Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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„Auf einen Kaffee nach Kopenhagen – unser Familienabenteuer zwischen Havel und Ostsee“

20.11.2025

Alles begann im vergangenen Winter mit der Idee, im Sommer wieder mit unserem Schiff gemeinsam mit unseren beiden Kindern Emil und Valentin auf Tour zu gehen. Eines Abends sagte ich zu meiner Freundin Christin, dass ich gern mit ihr und den Kindern nach Kopenhagen segeln möchte. Gemeinsam könnten wir dann den berühmten Tivoli-Park besuchen.

Einen Haken hatte die Idee allerdings: Wir hatten nur rund 14 Tage Zeit, da ich in diesem Jahr nicht mehr Urlaubstage zur Verfügung hatte. Also meinte ich zu Christin: „Wenn du und die Kinder mitziehen und wir es tatsächlich trotz der kurzen Zeit schaffen, lade ich dich in Kopenhagen zu einem richtig guten Kaffee ein.“

Christin lächelte und sagte: „Ja, lass uns die Challenge gemeinsam annehmen.“
Natürlich freute ich mich – auch wenn mir bewusst war, dass nichts schiefgehen durfte. Das Wetter musste stimmen, das Schiff sollte in einem guten Zustand sein, und wir müssen die Reise aufmerksam und mit voller Konzentration durchführen. Schließlich sind wir mit unseren Kindern, Valentin (6 Jahre) und Emil (8 Jahre) unterwegs.

Die Monate vergingen, und ich bereitete unser Schiff sowie die gesamte Reise akribisch vor – besonders in den Tagen vor dem Start. Beim Mastlegen halfen wieder zahlreiche Vereinskameraden.

 

Am Donnerstag, den 14.08.25, gegen 16:40 Uhr war es dann so weit: Wir machten als Familie die Leinen im Vereinshaus los. Unser erstes Ziel sollte dann noch die Schleuse Lehnitz sein. Opa Hartmut unterstützte uns noch beim Ablegen und winkte uns hinterher, als wir langsam Fahrt aufnahmen.

Auf nach Stettin!

Von diesem Moment an schien die Reise bereits unter einem guten Stern zu stehen. Wir kamen zügig voran, schleusten schnell in Spandau und fuhren durch Tegel weiter mit rund 6 Knoten in Richtung Schleuse Lehnitz. Gegen 19 Uhr versuchte ich mehrfach, den Schleusenwärter telefonisch zu erreichen, um zu erfahren, wann wir mit einer Schleusung – etwa gegen 20 Uhr – rechnen könnten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gab ich auf und probierte es vor dem Lehnitzsee per UKW-Funk.
Ich hatte das Gefühl, dass er eventuell zur vollen Stunde schleusen würde. Meine Peilung ergab jedoch, dass wir die Schleuse erst gegen 20:10 Uhr erreichen würden. Über Funk meldete sich dann tatsächlich der Schleusenwärter zurück und teilte mir mit, dass er das Tor noch offenhalten würde – er sehe uns auf dem AIS. Wenn ich „noch eine Schippe Geschwindigkeit drauflege“, könnten wir es schaffen. Also gab ich noch ein wenig mehr Schub voraus – und wir erreichten um 20:08 Uhr die Schleuse, wo bereits andere Sportboote mit geöffnetem Schleusentor warteten. Ich war darüber sehr glücklich, denn wir wollten gern nach der Schleusung, oben am Anleger für Sportboote festmachen.
Unser Tagesziel war also erreicht und wir machten gegen 20:40 Uhr fest!

Wir waren überglücklich und gingen – noch eine Runde alle zusammen baden und bereiteten anschließend ein schönes Abendessen an Bord zu – gegen 21:30 Uhr gingen dann die Lichter auf der Hartmutson aus.

Am nächsten Morgen ging es früh um 6 Uhr weiter, mit dem Tagesziel Gartz an der Oder. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand genossen wir Eltern, die morgendliche Fahrt über den Oder-Havel-Kanal. Die Kinder haben zu dem Zeitpunkt noch geschlafen. Wir machten mehrere Badestopps – unter anderem am Schiffshebewerk – und nutzten den Tag in vollen Zügen. Wir hatten sommerliche Temperaturen von mehr als 30 Grad.
Gegen 17 Uhr erreichten wir Gartz und trafen dort Sinikka & Jonas von der SY-Solsvala, die sich bereits auf ihrer Rückreise befanden. Sie berichteten von wechselhaftem Wetter in den letzten drei Wochen und meinten noch, dass wir sicher gutes Wetter haben werden. Die Kinder spielten zusammen, und wir konnten uns in Ruhe ein wenig austauschen.

