2. Etappe nach Taranto (ITA) weiterhin für den nächsten Tag 11:30 Uhr geplant. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch ca. 100 sm vor uns. Wer also zu spät eintrifft, hätte keine Chance mehr auf eine weitere Teilnahme. Grundsätzlich war nach umständlicher Passkontrolle eine abendliche Beachparty und vor allem eine Übernachtung an Land eingeplant. Diese drohte nun wegen der flauen Winde komplett wegzufallen. Nur mit Glück würden wir vielleicht den Start zur 2. Etappe noch erreichen können. Also keine Pause, kein Schlaf nachholen, keine Vorbereitungszeit für Taktik nach Taranto. Es dauerte nicht lange, da vermeldete eines der hinteren Schiffe seine Aufgabe dieser Etappe, die anderen starteten eine wilde WhatsApp Kommunikation. Auch uns lies das alles nicht kalt. Wir befanden uns aber noch im Kampf um Platz 3, durften nicht lockerlassen und mussten versuchen negative Gedanken auszublenden – das war wirklich kein leichter Job! Unter Gennaker näherten wir uns nur langsam Montenegro. Die drittplatzierten zogen in der 3. Nacht dicht vor uns auf Stb-Bug durch und halsten. Wir versuchten über mehr Tiefe an sie ranzukommen und blieben aber alle in einer erneuten Flaute stehen. Sehr spät hatte das RC schließlich ein Erbarmen und erlöste uns! Luigi zählte die Platzierungen durch und bat uns nach Montenegro nun schnellstmöglich zu motoren. Puh! Nach 8h Motorfahrt trafen wir uns alle am Eingang zum Achterwasser. Die drittplatzierten schickten mir während der Motorfahrt persönlich folgende Nachricht: „It was such a pleasure to race against you! How are you doing? Big hugs from Helena and Flor!“ Wow, wie nett! Ich antwortete ihnen sofort: „Hoffentlich können wir bald gemeinsam auf unsere Fights anstoßen!" Wir warteten schließlich auf See für 1,5 h in glühender Hitze bis zum nächsten Start. Also schnell mal waschen, essen, Wetter checken und Taktik überlegen. Für Schlaf war keine Zeit mehr! Zum Glück hatten wir unseren Proviant in weiser Voraussicht bis nach Taranto geplant. Andere Teams hatten Probleme, brauchten Wasser, Essen und alle wieder Nachschub an Diesel. So organisierte das RC kurzfristig ein Rib, welches uns alle mit Diesel und weiteren Bestellungen mitten auf dem Wasser versorgte. 

Wir setzten schließlich wieder unser Groß und starteten - dieses Mal ohne weitere Vorkommnisse - in die 2. Etappe. 240 sm lagen voraussichtlich vor uns.

Der geplante Leestart glückte uns gut, Boot und Speed fühlten sich super an und so befanden wir uns bald wieder an Position 3. Wir unter Code-0, die meisten anderen unter Gennaker. Wollten wir hier mithalten, hätte der Gennaker jetzt hoch gemusst. Vici schien aber sehr müde, fühlte sich nicht mehr fit. Das spürte ich schon während unserer kurzen Pause. So entschied ich einen anderen Weg einzuschlagen, unter Code-0 unser Glück unter der italienischen Küste zu suchen. Uns war klar, dass die Chancen für eine Topplatzierung nicht gut standen. Und so kam, was kommen musste. Weit abgeschlagen rundeten wir 1,5 Tage später zum Sonnenuntergang schließlich das Süd-Kap des italienischen Stiefels „Leuka“. Aber wir hatten noch einmal Glück, dass die vordere Flotte durch eine Flaute ausgebremst wurde. Auf dem AIS entdeckte ich plötzlich neben uns einen unserer Konkurrenten. Kaum zu fassen. Was für eine Aufholjagd! Wir überholten auf der anschließenden 65 sm langen Kreuz Richtung Taranto tatsächlich noch 2 Konkurrenten! Der Wind drehte nachts genau gegenan und nahm bis über 25 Kn zu. Der Weg durch die Dunkelheit zum Ziel fühlte sich endlos an. Da bekam Vici Angst und fühlte sich entkräftet. Die Figaro-3 liegt tatsächlich an der Kreuz sehr schräg (> 45°). Ich versicherte ihr, dass dies normal sein. Dennoch gab es irgendwann einen Moment, in dem ich dachte, ich müsse aufgrund ihrer Psyche „vom Gas gehen“. So bargen wir die Fock und stärkten uns erstmal. Derweil zogen die beiden Figaros natürlich wieder an uns vorbei. Dies war für mich einer der schwersten Momente dieses Rennens. Im Morgengrauen setzten wir wieder die Fock und kämpften noch weitere 4 Stunden. Im Ziel erwartete uns tatsächlich dann niemand! Absolut niemand! Zu spät kam uns dann ein Rib des RC entgegen. Oh man -  hier brauchte man wirklich Humor!

