"Being alive, I want to see, and all of the world is a bigger thing to see than one small town or valley"
Jack London, The cruise of the Snark
Dies ist der Bericht der Abenteuerreise mit unserer Segelyacht Pulpo auf dem Weg von Berlin um die polnische Insel Wollin durch die Ostsee. Die Pulpo, ein schwedisches Segelboot ist ziemlich alt und etwas überholungsbedürftig. Trotzdem war dies ein lohnender und sehr lehrreicher Trip - einfach lesen.
Logbuch der S/Y Pulpo, 24./25. Juni 2021 - TAG 3+4 Oderberg-Schwedt-Stettin
TAG 3: In Oderberg hat der erste Crewwechsel stattgefunden. Der ältere Sohn, Luis ist mittlerweile auf Konfirmationsfahrt und der jüngere, Dion 12 J. fährt mit an Bord, bis nach Stepnica übrigens. Wir tanken noch 20 Liter Diesel in Oderberg und fahren in sechs Stunden weiter nach Schwedt.
Nach 4 Stunden wird Dion langweilig. Ich gebe ihm das Steuer, um eine Luftmatraze zum Planschen zu suchen und WUMMS hängen wir am Rand der Fahrrine auf einer Untiefe fest. Nach 40 Minuten zieht uns ein Segelboot raus. So erreichen wir den Yachhafen Oderberg spät, gegen 21h. Nach längerem Suchen finden wir ein chinesisches Restaurant, wo wir zum Essen sehr viel Cola trinken.
TAG 4: Es ist leider noch kein Insektennetz an Bord, was für eine ziemlich kurze, unruhige Nacht sorgt. Dion findet kaum Schlaf, Das Spray scheint die Mücken nicht zu beeindrucken. Um kurz nach vier verlassen wir den Hafen und die Fahrt geht weiter nach Gartz, wo wir einkaufen und frühstücken.
Das heißt eigentlich, wie schon bei dem Ausflug in Oderberg lasse ich das schlafende Kind und unternehme die Fahrt zum Einkaufsladen alleine.
Auf der heute morgen etwas monotonen und einschläfernden Fahrt ist mir ein etwas beunruigendes Geräusch aufgefallen und tatsächlich, als wir weiterfahren wollen, lässt sich weder Getriebe noch Schraube in Gang setzen. Ich springe ins Wasser und ziehe die Yacht aus der Fahrrine, an einen eigentlich geschlossenen und gesperrten Zollsteg.
Von da winken wir ein nach Stettin unterwegs reisendes Motorboot heran und ein nettes Pärchen macht uns seitlich fest um uns anzuschleppen. So erreichen wir den Hafen des AZS Stettin relativ mühelos, eine schöne Fahrt.
Wir werden noch öfter so per Anhalter mitgenommen, eine erzwungende und doch angehme Art zu reisen.
Zur Erklärung: Um mit dem Segelschiff an Stettiner Haff bzw. die Ostsee zu reisen, ist eine Kanalfahrt von ca. 200km erforderlich. Diese haben wir nun, nach 4 Tagen, bewerkstelligt. In Dabie, einem Vorort von Stettin, stellt man dann den Mast und fährt die restlichen 40km bis zum Haff und kann dann bei gutem
Wind Abends in Swinemüde sein, an der Mündung zur offenen Ostsee. Aber für uns sollte es so für uns anders kommen.
Die Stegmenschen im akademischen Seglerverband (AZS) sind sehr freundlich, der Hafenmeister hat bald einen Boottechniker, Arkadiusz aufgetrieben und heangewunken, der verspricht morgen zu kommen und sich den Schaden anzugucken. Die Wirtin in der Taverna ist sehr freundlich und spricht kein Wort außer polnisch, Dion kriegt seine Nintendo und ein Schnitzel. Urlaubsfeeling, Hängematte, Entspannung pur. Wir haben den internationalen Hafen von Stettin erreicht, trotz
Unterbrechung, Hindernissen und Verzögerungen. Vier Getränke und ein Riesenschnitzel, nur 13€ - Willkommen in Polen!
Alle sind sehr freundlich und entspannt, es gibt Wlan und als Krönung des Tages eine Übertragung des Spiels aus Wembley - meine Schwester ist dort live als Unterstützung für das deutsche Team. Beide Mannschaft spielen wunderbaren Fussball, leidenschaftlich, enerigsch - am Ende triumphiert die britsche Mannschaft und wir bleiben ihre Fans bis zum Finale.
II. Intermezzo STETTIN
Unsere Reise geht am nächsten Tage nicht weiter Richtung Ostsee, vielmehr stellt Arkadiusz, unser Mechaniker einen Schaden an Getriebe und Antriebswelle fest. Unser Schiff muss gekrant werden und sozusagen zwei Tage in die Werft. Währendessen gibt es Sturm und Starkregen, wir verbringen die erste Nacht im Boot auf Stelzen, den Tag in einem Cafe und buchen uns schließlich ein Zimmer in der Jugendherberge mit Billardtisch und Riesenflatscreen, ein ziemlicher Luxus zum Boot, wo es - nach 24 Stunden regnet es immernoch, Deutschland wird gebietsweise überflutet - langsam einige undichte Stellen gibt.
Die Volvo Penta Werkstatt von Arkadiusz werde ich wegen Wasserpumpe und Wassersammler noch einige Male aufsuchen müssen, um die Kühlung unseres Dieselmotors zu gewährleisten. Nach 2 Tagen Reparaturen zahlen wir die relativ günstige Summe von 4400 Slotys, stellen den Mast und bringen das Boot in das Centrum Zeglarskie, wo sich auch unser Zimmer befindet.