Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Schiffsmeldung Nr. 2 vom Sturmvogel

16.08.2019

Ausgebremst in Karlskrona, Sonntag, 11. August 2019

Wenn wir den Wetterprognosen Glauben schenken, haben wir ein paar Tage Zeit in Karlskrona zu verweilen, denn zur Zeit weht starker Wind aus Südwest. Also genau daher, wo wir hin wollen. Mit uns haben sich viele andere Segler eingefunden, die den gleichen Weg vor sich haben, Niederländer, Deutsche, auch Dänen und ein paar Schweden. Kaum einer verlässt den Hafen, alle haben sich gut vertäut.

In Stockholm sind wir nach fünf Tagen Aufenthalt stadtmüde und verlassen Wasahamn unter Motor am 18. Juli mangels Wind zur Insel Grinda, einem Naturreservat. Hier soll es einen Steg, einen Laden mit Café, und auch wichtig: Klos und Duschen geben. Bei unserer Ankunft sind die Stege voll belegt oder reserviert und wir bereite uns aufs Ankern vor, dann legt eine größere Segelyacht ab, und wir angeln die für uns zu weit draußen liegende Heckboje, neben uns eine Dreizimmer-Wohnung-Motoryacht. Wir brauchen drei zusammengeknotete Leinen, um an den Steg zu kommen. Eine Tour führt uns über die wirklich sehr schöne Insel. Man sonnt sich auf Felsen in Badebuchten, ausgestattet mit Plumpsklos, es gibt einen gepflegten Zeltplatz, einen Pferdehof, wo man Eier kaufen kann, und etliche improvisierte Sommerbehausungen aber auch ein Hotell. Ja, es gibt eine Dusche und Toilette für die Steganleger, für die man sich den Schlüssel beim Havnevart abholen muss. Auch ein gut besuchtes Café und einen Laden mit Backwaren und Eis sind vor Ort. Der Abend und die Nacht an Bord wird unruhig, denn die vorbei fahrenden Fähren und Motorboote in allen Größen verursachen enormen Schwell. Fraglich ist, warum wohl in einem Naturreservat Wasserscooter vermietet werden, die nicht nur Lärm und Wellen verursachen und fossile Brennstoffe verbrauchen. So ist die schöne Insel Grinda in unguter Erinnerung.

Zwei weitere Tage und Nächte verbringen wir auf zwei Ankerplätzen: Nämdö, in der Nordbucht mit Heckanker und Landleinen und in Ranöhamn. Zum Verproviantieren segeln wir erneut nach Nynäshamn. Der für uns ungünstige Wind hält uns fest und wir entschließen uns zu einem Ausflug mit dem Bus nach Ankarudden und weiter mit der Fähre nach Landsort auf der Insel Öja. Eine schöne Insel, ein entspannter Tag bei bestem Sommerwetter. Wir haben die Stockholmer Access-Card neu mit Guthaben bestückt – leider zu wenig, für die Rückfahrt mit dem Bus reicht es nicht! Peinlich! Wir sollen mit dem Smartphone die App runterladen und damit bezahlen, meint der Busfahrer. Aber ganz so einfach ist es nicht. Das dafür benötigte Googlekonto ist nicht verifiziert. So mogeln wir uns „schwarz“ nach Nynäshamn zurück, letztlich lässt uns der Busfahrer mit einem Lachen laufen.

Weiter südwärts zu segeln war wegen schwacher Gegenwinde immer noch nicht möglich, so ankern wir am Mittwoch, 27. Juli, in der Bucht Soviken, nördlich von Öja. Überraschung: Zwei junge Leute mit offenem Motorboot bieten allerlei Köstlichkeiten an: Erdbeeren, geräucherten Fisch, Backwaren und Eis! Das nehmen wir gerne, alles andere haben wir schon eingekauft. Den folgenden Kurs nach Hummelviksfjärden in der Insel Ringsön können wir endlich mal wieder segeln und lassen den Anker auf 6 Meter in der gut besuchten und rundum geschützten Bucht fallen. Es ist heiß, das Sonnendach wird installiert, gebadet, und mit dem Dinghi unternimmt der Skipper Landgänge. Am zweiten Ankertag besucht auch wieder das Motorboot mit Proviant die Bucht, diesmal erstehe ich zwei Kanellbullas und ein Pfund Erdbeeren, das kostet stolze 120 Kronen.

Nach drei Tagen auf Ankerplätzen lichten wir am Samstag, 27. Juli, den Anker um nach Arkösund zu segeln. Chrissie steuert unter Motor aus der Bucht von Ringsön die beiden Fahrwassertonnen rot und grün an. Ralf plottet auf dem Tablet mit und bemerkt Merkwürdiges. Die Vergrößerung zeigt es: Wir steuern direkt auf eine Untiefe zu. Er versucht, das Ruder nach steuerbord zu reißen, das hilft nicht, wir rumpeln mit 5 Knoten auf den Felsen. Chrissie kann sich nicht halten, fällt gegen die Großschot und holt sich blaue Flecken. Der Rückwärtsgang befreit das Boot von der Untiefe, wir setzen geschockt über unsere Nachlässigkeit die Reise fort.