Am nächsten Morgen starteten wir gegen 8 Uhr mit dem Ziel Stettin. Den ASZ erreichten wir bereits um 11:30 Uhr, und vom Hafenwart bekamen wir die Information, dass wir schon in 30 Minuten den Mast stellen könnten. Genial, dachten wir – und bereiteten das Schiff zügig vor.

Nachdem der Mast gestellt war, nutzten wir den Nachmittag, um Stettin zu erkunden. Dort fand gerade die Stettiner Hanse Sail statt, und wir erlebten ein großartiges Hafenfest mit vielen tausend Besuchern und zahlreichen Attraktionen. Wir waren begeistert – und auch die Kinder hatten auf dem Rummel jede Menge Spaß!

Stettiner Haff

Am nächsten Morgen freuten wir uns auf das Ablegen mit dem Ziel Mönkebude. Gegen 6 Uhr legten wir bei leichtem Wind ab und überquerten den Dabie-See. Wir konnten bereits die Segel setzen, und mit leichter Unterstützung der Maschine liefen wir rund 6 Knoten.

Nach etwa 90 Minuten fragte Christin plötzlich, wo eigentlich die Roller für die Jungs seien. Oh nein – die hatten wir am Steg im ASZ vergessen! Also blieb uns nichts anderes übrig, als umzudrehen. Meine Laune hielt sich hier natürlich in Grenzen aber was solls, da mussten wir nun durch. Zurück also mit voller Fahrt voraus– Roller geholt – und dann wieder los auf unseren alten Kurs nach Norden.

Mittags erreichten wir schließlich das Stettiner Haff, und ich setzte erneut die Segel. Als Belohnung hatten wir eine herrliche Fahrt mit Großsegel und Code Zero bis nach Mönkebude bei 9-11 Knoten Wind und purem Sonnenschein. Unterwegs trafen wir – wie schon im letzten Jahr – unser Schwesterschiff, die SY-Pollux vom SV03 am Wannsee. Wir winkten uns an Steuerbord fröhlich zu.

Eine fantastische Rauschefahrt war das – und wir alle hatten ein breites Grinsen im Gesicht! Mönkebude erreichten wir gegen 17 Uhr. Der Hafen war erfreulicherweise nicht sehr voll. Gleich vorn nahmen wir eine Box und gingen zunächst mit den Kindern an den Strand.
Diesen Hafen hatten uns Ula und Jürgen empfohlen, da der Strand fast direkt neben den Bootsanlegern lag – perfekt für Familien!

Am nächsten Tag herrschte Schwachwind und wir entschieden uns, einen Tag zu bleiben. Es waren großartige Stunden, und gern wären wir noch länger geblieben.
Zu diesem Zeitpunkt sei angemerkt, dass unser Ziel Kopenhagen kaum noch erreichbar schien. Die Windbedingungen für Donnerstag – für einen möglichen Absprung aus Barhöft oder Kloster – war nur Wind von 3 kn vorhergesagt. Da wollte ich dann nicht mit Maschine über die Ostsee rüber.

In Gedanken kam mir dann, dass es wohl eher eine Rund-Rügen-Tour werden würde. Aber als Segler wissen wir ja: Die Vorhersagen können sich schnell ändern. Seit Beginn der Reise verfolgten wir mehrmals täglich die möglichen Wetterfenster und Vorhersagen.

Die Ostsee

Der nächste Morgen startete wieder früh, um 6 Uhr, mit dem Ziel Peenemünde. Gleich nach der Hafenausfahrt setzte ich wieder das Großsegel und den Code Zero. Wir machten gute Fahrt – mit mehr als 7 Knoten – und die See war trotzdem unglaublich glatt.

