Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Der kürzeste Ostsee-Törn: Mit der Pulpo nach Spandau

21.05.2021

Der kürzeste Ostsee-Törn: Mit der Pulpo nach Spandau

Unser erster Ostsee-Törn war geplant für Anfang Juli 2020. Bei Wiek auf Rügen hatten wir ein Ferienhaus gemietet, und der Plan war mit Sohn bis Stettin, ab da mit Familie zu viert über Greifswald und Stralsund mit unserer Shipman zu fahren.

Doch der Reise endete an einer Stahlwand, kurz hinter der Freybrücke. Eigentlich noch vor Spandau. Ein idyllisches Fleckchen, zwischen Grminitzsee und Havel, ein perfektes Ausflugsziel, aber wie bitter, so unvermittelt: Dampf aus dem Motorenraum, der Impeller unseres Fairyman-Dieselmotors war zerbröselt, die Wasserpumpe tröpfelte leck, nach einer vegeblichen 24h Repraratur-Aktion und mehreren Ausflügen in den Spandauer Obi-Baumarkt gab ich entnervt auf und ließ mich von netten SVST-Kameraden wieder in den Club zurückschleppen.

Natürlich kamen vorher noch die Kollegen von der Wasserpolizei vorbei, um darauf hinzuweisen, dass es verboten sei, an dieser Wand festzumachen. Ich konnte ihnen jedoch plausibel erklären, dass es mir leider nicht möglich sei, einfach mit dem Boot wegzufahren, was ich natürlich liebend gern getan hätte, am liebsten möglich weit weg :)

Ich gab trotzdem die Hoffnung nicht auf, in diesem Sommer noch loszufahren. Die Reparatur war an sich keine große Sache. Pumpe abschrauben, aufschrauben, Impeller wechseln und fetten, alles wieder zuschrauben und dranschrauben. Dann müsste es eigentlich wieder funktionieren. Hat es aber leider nicht. Zu wenig Erfahrung. Vieleicht hätte jemand aus dem Verein helfen können, ein netter, hilfsbereiter Kamerad. Ein Techniker war nicht zu kriegen in diesem Sommer. Schließlich musste ich die Reise aufgeben. Das Boot lag am Steg und ich fuhr erstmal ins Riesengebirge. Wandern, Abstand bekommen.

Wie hatten die Shipman 28 von Andreas übernommen, der das Boot wiederum von Michael gekauft hatte. Unsere Pulpo hat also schon als SVSt-Boot eine längere Tradition. Leider haben wir (noch) keine Ahnung von Seemannschaft und solchen Dingen. Wir haben zwar schon einige Törns auf Havel und Wannsee unternommen. Aber wie lege ich einen Mast und befestige ihn seemännisch amtlich am Boot? Wie repariere ich die Elektrik, welches Problem führt zur völligen Entladung der Starterbatterie schon nach wenigen Stunden mit Positionsleuchten?

Welche Fender muss ich zum Schleusen benutzen und wie befestige ich das Boot am besten an der Schleusenwand, wenn ich keine Klampe in der Mitte habe? De Klönabend mit den anderen Fahrtenseglern, zum Thema Beichte von peinlichen Fehlern hat gutgetan. Wir waren nicht die einzigen, bei denen etwas schief ging (wohl aber wahrscheinlich die einzigen, die nicht weiter als bis Spandau gekommen sind). In diesem Jahr, 2021, werden wir endlich wieder einen Versuch wagen, die Schulferien beginnen am 24.6., diesmal sollten wir schon eine etwas längere Distanz zurücklegen:)

Ich habe, gerade nach dieser Pleite, welche ich oben geschildert habe, noch mehr Demut gelernt und freue mich umso mehr auf diese neue Saison (welche sicher auch wieder eine neue Probleme bringen wird). Meine Nachbarn und Steg-Kameraden haben sich bestimmt öfter gefragt, wieso unser Boot nicht so wohlgeordnet und gepflegt aussieht wie manch ein anderes? Es lag zum einen an unserer Unwissenheit um "Seemannschaft" und diese Dinge (was für Erfahrenere natürlich eine Selbstverständlichkeit ist), zum anderen ist es mit zwei Kindern (wie auch Zuhause) nicht immer so perfekt gestylt, wie es dem Standard des kritischen Beobachters entspricht.

Deshalb, liebe Kameraden: Es ist keine böse Absicht, nur Unwissenheit - peinlich, wenn man keine Erfahrung und keine Ahnung hat. Bitte nicht ärgern und fremdschämen – wir werden unser bestes tun! Wir wurden schon unheimlich großzügig unterstützt, mit praktischen Tipps, bei der Routenplanung, Empfehlung von Zielen und Häfen. Ich hatte auch schon zweimal das Vergnügen, auf anderen Yachten bei der High Noon mitzusegeln (was ich auch in diesem Jahr definitiv wiederholen werde). Jegliche Hilfe, konkret mit dem Shipman-Boot umzugehen, zu segeln und auch mal mitzufahren, wäre äußerst willkommen und würde auch unsere Seemannschaft um wertvolles und kostbares Wissen erweitern, sodass wir auf der Ostsee erfolgreich meistern.

Wir haben aus der Situation lernen und unsere Sichtweise verändern dürfen, dafür danken wir den offenen und auch kritischen Kommentaren der SVSt-Crew. Mögen wir davon einiges mitnehmen und auf unseren Fahrten befügeln lassen! Bis nach Spandau und noch weiter...

Daniel und die Familie Kisters