Der schwache Wind reicht mal wieder nicht zum Segeln nach Arkösund, das Boot schaukelt wie verrückt in der Welle, die Segel fallen ein. Erst eine Kursänderung auf den Hafen von Öxelösund bringt halbwegs Ruhe ins Schiff. Nach 20 Meilen und fünfeinhalb Stunden machen wir fest. Der Gästehafen liegt knapp einen Kilometer vom Zentrum der Stadt entfernt, direkt gegenüber von einem Industriehafen. Für uns dennoch eine gute Wahl, wir ergänzen beim ICA Supermarkt unsere Vorräte und nutzen die Sanitär-Einrichtungen.

Sonntag, 28. Juli: Ein angenehmer Segeltag bringt uns 30 Meilen weiter. Das innere Fahrwasser erfordert gute Augen für das Erkennen der Seezeichen, allerdings sind mit uns viele andere Boote unterwegs, wie auf einer Landstraße. Harstena ist eine urige, autofreie Insel mit einem idyllischen Dorfkern. Fest gemacht wird mit Heckanker und Bugleinen an einem Steg am Felsen. Es gibt Strom und Toiletten, ein Restaurant, einen Laden mit überschaubarem Angebot, einen Eisladen, eine Bageri, eine historische Trankocherei, eine Schule. Wilde schöne Wege führen über die felsige Insel zur großen Ankerbucht. Am Morgen, es weht ordentlich durch den Sund, legt eine Segelyacht ab und harkt mit ihrem Kiel über einige Heckanker, so dass diese slippen, und einer sogar mit Dinghi und Taucher wieder eingefangen werden muss. Großes Hafenkino! Unser 'Brittany' wird auch etwas mitgezottelt, Ralf holt die Ankerleine dichter, und der Anker hält. Auch legen die riesigen Motorboote samt Zubehör ab, die Optik im schmalen Sund verbessert sich schlagartig. Wie bleiben noch zwei weitere Tage, wandern über die Insel, bewundern und fotografieren die roten Seerosen und die stille Landschaft.

Früh am Mittwoch, 31. Juli machen wir mit Hilfe einer langen Spring los, Ziel ist die Bucht von Spärö. Wir verlassen das innere Fahrwasser, um schneller Strecke zu machen. Das beschert uns elende Schaukelei bei schwachem Wind und altem Schwell. Deshalb geht‘s wieder ins innere Fahrwasser, und so erreichen wir zum großen Teil segelnd den Ankerplatz in der Bucht von Spärö. Am nächsten Tag geht’s zum Verproviantieren nach Västervik, in die immer noch heruntergekommene Marina Slottsholmen, hier hat sich in den Sanitäranlagen seit den letzten sechs Jahren nichts zum Vorteil verändert, Schimmel in den Duschen, Duschvorhänge, die sich nicht zuziehen lassen, rausgerissener Wasserhahn am Waschbecken, da möchte man nicht länger bleiben. Das Einchecken und Bezahlen soll per Internet auf einem schlecht übersetzten Formular erfolgen. Umständlich und schwierig. Die komplette Adresse und Telefonnummer soll angegeben werden, und durch die Zurücktaste am PC erfolgt die versehentliche Buchung und Zahlung (per Visacard) für zwei Nächte. Die freundliche Hafenwartin ist verständnisvoll und hilfsbereit, sie verspricht, dass der überzahlte Betrag zurück erstattet wird. Na, hoffen wir mal.

Donnerstag, 2. August motoren wir ohne Wind nach Klintemala. Am nächsten Tag wollen wir weiter nach Sandvik auf Öland, unerwartet bekommen wir auf dem Kalmarsund ausreichend raumen bis achterlichen Wind und segeln weiter die insgesamt 60 Seemeilen bis Kalmar. Schon am nächsten Tag verholen wir uns 9 Seemeilen weiter nach Mörbylonga, in den netten Ort mit ruhigem Hafen, wo wir gerne die Waschmaschine nutzen. Bereits hier zeichnet sich ab, dass es eine lange Phase mit Südwest Wind geben wird, wir nutzen die morgendliche Flaute am Mittwoch, 07. August, um nach Kristianopel zu motoren, dort nimmt der Wind schlagartig zu, und wir sind froh, schon um 11 Uhr festzumachen. Neben uns machen auch Peter und Karin Schmidt ihre ‚Diva‘ fest, eine Centurion, die wir vor sechs Jahren schon einmal in Mariehamn trafen. Bei unserem morgendlichen Spaziergang die Straße entlang Richtung Brömsebro, sehen wir die frei lebenden Kühe bei ihrem Gang durchs Wasser auf die Inselweide und kommen ins Staunen. Wie gut geht es den Tieren hier, im Vergleich zu ihren Artgenossen in deutschen Ställen!

Am Freitag, 9. August, läuft eine ganze Armada frühmorgens aus Kristianopel aus. Es heißt, den Westwind bis zum inneren Fahrwasser bei Torhamn zu nutzen, um nach Karlskrona zu gelangen. Nach knapp 28 Seemeilen, davon 13 unter Motor machen wir bei kräftigem Westwind im Karlskrona Stadhamn um 13 Uhr fest. Hat etwa einer schon Mittag gegessen?
Wir sind weiter auf der Suche in den Windvorhersagen nach dem richtigen Wind, um über die Hanöbucht zu kommen, vielleicht – hoffentlich – ist morgen, Donnerstag, 15. August, der vorhergesagte Südwind.

Viele Grüße vom Sturmvolgel

Sturmvogel

Zwischen Berlin und Ostsee