Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Seereise der Pulpo '21 - Tag 2, Liepe-Oderberg

15.05.2025

"Being alive, I want to see, and all of the world is a bigger thing to see than one small town or valley"
Jack London, The cruise of the Snark

Dies ist der Bericht der Abenteuerreise mit unserer Segelyacht Pulpo auf dem Weg von Berlin um die polnische Insel Wollin durch die Ostsee. Die Pulpo, ein schwedisches Segelboot ist ziemlich alt und etwas überholungsbedürftig. Trotzdem war dies ein lohnender und sehr lehrreicher Trip - einfach lesen.

 

Logbuch der S/Y Pulpo, 23. Juni 2021 - TAG 2 Liepe-Oderberg

Ich schlafe nicht gut und habe am nächsten Morgen ziemliche Kopfschmerzen. Auf der Fahrt weiter nach Oderberg wird mir klar, dass ich das geplante Pensum nicht durchziehen kann, 2 Tage Vollgas Nonstop nach Stettin. Etwas anstegend wäre das für meinen Sohn und mich, ich finde wir haben uns etwas mehr Erholung und Ruhe am Anfang unserer Sommerferien verdient.

Luis schläft noch tief und fest, während ich in Oderberg festmache. Für den Sportboot-Parkplatz wird eine Wassertiefe von <1m angezeigt, also machen wir am Kai fest, hinter einem Ausflugsdampfer. Die Entfernungen zum Festmachen einer Yacht im Verhältnis zu den Pollern ist etwas überdimensioniert. Aber, kein Kühlschrank wir brauchen dringend frische Lebensmittel. Außedem , das einzige Bord-Feuerzeug
ist verschwunden, mein Kopf braucht dringen Kaffee, also lasse ich Luis schlafen, schreibe ihm einen Zettel und gehe vom Bord. Am Kai steht ein Schild, was das Parken von Schiffen mit einer Länge von mehr als 67m verbietet. Okay, denke ich, okay.

Ich suche einen Bäcker. Der Bäcker darf keinen Kaffee verkaufen. Ich frage nach einem Frühstückscafe. Die Bäckerin sagt, beim Netto oben in der Siedlung. Während ich dort unterwegs bin, nähern sich Streifenpolizisten dem Boot, machen Fotos, Luis schläft kriegt nichts mit. (Schau mal, oben auf dem Foto, rechts hinten…) Später, in Berlin warte ich auf Post. Jetzt, den Berg hinauf, geht meine Reise weiter, auf dem Roller statt auf dem Boot,
Kaffeedurst und Einkaufslust treiben mich weiter, ich trete den Tretroller, rolle den Berg hinauf, immer weiter. Die Sonne knallt, doch es kommt kein Netto. Ich habe Kopfschmerzen und sage mir: Es hat keinen Sinn, Nach dem nächsten Hügel immer noch keine Netto, umdrehen? Schließlich nach der letzten Steigung endlich das bunte Schild, ich parke den Roller und gehe erst mal ins Frühstückscafe und dann einkaufen.

Es knallt die Sonne, auf dem Parkplatz sagen sich die Oderberger Guten Morgen, eine irgendwie trostlose Szene.
Beim Einkaufen kommen einige Kilos und zwei schwere Taschen zusammen. Ich fahre den Berg wieder runter, schwer schleppend, nicht angenehmer als bergauf. Aber ich bin doch froh, Luis Tretroller dabeizuhaben. Übrigens, die Story von den Polizeibeamten erzählen mir zurück am Steg zwei Handwerker, die dort in der Nähe arbeiten, Luis schläft immer noch tief und fest.

Die Marina liegt ca. 1500 Meter hinter dem Ortseingang und wird von einem freundlichen Pärchen betrieben, er Hafenmeister sie Wirtin der Gaststätte. Ein festlicher Schmaus auf der Terasse mit Blick auf die vorbeifahrenden Schiffen, Abends spielt Deutschland-Ungarn, das letzte Spiel der Vorrunde.
Wir beschließen hier den restlichen Tag zu verbringen, die Weiterfahrt nach Stettin wird auf nächste Woche verschoben, mit anderer Crew. Heute erstmal einfach so ausruhen, erholen, unbeschwert und friedlich, dazu ein Jubeltor von Goretzka in der 86. Minute. Prost!

I. Intermezzo: JAZZ IN DER HOHENZOLLERNGRUFT
Am nächsten Tag geht die Fahrt eben nicht weiter Richtung Polen, sondern erstmal zurück nach Berlin-Mitte (allerdings ohne Schiff mit Zug), wo ich unter dem Dom eine historische Grabeshalle erkunde (von außen, denn diese ist wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen). Nebenan, im gerade wiedererrichteten Stadtschloss herrschten früher die Brandenburger Markgrafen und Hohenzollernfürsten, ihre Gebeine landeten unter dem Dom, in Prunksärgen, mit sagenhaften Kunstschätzen, gut konserviert. Ich fühle mich plötztlich nicht mehr wie der müde, gestresste Alltagsberliner, mit Begeisterung, Entdeckungsdrang und mit touristischem Interesse streife durch Schloss und Stadt, und durchforste nachmittags duch die Stadtbibliothek über den Dächern von Neukölln, um mehr über die Kunst der Hohenzollern zu erfahren.

Aber die einstigen Gründer und Herrscher von Spreeathen hatten leider wenig Affinität zur Kunst und Kultur der italienischen Renaissance. Da sollte man lieber Florenz besuchen. Übrigens, zu den bedeutenden Baudenkmälern dieser zählen auch die Zitadelle Spandau, von italienischen Baumeistern entworfen, und das Jagdschloss Grunewald, beides mit Kunstsammlung.
Jazz in der Hohenzollerngruft ist die eine Event - Idee, die mir bei diesem Berlin-Trip kommt, die andere Renaissance im Schlossgarten (mit meinem Kammerchor).