Am Horizont tauchte zügig die Hubbrücke Kamin auf, wo die SY Prima Donna von Ulrich und Barbara mit dem Fernglas zu erkennen war. Beide waren wohl noch in der Koje (-: Wir schickten ein Foto dieses Moments in den SVSt-Unterwegs-Chat und teilten unseren Standort. Wir waren schnell unterwegs bei tollen Windbedingungen und rauschten mit 7-8 Knoten in Richtung Wolgast. Dort machten wir eine kurze Pause – für die Kids gab es ein Eis.

Nun öffnete sich die Klappbrücke in Wolgast und es begann wie immer, eine kleine Regatta und zusammen mit den Kindern wollten wir natürlich vorn mit dabei sein – was uns auch gelang. Teamsport als Familie – und alle hatten ihren Spaß!

Gegen 16 Uhr erreichten wir Peenemünde als erstes Boot der „Regatta Wolgast“. Wir besuchten das U-Boot sowie das Restaurant Hafenbar. Wir können das Restaurantschiff sehr empfehlen. Schaut dort also unbedingt mal vorbei.

Dann schauten wir erneut in die Windy-App – und siehe da: Laut Vorhersage sollte es am Donnerstag nun eine Windstärke 5 aus Nordwest, später leicht drehend auf West, bei herrlichem Sonnenschein geben. Wow – wir waren überglücklich! Nun konnte ich der Familie mitteilen, dass unsere Chance gekommen war.

Wieder ging es früh los – gegen 6 Uhr morgens – denn heute stand Kloster oder Barhöft auf dem Plan. Bei Windstärke 5 fuhren wir durch die Fahrrinne hinaus auf den Greifswalder Bodden. Ich hatte ein breites Grinsen im Gesicht, und die Crew erlebte fantastisches Segeln bei Raumwindkurs. Christin war am Ruder, und stellte sogar einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf – 10,2 Knoten zeigte die Logge im Surf an! Die Mannschaft jubelte, und die achterliche Welle hatte bereits eine beachtliche Höhe. Wir hatten Mega Spaß zusammen.

In Stralsund begegneten wir bekannten Seglern vom Vortag – vom Segelverein am Scharmützelsee, Freunde meines Kumpels Basti. Wir lagen im Päckchen, festgemacht am Poller vor der Stralsunder Klappbrücke.

Als sich die Brücke öffnete, nahmen wir Kurs auf Hiddensee. Zunächst mussten wir durch den Strelasund kreuzen, bei Windstärke 5 direkt aus Nord. In der Fahrrinne frischte der Wind weiter auf, sodass ich schließlich am-Wind-Kurs in Richtung Barhöft aufnahm. Kloster hätte ich nur unter Maschine erreichen können. Das wollten wir natürlich nicht. Also die Segel maximal dicht holen und ab nach Barhöft.

Am frühen Nachmittag liefen wir dort ein und genossen noch die restlichen Stunden dort am wunderschönen Strand bei herrlichem Sonnenschein. Am Abend kam der Fischer herein, und wir kauften uns eine Makrele sowie zwei Flundern – frischer geht’s nicht! Dann bereiteten wir die Fische zusammen mit den Kindern für das Abendessen vor.

Später gab es wieder das abendliche Wetterbriefing, und wir beschlossen, am nächsten Morgen um 5:30 Uhr zu starten, um möglichst früh die Passage von Barhöft nach Falsterbo mit 65 SM zu schaffen. Der Wetterbericht passte perfekt: Windstärke 4, Nordwest, am Nachmittag auf West drehend – bei strahlendem Sonnenschein.

Auf nach Dänemark

In der morgendlichen Dämmerung warfen wir die Leinen los. Die Kinder schliefen noch, und nur 30 Minuten später konnte ich bereits die Segel setzen und den Code Zero anschlagen. Eine Hanse kam ebenfalls mit uns auf Kurs, und so entstand am frühen Morgen ein kleines, freundschaftliches Rennen.

Über Hiddensee stieg langsam die Sonne auf – eine fantastische Morgenstimmung und ein unbeschreiblich schönes Gefühl! Den Code Zero tauschte ich später wieder gegen das Vorsegel, da ich zunächst optimale Höhe laufen musste.

Wir segelten mit rund 7 Knoten durch das Verkehrstrennungsgebiet. Aus Westen kam viel Verkehr auf uns zu, und ein Frachter korrigierte seinen Kurs um zwei bis drei Grad, damit wir uns nicht zu Nahe kamen.

