Regatten

Vom SVSt veranstaltete Regatten, Wettfahrtkalender, Regattaberichte von auswärtigen Regatten unserer Segler und Seglerinnen,
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Ziel: nicht Letzte werden

Mit vier Teams sind wir zum HelgaCup nach Hamburg aufgebrochen, der J70-Frauenregatta auf der Außenalster, von der wir schon so viel gehört hatten: Sportwartin Melanie Aalburg mit ihrer Crew „Quadriga“, Helen Fischer mit drei süddeutschen Seglerinnen alias „Die Pfeifen“, und dazu die zwei Newcomer-Teams: Daria Hinrichs‘ „Berolina“, ein ursprünglich reines SVSt-Team mit Eva Samland und Bettina Schrag. Der kurzfristige Ausfall von Claudia Böhm konnte glücklicherweise dank Melanies guter Kontakte durch eine junge, erfahrene J70-Seglerin aus Münster aufgefangen werden. Also bestand nur das Team Charlotten mit Anja Köhler, Michaela Ibach, Britt Schaffranietz und Angelika Schneider komplett aus SVSt-Frauen. Mit deutlich Ü50 auch eher reifer Nachwuchs.

Am Donnerstag Check-in im Norddeutschen Regatta Verein (NRV), danach Regelabend im Hamburger Segel Club (HSC): Chief-Umpire Manuel Hünsch führte die Teams noch mal durch alle wesentlichen Regelbesonderheiten und erläuterte die zu segelnden Kurse.

Viele der Frauen kannten sich schon von den Helga Cups der vergangenen Jahre, wir nur einige wenige, von einer Trainingsmöglichkeit auf der J70 diesen März im BYC.

Richtig los ging es Freitag früh. 340 Frauen, dazu das Orgateam, freiwillige Helfer, Wettfahrtleitung, Schiedsrichter … ein ziemliches Gewusel auf einem gar nicht so großen Gelände. Überall Frauen in Teamkleidung mit teils lustigen, teils originellen Namen, und auch solche wie wir, mit zusammengewürfelten Klamotten. Immerhin mit schicken neuen Westen (danke Rainer Kiewning!). Ungewohnt für ein Regatta-Umfeld: mehrere Frauen (und ein Mann) mit Langstöcken (aka Blindenstöcken), die Menschen mit Sehbeeinträchtigung auch unter den vielen Menschen auf dem fremden Vereinsgelände ein sicheres Bewegen ermöglichten. Dazu waren auch noch Führ- und Assistenzhunde unterwegs. Denn der Helga Cup ist inklusiv: Neben der J70-Regatta wurde auch eine S\V14-Regatta gesegelt. Jeweils eine Seglerin mit Beeinträchtigung und eine ohne bildeten ein Team auf speziell für inklusives Segeln konzipierten Booten.
Dass der Helga Cup es ernst meint mit Inklusion, zeigt sich auch im neu gegründeten Helga Cup Board — berufen wurde unter anderen die Weltmeisterin 2022 im Inklusionssegeln, Nadine Löschke.

Bei der Steuerfrauen-Besprechung machten wir dann große Augen, als die vielen Schiedsrichter vorgestellt wurden: internationale Jury aus sechs Ländern, mit großer Erfahrung bei hochklassigen Regatten. Zum ersten Mal dämmerte uns, worauf wir uns eingelassen hatten. Melanie hatte sich im Vorfeld alle Mühe gegeben, unsere Erwartungen an mögliche sportliche Erfolge zu dämpfen… gelungen ist das dann durch diese Vorstellung vor Ort.
Alles was dann kam, war völlig neu für uns: Pairingliste, Bootszuteilung, Wettfahrtmodus, unterschiedliche Kurse, „inner loop“, „outer loop“… böhmische Dörfer.

Erste Lektion: Regattasegeln heißt Warten. 58 Teams, 80 Kurzwettfahrten, 6 Boote, fliegender Wechsel. Die Boote wurden zugelost, daraus ergab sich die Reihenfolge, und bis die Charlotten dran waren, vergingen einige Stunden. Berolina und Quadriga waren zwar früher dran, hatten dann aber zwischendrin lange Wartezeiten. Das immerhin bei Sonnenschein, allerdings auch ziemlicher Hitze. Die Alster glitzerte verführerisch, aber: Baden nicht erlaubt. Naja.

Die beiden erfahrenen Steuerfrauen Helen und Melanie schlugen sich in ihren ersten Wettfahrten ganz ordentlich, mit Plätzen 3 und 4 (Melanie) und zwei dritten Plätzen (Helen). Berolina und Charlotten schafften jeweils 6. Plätze… und das heißt: letzte Plätze. Zumindest die Charlotten hatten genug damit zu tun, die Bahn zu entschlüsselen und irgendwie rum zu kommen. Und das auch noch mit Zeitlimit: spätestens 12 Minuten nach Zieldurchgang des 1. Bootes muss frau auch durchs Ziel, sonst gibt es ein DNF und Strafpunkte.

Im Laufe der drei Tage lernten wir vieles. Wir lernten die Bahnen kennen und die Boote. Wir lernten, dass Vorurteile („guck mal, die Tussis ganz in rosa“) nicht angebracht sind (Olympiasiegerin 470er von Rio), und dass es etliche Frauen gibt, die wahnsinnig gut segeln. Wir lernten, dass auch den richtig guten manchmal blöde Fehler passieren, die dann aber noch immer was daraus machen. Wir lernten, dass 45qm sehr dünnes Tuch ganz schön viel ist, wenn man es nicht richtig händelt, und dass eine Rollwende mit einer J70 noch ganz anders aussehen kann, als wir dachten. Wir lernten, dass man bei regelwidriger Behinderung protestieren muss, auch wenn es gegen die eigene Trainerin geht (sorry, Melanie, nächstes Mal bist du dran!).
Wir lernten, dass wir noch ganz viel lernen können, und auch mit dem letzten Platz leben können. Denn: ja, unser Ziel haben wir verfehlt, jedenfalls die Charlotten: Platz 58, Berolina 56, Quadriga 25, Die Pfeifen 24.
Das Finale war dann noch mega-spannend, und eine ganz andere Liga, im Wortsinn: Bundesliga-Teams und Matchracerinnen…..
Und genau das ist das Tolle am Helga Cup: die Chance für Jederfrau, mit und gegen Topseglerinnen zu segeln, ohne dass die auf einen runterschauen. Die Chance, ein tolles Boot in einer tollen Umgebung mit lauter tollen Frauen zu segeln und bei vielen inspirierenden Gesprächen Seglerinnen aus ganz Europa kennenzulernen.

Hamburg, wir kommen wieder. Zum Helga Cup 2024.

[Fotos: © Sven Jürgensen, privat]

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