Die Fahrt durch die Schärenlandschaft führt an größeren, kleinen und kleinsten Inseln vorbei, manche Felsen reichen nur bis direkt unter die Wasseroberfläche, andere werden geringfügig vom Wasser überspült. Die möglichen Schärenfahrwasser, die durch diese Gebiete führen, sind gewunden und sollten genau eingehalten werden, damit man nicht einen (Unterwasser-)Felsen trifft. An vielen Stellen sind die Wege durch Tonnen (im Wesentlichen rote oder grüne Stangen) oder andere Seezeichen markiert. Eine Fahrt durch ein derartiges Labyrinth bedeutet zum einen, dass man sich vorbereiten und sich vor der Fahrt genauestens überlegen sollte, welche Wege man nehmen möchte, und dann, während der Fahrt, sauber zu navigieren und festzuhalten, wo man sich genau befindet. Dies könnte z.B. so aussehen: rote Tonne rechts, grüne Tonne links, zwei rote Tonne rechts (markieren möglicherweise eine Biegung), Untiefentonne weit rechts, Felsen links, Zeichen am Ufer rechts, Leuchtturm rechts (siehe Bilder 1 - 3) usw. Dabei ist unser Plotter eine große Hilfe. Wegen der derzeitigen Urlaubszeit sind wir natürlich in diesen Gewässern nicht allein. Einmal zählten wir 12 Yachten hinter uns, viele vor uns, und selbstverständlich gab es auch viele Entgegenkommende – und alle müssen / wollen die Fahrwasser einhalten.
Die Felsen sind hier, im Gegensatz zu den Schären bei Stockholm, etwas flacher und lieblicher, nicht so schroff. Einige weisen eine fast schwarze Färbung auf, andere sind rötlich oder hellgelb. Sollten sie über die Wasseroberfläche hinausragen, sind sie immer bewachsen; wir sehen unterschiedliche, uns vorher nicht bekannte Flechten und Moose, und auf größeren Inseln Büsche und Bäume oder sogar Wald. Je nach Lichteinfall weisen die bewachsenen Felsen ein vollkommen anderes Aussehen und eine andere Gestalt auf.
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Bei der Auswahl der Ziele folgten wir zum Teil den Empfehlungen anderer Segler oder suchten uns Buchten aus anhand von Seekarten oder der entsprechenden Literatur. Meist überlegten wir uns einige Alternativen, die wir dann unterwegs betrachteten und uns die für uns an dem Tag schönste Bucht aussuchten. In der fjordartigen Bucht Breviken, die wir schon zuvor besucht hatten, ankerten wir, trotz des starken Sportbootverkehrs im nahen Schärenfahrwasser, ganz allein. Keiner fand den Weg in diese reizvolle Bucht. Und so genossen wir die Ausblicke und das Farbspiel der zu den verschiedenen Tageszeiten und unterschiedlichem Lichteinfall beleuchteten Felsen in „unserem“ Fjord. Diese Einsamkeit war aber eine Ausnahme.
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In der historisch durchaus bedeutsamen und derzeitigen Provinzhauptstadt Nyköping fand während unserer Ankunft ein Oldtimer-Treffen statt (Motto: Topless) zu dem anscheinend alle Cabrio-Oldtimer Mittelschwedens zusammengekommen waren. Dazu gab es Live-Country-Musik – Volksfeststimmung. Aber diese idyllische Kleinstadt mit viel Atmosphäre hatte für uns auch sonst einiges zu bieten. In ausgedehnten Spaziergängen sahen wir mittelalterliche Hafenspeicher, das Renaissanceschloss, ein kleines Wasserkraftwerk mit Lachstreppe und ausgesprochen hübsche Häuser und kleine Brücken; an der Promenade entlang des Flusses Nyköpingsan luden Cafés und Restaurants zum Verweilen ein, und in einer ehemaligen Brauerei wurde von diversen Künstlern Kunsthandwerk ausgestellt.
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Im Vereinshafen in Snedskär empfing uns der Hafenmeister ausgesprochen herzlich. Diese Insel gehört einem Seglerverein; ganz liebevoll waren ein Spielplatz und eine Grillecke auf einem Felsen – mit phantastischem Ausblick auf die Schärenlandschaft – eingerichtet, ein Rundweg führte um die Insel herum und, sollte man an Land gehen wollen, gab es sogar eine Seilfähre mit Handbetrieb.
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Gryts Varv war eine erstaunliche Kombination aus Werft, Sportboothafen und Konferenzzentrum. Sonst gab es dort nur Natur pur, eine liebliche Landschaft, einige Kühe und Schafe, aber kein Haus, kein Geschäft. Die allgegenwärtigen Felsen waren mal fast schwarz, dann braun, geschichtet oder glatt, und meist bewachsen. Und überall blühte es! Und auch in dieser Gegend war etwas los. Nach ca. 3 km Spaziergang trafen wir auf einige Häuser mit ausgesprochen prachtvollen Gärten – und es war gerade der „Tag des offenen Gartens“.
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Ragö, eine landschaftlich vielseitige und idyllische Insel, ist eine anscheinend bei Schweden sehr beliebte Adresse. Den abwechslungsreichen Rundwanderweg um die Schäre ließen wir uns natürlich nicht entgehen: bergauf, bergab, alles sehr grün, wir sahen bemooste Bäume und Felsen, unterschiedliche Arten von Flechten, Wiesen voller blühender Blumen … und jede Menge Blaubeeren. Das Schärengartenmuseum gibt einen ansprechenden Überblick über das Leben der Fischer, eindrucksvoll illustriert durch Kohlezeichnungen eines hiesigen Künstlers. Und nicht zu vergessen: das Schärenrestaurant mit Spezialitäten aus dieser Gegend lohnte einen Besuch.
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In der großen Marina Loftahammar herrschte ein buntes Treiben, zudem bot uns diese Kleinstadt ein Hafenfest; nach einigen Tagen in ruhigen Buchten kam es uns quirlig und hektisch vor. Wie soll es erst wieder in Berlin werden?
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Nach einer wunderschönen langen Segeltour durch enge Schärenfahrwasser sind wir nun in Figeholm. einem netten kleinen Ort in der Nähe von Oskarshamm. Gepflegte Einfamilienhäuser mit hübsch eingerichteten Gärten und kleine Brücken über die Wasserläufe prägen das Bild, im nahe gelegenen Naturreservat Stenhagen lohnen kleine Wanderungen.
Das Wetter ist inzwischen weitgehend sommerlich; meist heiter oder bewölkt, ganz vereinzelt regnet es. Und wir konnten bei 20°C baden! Der Wind ist häufig kräftig (manchmal auch zu kräftig), meist sehr böig. Glücklicherweise kommt er nicht immer aus der Richtung, in die wir fahren möchten.
Auch an anderer Stelle merken wir die Veränderung von Zeit und Ort: Nachts wird es wieder richtig dunkel.
Überall haben wir bislang nette, freundliche Menschen getroffen. Es ergeben sich schnell Gespräche und Bekanntschaften mit anderen Seglern (Schweden, Deutsche, Engländer), die wir auf dieser Tour nach einiger Zeit in anderen Häfen wiedertreffen.