Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Sturmvogels Schiffsmeldung Nr. 3/17

10.08.2017

Am Sonntag, 5. August, kommt diese Meldung abwechselnd aus der Mahagonihöhle und vom Sonnendeck des Sturmvogels im Hafen von Barhöft. Wie und warum wir hier hingekommen sind?

Also: von Helsingör segeln wir am Dienstag, 25.Juli, knapp 30 Seemeilen südwärts nach Dragör (Kopenhagen lassen wir links liegen), und wegen wenig Wind wird auch motort. Wer liegt dort schon im Hafen? Uli und Angelika Nickel mit ihrer Ebbe II aus dem Segelverein Stößensee!! Einen Klönabend verbringen wir gemeinsam im Bauch des Sturmvogels bei Wein und Ginger Ale. Am nächsten Tag bei Nord 3 Bft. wird nur die Genua gesetzt und 25 Seemeilen weiter erreichen wir bei leichtem Regen Rödvig. Wir passieren zuvor das imposante Stevns Klint mit einer Kirche aus gleichem Gestein. Bei ihrer Erbauung im 12. Jahrhundert lag sie noch etwa 50 Meter von der Kliffkante entfernt. Durch die fortwährende Erosion des Kliffs rückte die Abbruchkante immer näher, bis im Jahre 1928 der Chorraum der Kirche abstürzte. Eine steile Treppenleiter führt neben der Kirche zum Strand. Sicher ein lohnenswerter Ausflug, aber der Weg vom Hafen dorthin ist weit – zu weit für uns Ameisen.

Der Yachthafen scheint voll zu sein, wir suchen nicht lange und machen längsseits an einer größeren Yacht fest. Es ist noch genug Platz im urigen Fischereihafen, dort macht die Ebbe II fest. Wir verholen nächsten Tag in eine Box und gönnen uns einen Hafentag. Der Ort ist überschaubar, nahe dem Hafen gibt es ein Fischgeschäft und zum Supermarkt geht’s am Strand und am Bahnhof vorbei. Eine kurze Wanderung entlang der Steilküste soll uns zum Kalkbruch führen, doch der Platz ist zu einem Kral mutiert und von fröhlich lächelnden jungen hippiesken Menschen und bunten Zelten besetzt – einem Summer-of-Love-Festival. Soviel Liebe und ein Regenschauer animiert uns bald wieder zur Umkehr.

Unser Ziel ist und bleibt Hiddensee! Es sind 55 Seemeilen nach Rügen. Die Überfahrt am Freitag, 28. Juli – anfangs bei moderatem Westwind und glatter See – ist ‘easy going‘, bei Möns Klint kommt der Wind südlicher, und wir können den Dornbusch anliegen, dort schläft er dann ein. Der Hafen von Kloster ist nicht nur an Wochenenden regelmäßig überfüllt, deshalb planen wir, für die kommenden zwei Tage in Wiek auf Rügen Zwischenstation zu machen. Wir könnten dort endlich Rad fahren, nach Altenkirchen oder auch an den Nordstrand. Um uns dann am nächsten Montagvormittag einen Platz in Kloster auszusuchen. So ist der Plan.
In den Wieker Bodden müssen wir motoren, und kurz vor der Hafeneinfahrt kriegen wir ordentlich eins auf die Mütze, eine heftige Schauerböe und übermannshohe Dalben machen das Anlegemanöver zur nassen Herausforderung. Das schauerliche Wetter ist beständig, während unserer einzigen kurzen Radtour von fünf km nach Altenkirchen wettern wir in zwei Haltestellenhäuschen bzw. im Kosegarten-Museum neben der sehenswerten Kirche gleich drei Gewitter-Schauer ab, eines mit sehr heftigem Starkregen und Hagel.

Der Skipper staunt nicht schlecht: Neben uns macht ein anderer Hanseat 70 fest, die Grepi aus Kiel mit einem Einhandsegler. Er hat sein Schiff mit bemerkenswerten Modifikationen ausgestattet und es entspinnt sich ein längeres see- und fachmännisches Gespräch. Wegen des maroden Auspuffs empfiehlt er die Werft Lingrön in Barth, wo Ralf auch schon eine Reparatur in Erwägung gezogen hatte.

