Zu Beginn unserer Reise von Las Palmas aus hatten wir in den ersten Tagen reichlich Wind in den Segeln. Ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet tobte noch über Island und den Azoren und brachte bis zu 45 Knoten Wind und Wellenberge bis zu 4 Meter Höhe. Besonders abends das Schiff zu führen und bei den tiefstehenden Wolken ohne Horizont, war für mich herausfordernd. Ich musste mich erst wieder an das Schiff gewöhnen.
Wir waren in Gruppen eingeteilt, bestehend aus je zwei Personen. Wir hatten ein Schichtsystem das wie folgt aussah: Jedes Team hatte 3 Stunden Pause, drei Stunden am Steuer, 6 Stunden Pause und dann wieder 6 Stunden am Steuer. In der Zwischenzeit war natürlich der Check und Überwachung der elektronischen und nautischen Systeme angesagt. Zusätzlich musste das Essen zubereitet werden und außerdem gab es immer wieder ausreichend andere Arbeit die an Bord so anfällt.
Somit hatten wir die ersten Tage schon reichlich Schlafdefizite und mussten uns doch sowohl tags als auch nachts auf das Segeln ziemlich konzentrieren.
Nach den ersten 4-5 Tagen setzte der Passatwind ein und wir haben Kurs West eingeschlagen, bei dem wir hier mäßige Bedingungen vorgefunden hatten. Es war ein sehr konstanter Wind zwischen 18 und 25 Knoten. Das Schiff, die Albatros hat ordentlich Fahrt gemacht. Im Mittelwert hatten wir so 8-9 Knoten Fahrt und es hat reichlich Spaß gemacht die Welle der Atlantikdünung abzureiten.
Auf der gesamten Reise hatten wir 8 Schiffssichtungen: 2 Tankschiffe mit Kurs West und insgesamt 6 Segelboote auf dem Weg Richtung Karibik die wir näher beobachten konnten.
Am Bergfest, in der Mitte unserer Reise, gab es dann von Manfred Kerstan für jedes Mannschaftsmitglied jeweils ein Bier und mir ist es gelungen, für unser Schiff die Albatros, ein Lied zu komponieren, welches wir mit voller Freude gesund an Bord gesungen haben.
Zahlreiche Sonnenaufgänge sowie Sonnenuntergänge, sternenklare Nächte, viele Sternschnuppen und einfach nur die Ruhe und das Rauschen des Meeres zu zuhören gaben viel Kraft und positive Energie und ich bin sehr dankbar über das Erlebte auf See.
Die letzten 4 Tage unserer wundervollen Reise waren vom seglerischen her leider eher mau, denn wir sind direkt in eine Flaute gesegelt. Diese war angekündigt, aber wir konnten sie nicht umfahren, da sie großflächig ausgeprägt war. In dieser Zeit war kaum Wind, wir haben mit dem Schiff gerade mal 2 bis 3 Knoten Fahrt gemacht. Die Segel haben oft geschlagen und der Großbaum auch. Das war dann schon sehr ermüdend an der Stelle aber trotzdem gibt es immer viel zu reparieren an Bord und viel zu reinigen. Damit haben wir dann die Zeit verbracht.
Erfolgreich beim Angeln waren wir auch. Wir haben Mahi Mahi gefangen (Goldmakrele), sowie zwei Thunfische die wir natürlich als Selbstverpfleger für uns in der Bordküche zurecht bereitet haben. Wir hatten auch eine Dame an Bord die uns oftmals mit super leckerem Essen verwöhnt hat.
Donnerstag war es nun so weit. Wir sind hier in Sankt Lucia eingelaufen und es war stockdunkel. Wir haben die Fahrrinne passiert und sind dann in den Hafen von Rodney Bay eingelaufen. Hier wurden wir empfangen von zahlreichen Segelschiffen, die mit der ARC bereits vor uns angekommen sind.
Es war ein bewegender Moment. Ich habe es geschafft den atlantischen Ocean mit einer tollen Crew zu überqueren, mit vielen tollen Erlebnissen, die fürs Leben bleiben. Ich bin sehr stolz. Von lokalen Händlern haben wir dann drei Rumflaschen geschenkt bekommen. Mit diesem Rum und mit anderen Seglern haben wir einen sehr schönen Abend verbracht hier im Hafen. Dabei haben wir uns über das Erlebte ausgetauscht und uns beim Skipper Manfred Kerstan für diese wundervolle Zeit bedankt.
Was bleibt auf so einer Reise hängen?
Es sind die einfachen Dinge im Leben die glücklich machen, Fisch fangen, ihn selber zu zubereiten, sich selbst zu verpflegen, Wind zu haben, die Sonne zu genießen und auch die schwierigen Momente als Team zu meistern. Mich macht das sehr glücklich. Befreiend war es auch mal 18 Tage quasi in Isolation zu sein, abgeschnitten von Medien und der Kommunikation. Dies setzte bei mir neue Energien frei, die ich für meine zukünftigen Herausforderungen im beruflichen Alltag sicherlich nutzen kann und werde.
Zu guter Letzt bleibt es einfach festzuhalten, dass es absolut wichtig ist, unsere Ozeane zu schützen. Ich hoffe sehr, dass in der Zukunft das Thema Plastik weiterhin minimiert wird und dass wir unsere Ozeane sauber halten und vielleicht auch durch den Segelsport in der Zukunft noch nachhaltiger daran beteiligt sind.
Mit seglerischen Grüßen
Marcus Brandt