In der Endabrechnung beendeten wir diese 1. Female Offshore EM auf Platz 6. Was für ein Kampf – nicht nur auf See, sondern vor allem mental!

Als Nachtrag sei an dieser Stelle noch Folgendes erwähnt: Am Abend saßen wir Seglerinnen und das RC noch in entspannter Runde zusammen. Es wurde viel gelacht. Luigi lüftete hier das Geheimnis darüber, was sich auch für ihn als Wettfahrtleiter in Montenegro abspielte. Seine Geschichte erinnerte an einen Gangsterfilm der Mafia. Während wir schon Richtung Trivat steuerten, war zu jenem Zeitpunkt noch rein gar nichts über unsere Einreise geklärt. Zwischen Montenegro und Serbien entwickelten sich außerdem just zu diesem Zeitpunkt erhebliche Spannungen, die für die Ausrichtung dieser Regatta nicht förderlich waren. Was für ein Abenteuer!

Eure Melanie

 

[Fotos: © SVSt / privat & © MMNRT | MMelandri]

 

Update 1.10.23 - Unbezahlbahre Erfahrungen und Platz 6 in der Gesamtwertung für Team Quadriga.

Beim Start zur zweiten Etappe des Nastro Rosa EUROSAF Female Offshore European Championship haben Melanie und Viktoria entgegen der üblichen Regatta-Gepflogenheiten die Lee-Seite gewählt, da der Kurs besser in Richtung Ziel wies. In der Folge lagen Sie nach der ersten Wende an Platz 2 und konnten mit Weegerecht das Feld queren.

Zu diesem Zeitpunkt haben sie sich entschieden den Kurs noch etwas beizubehalten und alles auf eine Karte zu setzen, nämlich auf stärkere Winde nahe der italienischen Küste. Leider sind diese nicht eingetreten, so dass sie dann dem Regattafeld hinterhersegelten. Mit konsequentem Trimm und konzentriertem Segeln haben sie über rund 10-12 Stunden dem Feld nachgesetzt. Hinter dem Absatz des italienischen Stiefels konnten Sie tatsächlich erst eines und dann sogar noch ein zweites Boot der Flotte einholen. Allerdings waren die Bedingungen sehr extrem:
Nach sehr langen Stunden und nur einer Pause von 1,5 Stunden zwischen den beiden Etappen, nachts, mit großer Schäglage, ungewöhnlichen Wellen, Gischt ohne Ende und in der Landabdeckung ständig wechselnden Winden.

Hier haben die beiden – getreu dem Motto better save than sorry – den Druck heraus genommen und am Ende nach 19 Stunden und 40 Minuten zwar als letztes Boot, aber dafür nicht mit allerletzter Kraft, die Ziellinie überquert. Damit sind sie, dank des vierten Platzes bei der ersten Etappe, in der Gesamtwertung auf den 6. Platz gesegelt. Gewonnen haben mit ihren Siegen auf beiden Etappen Ellie Driver und Catherine Hunt, die als Team Chilli Pepper das erste Mal an der Regatta teilgenommen haben.

Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmerinnen für das spannende Rennen! Für alle interessierten sind beide Etappen auf TracTrac (Link unten) als Replay vefügbar.

 

Update 29.09.23 - Nach einem langen Flautenkrimi hatte das Race-Komitee Einsicht und die erste Strecke wurde "technisch" beendet. Dazu wurde als Zieldurchlauf die Reihenfolge der Positionen von 2:40 Uhr heute morgen gewertet. Leider haben die Teilnehmerinnen so auch die für gestern Abend geplante Beachparty in Herzeg Novi/Montenegro verpasst.

Der Start zur 2. Etappe wurde heute um 14:40 Uhr ohne Landfall unmittelbar nach Eintreffen der Boote vor der geplanten Ziellienie zwischen Punta Ostro (Kroatien) und der Insel Mamula (Montenegro) um 14:40 Uhr unserer Zeit durchgeführt. Melanie und Viktoria haben sich etwas östlich des Feldes positioniert, angesichts der wieder unklaren Schwachwindfelder könnten sie daraus eventuell bessere Windverhältnisse erreichen.
Wir drücken die Daumen!

 

Update 27.09.23 - Beim 1. "Eurosaf Female Offshore European Championship" (EFOEC) ist Melanie Aalburg mit Viktoria Galla auf der Figaro 3 "Spadillo" (Nr. 3 von 10) als Team Quadriga unterwegs.

Chilli Pepper (Driver/Hunt) haben sich in einem Windfeld an der Italienischen Küste abgesetzt. Quadriga ist Nr. 2 beim Zwischenstand um 15:30 Uhr nach 1 Tag und 3h im Rennen. Aber Vamos! (Lazzari/Schneider) war dicht dahinter und ist inzwischen auf Platz 2 vorgerückt. Es bleibt spannend...

7 Stunden später (nach 1d10h) sind Melanie und Viktora noch immer an dritter Stelle in direkter Konkurrenz (je ca. 3sm Abstand) mit Vamos! und direkt verfolgt von Team Askew/Hill, während Chilli Pepper den Vorsprung auf aktuell 30 sm ausbauen konnte.
Überraschen könnten noch O´Halloran/Stevens, deren Race-Tracker scheinbar nicht aktualisiert. Auf Vesselfinder.com steht die Misenio der beiden südlich der Venerio (Team Caccia): www.vesselfinder.com/?mmsi=228074790
Wir drücken die Daumen! 🤞🍀

Das Rennen kann live verfolgt oder auch nochmal als Replay abgespielt werden auf www.tracktrack.com (Link für PC)

Die Spadillo von Melanie und Victoria auf Vesselfinder.com: www.vesselfinder.com/?mmsi=228074750

 

25.09.23 - Der italienische Figaro 3 - Regatta-Zirkus geht weiter: Nach der Absage des "2° Mediterranien Championship - Female Offshore" (siehe Info hier - Link)  im Frühjahr, wurde die Strecke kurzerhand erweitert und neu als "Eurosaf Female Offshore European Championship (EFOEC)" von Venedig über Montenegro nach Taranto aus der Traufe gehoben.

Am 26. Oktober startet Melanie mit ihrer Ungarischen Teampartnerin Victoria auf der Figaro 3 "Spadillo", dem Boot Nr. 3 der Figaro-Flotte der Nastrorosa-Tour. Das 2023 Nastro Rosa "EFOEC" ist ein Rennen auf Figaro 3 Booten mit zwei Frauen als Crew und ohne auf-dem-Wassser-Assistenz vom Start bis zum Ziel. Ein Stop-over wird es in Montenegro geben, wo die Crews kurz Luft holen können. Insgesamt sind 5 Renntage angesetzt.

Wir freuen uns, dann hier wieder über das Rennen berichten zu können.

Link zur aktuellen Veranstaltung: www.nastrorosatour.it/www_WOMEN/

 

Ihre Teilnahmen am italienischen Figaro 3 - Regattazirkus bisher:

 

 

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