Am Montagmorgen, 31. Juli, geht unser Plan auf: Nach zwei Stunden Motorfahrt von Wiek nach Kloster machen wir fest am Steg 2, quasi unserem Stammplatz. Ein halber Strandtag in Neuendorf ist der Crew vergönnt (Fahrräder raus und wieder rein in die Hundekoje!), denn schon am nächsten Tag sollen wir nach Barth kommen; der Auspuff des Sturmvogels kann dort nur noch in diesen Tagen geschweißt werden, der Schweißer geht in der kommenden Woche in Urlaub.

Am Abend Klönschnack mit Ulla und Jürgen aus dem SVSt. Also machen wir Dienstagmorgen um halb acht wieder los, um in anstrengenden sechs Stunden die 30 Seemeilen nach Barth durch das kurvigen Fahrwasser zu motoren; der geflickte Auspuff rußt noch immer etwas in den Motorraum und durch die Lüftung. Pünktlich um 13.30 sind wir im Wirtschaftshafen von Barth, der Auspuff wird vom Meister begutachtet, Ralf baut das Teil aus, und schon am nächsten Vormittag bringt es der Schweißer repariert zurück. Gute Arbeit.

Das beständig unbeständige Wetter dauert an, Schauer und Starkwind hält uns in der kleinen Stadt. Fahrräder werden ausgeladen, doch das historische Pflaster der Stadt ist wenig fahrradfreundlich. Zu Fuß machen wir uns auf Besichtigungstour: zur Kirche, einem Museum, zum Supermarkt. Dort trifft Ralf ehemalige Mitbewohner seiner WG! Wir haben in den Seglerhafen verholt, direkt vor Ort beginnt am Donnerstag das jährliche Segel- und Hafenfest mit Fahrgeschäften, Fress- und Bierbuden, etlichen Verkaufsständen mit Taschen, Schuhen, Klamotten und Festzelt mit Bumsmusik bis nachts um 11. Deutsche Leitkultur? Am Freitag radeln wir auf Radwanderwegen (oder was man dafür ausgibt) 13 km nach Zingst, genießen ein paar Stunden den tollen und vollen Strand. Ganz entspannt geht es mit der Fähre zurück nach Barth. Spät am Abend erleben wir das Höhenfeuerwerk über dem Hafen, leider auch die Bumsmusik bis 2 Uhr morgens.

Wind der Stärke 5-6 Bft. aus West bläst uns unter gereffter Genua durch das gewundene (links und rechts sehr flache) Fahrwasser (rote und grüne Tonnen rechts und links) mit einigen Schiften (vor Wind das Segel von backbord nach steuerbord oder umgekehrt bringen) am Samstag nach Barhöft, wo wir auch am Sonntag noch Schauer und Starkwind abwettern. Montag endlich soll es laut Herrn Dietzel von DP07 (private Seefunkstelle, der Wetterberichte aussendet) abflauen und wir können zurück und Hiddensee anlaufen. Und so wird es gemacht.
Am Montag (7. August) entschließen wir uns, an der westlichen Außenküste von Hiddensee entlang mit Südwind zu segeln. Anders als vorhergesagt ist er mit 2 Bft. zu schwach um mit Groß und Genua (Vorsegel) voranzukommen. Der Spinnaker wird ausgepackt, doch als der Bergeschlauch hochgezogen wird, kommt der riesige Spi wieder heruntergesaust, fällt aufs Deck und natürlich ins Wasser. Der Schnappschäkel des Spinnakerfalls (die Leine, mit der er hochgezogen wird) ist oben aufgegangen. Der Skipper ist frustriert – zu wenig Wind und eine falsche Entscheidung, außen lang zu gehen. So motoren wir schaukelnd im alten Schwell der letzten Starkwindtage! Nach knapp vier Stunden machen wir in Kloster fest.

Dann ist Spi trocknen, Schiff aufklaren, Fischbrötchen futtern angesagt und last not least geht‘s zum Strand, baden in Sonne und Ostsee bei 21°. Wow!

Herzliche Grüße an alle vom Sturmvogel
mit Chrissie und Ralf

Sturmvogel

Zwischen Berlin und Ostsee