Das ist alles ganz schön kompliziert und führte auf dem Weg von Bora Bora nach Tonga zu unterhaltsamen Gesprächen. Wolfgang: „ Es ist eine Stunde früher als in Tahiti, aber einen Tag später.“ Mit dem Überschreiten der Datumsgrenze sind wir Berlin wieder spürbar näher gekommen, bislang hatten wir uns immer weiter entfernt.
Die letzte Insel Französisch Polynesiens war für uns Bora Bora, die „Perle des Pazifiks“. Die Insel ist wirklich sehr schön anzuschauen mit ihren hohen Bergen, umgeben nicht nur von einem Riff, sondern auch von vielen Motus/Inseln mit wunderbaren Sandstränden. Leider haben die Korallen schon ziemlich gelitten, denn es gibt sehr große exklusive internationale Hotels und viele Segler, die alle mit Booten zum Riff fahren und dort tauchen.
Unser Abschied von Französisch Polynesien verlief etwas holperig, denn das Wetter war ziemlich schlecht, so dass wir auf ein besseres Wetterfenster warteten, dann brauchten die Behörden 48 Stunden für die Ausklarierung und schließlich fielen beide Laptops, die wir an Bord haben, nacheinander aus. Das bedeutete, dass wir für die Tour keinen Wetterbericht hätten empfangen können, den erhalten wir nämlich über Kurzwelle mit dem Airmailprogramm. Da die Fronten, die aus der Antarktis weit nach Norden ziehen, nicht zu verachten sind, wollten wir auf keinen Fall auf aktuelle Wetterberichte verzichten. Aber wie so oft hatten wir mal wieder Glück. Gleich am Dinghianleger gab es einen Reparaturshop, wo der neuere PC eine neue Festplatte bekommen hat. Dann mussten natürlich alle Programme neu aufgespielt werden. Bei dem Airmailprogramm hat Nobbi, unser Funker in Berlin, wieder einmal tolle Hilfestellung geleistet. Außerdem schickte er uns unterwegs sehr informative Wetterberichte. Leider funktioniert das AIS-programm auf diesem PC nicht. Deshalb nehmen wir vorläufig den alten PC. Die Reparatur und Wiedereinrichtung der PCs hat drei Tage gedauert, so dass wir erst am Samstag, den 4.8.19, Bora Bora und damit das tropische Frankreich, die von Claudia so genannten „Baguetteinseln“, verlassen konnten. Bald werden wir aber wieder in Frankreich sein, denn Neukaledonien ist ebenfalls französisch.
Die 1400 sm nach Tonga verliefen erfreulich ereignislos. Wind von SE bis NE, manchmal etwas wenig, selten viel. Oft sind kleinere Regenfronten über uns hinweggezogen. Leider ist der Schwell, der meist aus S kommt, oft recht hoch, ca. 2,5 -3,00 m. Bei wenig Wind stehen die Segel trotz Ausbaumens dann nicht. Erfreulich war auf diesem Reiseabschnitt, dass wir einen ziemlich vollen Mond hatten, so dass die Nächte sehr hell waren. Damit könnte man im Cockpit Zeitung lesen. Die Höhen des Meeresbodens vor Tonga sind sehr unterschiedlich. Eine Rinne ist über 10000 m tief. Kein Mensch weiß genau, wie es dort aussieht. Die Tiefsee ist noch in großen Teilen unerforscht und faszinierend.
Es ist bei Weitem nicht mehr so warm. Nachts braucht man wieder Decken. Obwohl Tonga auf 18 Grad S liegt, also noch in den Tropen, führt das Hoch, das in diesem Bereich des Pazifiks liegt, kalte Luft aus der Antarktis nach Norden. Das ist ganz angenehm.
Auf der gesamten Strecke haben wir nur ein australisches Segelboot getroffen, sonst keine anderen Schiffe. Da muss man schon ganz schön aufpassen, dass die Aufmerksamkeit bei den Wachen nicht erlahmt. Auch sonst ist das Meer recht einsam, wenig Vögel und Fische, keine Delphine. Dafür gibt es vor Tonga, insbesondere bei den Va'Vau-Inseln, wo wir hin wollten, um diese Jahreszeit viele Buckelwale, mit denen man tauchen kann. Es ist für die Leute hier ein gutes Geschäft und ein Touristenmagnet.
Die Einreisebestimmungen in Tonga sind leider etwas bürokratisch. Im Voraus muss man ein Formular ausfüllen und per Email an den Zoll schicken, dann gibt es eine umständliche Einklarierungsprozedur, bei der Immigration, Customs, Hafenbehörde und Gesundheitsamt an Bord kommen. Das dauert Stunden und ist auch recht teuer, für uns ca. 130 $. Es gilt in Tonga als grob unhöflich, Ungeduld zu zeigen. Das ist gar nicht so einfach. Außerdem darf man kein Obst oder Gemüse einführen. Alles muss zuvor verbraucht oder weggeschmissen werden. Bis auf drei Zwiebeln haben wir das auch geschafft.
Tonga ist ein Inselstaat mit einem tollen König, der seinen Untertanen, wenn diese Probleme haben, hilft. Das wurde uns jedenfalls versichert. Das Königreich Tonga besteht aus 160 Inseln, von denen 36 bewohnt sind. Die Menschen sind beeindruckend freundlich und entspannt. Männer und Frauen tragen häufig lange Röcke, was für die Männer äußerst bequem sein dürfte. Das heimliche Wahrzeichen Tongas dürften allerdings die vielen Schweine sein, die halbwild herumlaufen.
Nun werden wir einige Tage entspannen, unser Unterwasserschiff schrubben und das teure Maui-Bier schlürfen (kleine Flasche 2 $).
Wir wünschen allen einen schönen Spätsommer.
Die Crew der Hei-Jo, z. ZT. Neiafu/Tonga