Die Inseln unter dem Winde oder das kleine ABC
Nun sind schon wieder fast 3 Monate vergangen, seit wir im Verein waren und so nett willkommen geheißen wurden.
Während in Deutschland der erste Schnee gefallen ist, schwitzen wir nach wie vor bei 30 Grad im Schatten und hoher Luftfeuchtigkeit von oft 80 %, im Moment in Curacao. Wir liegen in einem Inlet mit Hunderten von Booten (Spanish Waters), von denen hier viele die Hurrikanzeit abwarten (Im Süden der Karibik gibt es keine Wirbelstürme), die ja nun zum Glück vorbei ist. Es gibt vorgeschriebene Ankerbereiche, in denen man dicht bei dicht liegt. An einem vorbei dröhnen kleine Fischerboote und große Powerboote mit manchmal 4 Aussenbordern mit jeweils 300 PS. Die hübsche Stadt (Willelmstadt) ist per Bus, der allerdings selten und unregelmäßig fährt, zu erreichen. Dort muss auch an 3 Stellen einklariert werden (Zoll, Immigration, Hafenbehörde). Leider liegen diese 3 Stellen weit voneinander entfernt. So schön die Insel ist, für Segler ist Curacao etwas umständlich. Letztlich sind wir auch nur hierhergefahren, weil wir hier einen alten, kleinen Wassermacher von einem Bekannten fast geschenkt bekommen haben. Der muss jetzt installiert werden, wird aber nicht fest eingebaut, sondern bei Bedarf ins Cockpit gestellt. Für 3 l Wasser, das hoffentlich in einer Stunde fabriziert wird, benötigt man aber leider 3-4A. Mal sehen, ob dafür der Wind ausreicht, der über unseren Windgenerator erzeugt wird.
Aber auch zuvor ist natürlich einiges geschehen, und gesegelt wurde zum Glück auch wieder.
Am 12.September haben wir Berlin verlassen und uns auf den umständlichen Weg nach Grenada gemacht. Flug Tegel- London Heathrow, Bus nach London Gatwick (mit Stau 2 Stunden), Nacht auf dem Flughafen Gatwick, dann nach Barbados und endlich Umsteigen nach Grenada. 21.30 Ortszeit durch den Zoll, Taxi zum Boot. Bereits nach 30 Stunden vor Ort. Hei-Jo stand zum Glück unversehrt an Ort und Stelle, wir waren selig. Dieses Gefühl würde nur dadurch getrübt, dass wir in London Heathrow eine unserer 8 Reisetaschen (Ersatzteile, neuen Chartplotter, Medikamente…) auf dem Gepäckband haben stehen lassen. Das fiel uns nachts um 2.30 in Gatwick auf. Nachdem die Tasche sicherlich unendlich auf dem Band im Kreis gefahren ist, wurde sie zum Glück nicht gesprengt, sondern kam ohne uns bereits am nächsten Tag via Miami unversehrt auf Grenada an. U.a. enthielt sie unsere alte Fock.
An Ausschlafen war am nächsten Tag nicht zu denken, denn Claudia jagte der verlorengegangenen Tasche hinterher und die Handwerker installierten unseren neuen Auspuff. Auch das Unterwasserschiff wurde geprimert und Wolfgang begann in dem Chaos mit der Installation des neues Gps-Gerätes. Dazu muss man wissen, dass neben allen Dingen aus unserer großen Backskiste auch Grossbaum und Spinnakerbäume u.v.a.m. im Salon verstaut waren. Irgendwie hat sich aber in den nächsten Tagen alles wieder klariert und wir konnten mit den Arbeiten, die uns 6 Wochen in Atem hielten, beginnen. Neue Antirutschfarbe auf dem Deck, Antifouling streichen, Windgenerator installieren… Ende Oktober ging es ins Wasser und wir verlegten in die zentraler gelegene Nachbarbucht Prickly Bay, wo wir letzte Besorgungen machten.
Insgesamt hat uns Grenada sehr gut gefallen. Freundliche Menschen, nicht ausschließlich touristisch, landschaftlich schön, im Vergleich zu anderen Inseln recht ursprünglich. Noch gibt es Regenwald und die Vielzahl der Gewürze ist beeindruckend. Die Marina (Clarkes Court Boatyard) wird professionell geführt, beispielsweise gehen beim Kranen immer zwei Taucher ins Wasser, um den Sitz der Gurte zu kontrollieren.
Ende Oktober verliessen wir Grenada, um wieder fast in Europa zu landen. 400 sm nach Westen und schon ist man in Holland. Wir liefen die östlichste Insel der niederländischen Antillen, Bonaire, an. Wir hatten grosses Glück, dass wir gleich eine Mooring bekamen, ankern darf man dort nämlich nicht, um die herrlichen Korallen nicht zu zerstören und den Anker nicht auf das Haupt der vielen Taucher mit ihren unzähligen Tauchspots fallen zu lassen. Bonaire ist berühmt für seine sehenswerte Unterwasserwelt, Flamingos, wildlebende Esel und Papageien. Letztlich wollten wir dort aber v.a. Wolfgangs Medikamentenkiste auffüllen. Nach 3 Wochen Warterei und einigem Hin und Her hat das geklappt. Nun sind Medikamente für ein Jahr an Bord. Ausserdem ist auch noch eine Tauchflasche an Bord gewandert, so dass Claudia bei Bedarf den Kiel wieder abschrubben kann.
Nun sitzen wir in den Startlöchern, um die nächsten 700 sm in Angriff zu nehmen und weiter nach Westen zu segeln. Leider ist dieser Reiseabschnitt nach Panama etwas problematisch, da in dem Seegebiet vor der kolumbianischen Küste oft sehr viel Wind weht, gepaart mit einem chaotischen Seegang, der gefählich werden kann. Wir hoffen, dass wir uns ein akzeptables Wetterfenster ausgesucht haben. Morgen früh um 7.00 geht es zum Ausklarieren, dann kaufen wir die letzten holländischen Leckerbissen ein, verstauen unser neues Dinghi usw. Und dann vertrauen wir auf Rasmus. Westwärts ho.