Plötzlich tauchten zwei Eurofighter über uns am Himmel auf – ein seltsames Gefühl, hier mitten über der Ostsee diese Jets zu sehen. Schiffe waren nur vereinzelt in Sicht, doch eines etwa drei Seemeilen voraus kam mir verdächtig vor.
Ich nahm das Fernglas zur Hand – und tatsächlich: Am Schornstein waren die russischen Nationalfarben zu erkennen.

Erst vor wenigen Wochen hatte ich auf ARTE TV gesehen, dass Spionageaktivitäten bei Unterseekabeln und Windparks häufig von russischen Schiffen durchgeführt werden. Für die Kinder war das eine spannende Abwechslung, und so verging die Zeit wie im Flug.

Nachdem wir zwei Windparks passiert hatten, drehte der Wind weiter auf West, und ich konnte nun direkt auf Falsterbo Kurs nehmen. Leider wurden unsere beiden Kids nun seekrank, und Christin und ich hatten alle Hände voll zu tun. Weitere Ausführungen erspare ich mir an dieser Stelle – aber eines sei gesagt: Beide Jungs waren tapfer, und nach jedem Erbrechen kehrte die Gesichtsfarbe schnell wieder zurück.

Endlich, gegen 16 Uhr, erreichten wir den Eingang des Falsterbo-Kanals, der die Strecke nach Kopenhagen deutlich verkürzt. Ich nahm die Segel herunter, und wir liefen unter Maschine bis zum Ende des Kanals, wo sich gegen 17:30 Uhr die Klappbrücke öffnete. Hinter der Brücke lag dann die Marina Falsterbo Hafen.

Wir erkundeten noch die Gegend, während der Wind – wie vorhergesagt – deutlich auffrischte. Die Wanten der anderen Schiffe heulten ordentlich im Wind.

Am nächsten Morgen hatten wir Starkwind, also beschlossen wir, mit dem Bus nach Malmö zu fahren. Direkt an der Marina ist eine Bushaltestation was für uns super war.
Wir besichtigten die wunderschöne Stadt, kehrten am Nachmittag zurück und fuhren anschließend noch ein Stück weiter nach Skanör.

Der Hafen dort gefiel uns ausgesprochen gut – besonders die traumhaften Strände drumherum. Diese muss man einfach gesehen haben!  Die Kinder spielten und wollten nicht mehr weg. In den kommenden Jahren werden wir hier mit Sicherheit noch einmal Halt machen.

Unser Ziel: Kopenhagen

Am nächsten Morgen hatten wir Windstärke 6 – und genau aus Kopenhagen also nördlicher Richtung kommend. Was soll`s… ich muss heute mit dem Schiff raus, sonst würde es mit dem Kaffee ja nichts mehr werden.

Ich wusste, das würde heute ein harter Ritt werden, und ich prüfte bereits vor dem Ablegen, gründlich alle Reffleinen. Hart ging es zur Sache, und ich musste den Jockel zwei- bis dreimal unterstützend einsetzen. Der Wind blies kräftig zwischen 23 und 30 Knoten, und nur mit der Unterstützung der Maschine konnte ich ca. 4 Knoten Fahrt machen. Wir kamen nur langsam voran, in Richtung Öresundbrücke. Ich musste weiter mit Kurs nach Norden in der Fahrrinne bleiben, denn es war rechts und links überall flach.
Am Ende der Fahrrinne setzten wir die Segel und knüppelten hart am Wind in Richtung NO, und hatten dazu noch Gegenströmung. Das Schiff stampfte, und die Welle war ordentlich hoch. Fischernetze lauerten überall neben uns. Ich begann nach ca. 6 SM zu zweifeln, ob wir nicht lieber wieder in den Hafen zurückkehren oder nach Malmö ausweichen sollten. Wir kamen einfach nicht schnell genug voran, und nur sehr mühsam erkämpften wir uns Meter für Meter. Es war eine kleine Materialschlacht, aber wir wollten ja unbedingt nach Kopenhagen. Nun wurden zusätzlich die Kinder wieder Seekrank. Wieder waren wir als Eltern absolut gefordert, und als Team hatte jeder von uns alle Hände voll zu tun.

Laut Wetterbericht sollte nun gegen 11 Uhr der Wind weiter nach Nordwest drehen. So kam es dann auch, und nun konnte ich eine Wende nach West fahren, um endlich auf das westliche Ufer einzudrehen. Wir machten nun über 6 Knoten Fahrt – trotz leichter Gegenströmung – und der Kurs nach Westen, hinüber zum anderen Ufer, stimmte nun perfekt. Wie vorhergesagt. Ich konnte den Kurs endlich halten, um nach Westen an das andere Ufer zu segeln. Ein positives Gefühl an Bord machte sich breit (-:

Durch die Fahrrinnen der Ozeanriesen erreichten wir schließlich das andere Ufer – vorbei am Flughafen Kopenhagen – und liefen in unser Ziel, die Marina Kastrup, ein.
Jetzt, waren wir glücklich, als wir es endlich geschafft hatten!

Zur Belohnung gab es einen Rum, den ich von meiner Atlantiküberquerung aus Antigua mitgebracht habe, für Christin und mich, Kindersekt für die Jungs und eine kleine Ansprache des Skippers – voller lobender Worte für die Crew. Wir genossen noch den Moment in der im Cockpit bei herrlichem Sonnenschein. 

Unser Ziel, in knapp einer Woche mit dem Segelboot von Berlin nach Kopenhagen zu kommen, hatten wir als Familie erreicht!

Am Nachmittag erwartete uns noch ein Hafenfest mit reichlich Spaß für die Kinder und am Abend fielen wir alle glücklich und erschöpft in die Kojen.

Am nächsten Morgen lachte wieder die Sonne vom Himmel. Wir fuhren mit der Metro in die Innenstadt von Kopenhagen – mit nur fünf Stationen waren wir mitten im Stadthafen.
Nun war es so weit: Der Kaffee in Kopenhagen war zum Greifen nah!

Direkt am Wasser, vor einem kleinen Restaurant, bestellte ich ihn – und wir durften ihn sogar direkt an die Waterkant mitnehmen. Dort saßen wir gemeinsam, genossen den Moment und tranken den Kaffee mit Blick auf das Wasser in Nyhavn. Die Kinder bekamen eine Fanta, und als Team nahmen wir uns alle in den Arm.

Wir waren überglücklich und schlenderten durch die Stadt. Leider wussten wir zu diesem Zeitpunkt bereits, dass wir am nächsten Tag wieder aufbrechen mussten, da der Wind auf Süd mit Tendenz abnehmend drehen würde.
Mit Motor wollte ich diese Strecke auf keinen Fall zurück fahren.

Anschließend besuchten wir noch den Stadtteil Christiania und danach den Tivoli-Park. Dort hatten wir riesigen Spaß – wir fuhren Achterbahn, probierten zahlreiche Karussells aus und lachten ohne Ende. Gegen 19 Uhr war es gar nicht so einfach, die Kinder davon zu überzeugen, dass wir nun aufbrechen mussten. Sie waren zwar traurig, aber es half nichts – wir mussten los. Kurz vor der Marina versorgten wir uns noch einmal mit Proviant und machten einen Einkauf im Supermarkt.

Die Tour zurück

Am nächsten Morgen, um 5:30 Uhr, lösten wir die Leinen und liefen aus dem Hafen aus – vorbei am Leuchtturm, Kurs über den Öresund nach Falsterbo. Diese ersten zwei Stunden allein an Deck, bei Sonnenaufgang und frischer Brise, waren wohl einer der schönsten Momente der gesamten Reise.

Flugzeuge starteten vom Flughafen in alle Welt, die Ozeanriesen zogen in Richtung Nordsee vorbei, und echte Seefahrerromantik lag in der Luft.

Gegen 10:30 Uhr also 5 Stunden später, erreichten wir nach etwa 23 Seemeilen die Falsterbo-Klappbrücke, und erneut ging es durch den Falsterbo-Kanal hinaus auf die Ostsee.

Nun setzten wir die Segel weiter in Richtung Sassnitz.
Die Überfahrt dorthin dauerte nun nochmals erneut neun Stunden, vorbei an einem Windpark, und erneut durch das Verkehrstrennungsgebiet – bei Windstärke 4 aus West.
Gegen 19:15 Uhr liefen wir schließlich jubelnd in den Stadthafen Sassnitz ein. Wir haben es nach 14 Stunden als Familie endlich geschafft.

Die Freude war bei uns wieder groß:
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 7 Knoten und einem Tagesetmal 86 SM hatten wir die Passage gut gemeistert.
Die Kinder wurden zwar erneut seekrank, aber Hörspiele von Käpt’n Sharky, Gesellschaftsspiele und Malsachen sorgten dafür, dass die Zeit trotzdem schnell verging.

Am nächsten Morgen war die Wetterprognose mit Windstärke 3, abnehmend, nicht ganz so gut. Ich musste also wieder früh los mit der Familie. Mit über 6 Knoten raumschots rauschten wir aus Sassnitz mit Kurs Swinemünde los. Nach einer Stunde funkte mich auf Kanal 16 die Bundespolizei an. Sie bat mich, eine Kurskorrektur vorzunehmen, da ein Tanker (dieser war wohl ein Schiff der russischen Schattenflotte) auf Reede vorausliegen würde. Die Bundespolizei hatte das Schiff wenige Wochen zuvor beschlagnahmt. Kein Problem – ich luvte etwas an, bedankte mich für das angenehme Gespräch am Morgen, und wünschte den Jungs noch eine gute Wache.

Nach etwa acht Stunden waren wir nun rund drei Seemeilen vor Swinemünde, und zum Glück nahm der Wind erst später merklich ab. Wir machten einen Badestopp und fuhren unter Motor die letzten zwei Seemeilen in den Stadthafen. Wieder hatte der Wind perfekt mit uns zusammengespielt – so wie bisher auf der gesamten Reise.
Am nächsten Tag besuchten wir noch den Strand von Swinemünde und erkundeten die Umgebung. Die Kinder hatten Spaß, und auch wir konnten uns gut erholen.

Am Donnerstagmorgen sind wir dann gegen 6 Uhr gestartet und fuhren mit Motor bis zum ASV zurück. Wehmut war zu spüren, und nach 12 Tagen auf Reise kam uns die Zeit vor, als wären wir schon vier Wochen unterwegs gewesen. So viel haben wir erlebt und zu verarbeiten. Am späteren Nachmittag sind wir dann in Stettin angekommen. Das Wetter schlug um auf Regen und wir sind mit den Kindern noch ins Spaßbad gefahren. Dieses können wir absolut als Schlechtwetteralternativ empfehlen. Wir hatten viel Spaß und die Kinder waren hier sehr glücklich.

Den Mast legten wir dann am nächsten Morgen.
Übernachtet haben wir auf der Rückfahrt in Hohensaaten, wo wir am Freitagabend an der Schleuse festmachten. Bis zum letzten Tag hatten wir Glück und passierten das Schiffshebewerk, Lehnitz und die Schleuse Spandau in einem Rutsch – ohne vorher festzumachen, alle Ampeln standen auf Grün. Oskar mit der SY-Vandering und sein Freund Christoph haben wir ebenfalls noch kurz gesehen und zugewunken.

Am Samstag, also einen Tag später, erreichten wir nach insgesamt 16 Tagen wieder unseren Heimathafen den SVSt. Die Reise für einen Kaffee nach Kopenhagen war geglückt. Die Crew sowie unser Schiff die Hartmutson haben hervorragend mitgemacht. Es war eine Teamleistung, die uns als Mannschaft weiter geformt und noch enger auf See zusammengeschweißt hat.

Randnotizen:

Summe der Seemeilen: (570sm) Tage an denen wir nach 6:30 Uhr aufgestanden sind: 3 Tage (-; 3 Nutella-Gläser leer gemacht bis auf Hörspiele wurde das Handy nicht weiter genutzt. Das tägliche Kino auf See genügte den Kids. Eine Flasche Bier für den Schleusenwärter in Lehnitz abgestellt

Ein Wunsch bleibt: in der Zukunft etwas mehr Zeit zu haben, um die Reise noch intensiver genießen zu können. Wir arbeiten dran und werden wieder kommen (-;

Wir hatten auf dieser Reise viel Glück und sind dankbar und froh, diese Reise erlebt zu haben. Vielen Dank an unsere Familie, Freunde und Vereinsmitglieder, die mitgefiebert haben.

Die Crew der Hartmutson,
Christin, Emil, Valentin Karl & Marcus