Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Von Berlin über die malerische Havel bis zur Müritz

04.06.2021

Ein herzliches Hallo von der SY Hartmutson.

Am 20. Mai war es endlich wieder so weit. Wir legten mit unserem Familienschiff, 27 Fuß lang, namens Kalea um 10.10 Uhr in Spandau ab und erreichten die Spandauer Schleuse pünktlich um 10.30 Uhr. Nach kurzer Wartezeit sprang die Ampel auf Grün um und zusammen mit einem kleinen Arbeitsschiff vom Wasserstraßen Schifffahrtsamt fuhren wir in die Schleuse ein.

Entlang der Zitadelle und den Tegeler Gewässern machten wir uns nun auf, um weiter stromaufwärts bis zur Lehnitzschleuse in Oranienburg zu fahren.

Um 13.35 Uhr erreichten wir Lehnitz und mussten erst einmal festmachen. Wir warteten 40 Minuten auf eine Talschleusung mit einem großen Schubverband. Anschließend fuhren wir mit flotter Marschgeschwindigkeit weiter Richtung Stromaufwärts bei herrlichem Sonnenschein und 17 Grad Celsius.

Unterwegs sahen wir nur wenig Sport-Schifffahrt aber einige Berufschiffahrt in Richtung Berlin.

Besonders schön ist es immer wieder, wenn man circa nach einer Stunde nach passieren der Schleuse Oranienburg vom Oder-Havel Kanal in den Malzer Kanal (Havel)nach Backbord einbiegt und die Schleuse Liebenwalde vor sich hat. Die Schleuse Liebenwalde ist eine Selbstbedienerschleuse. Sie strahlt immer wieder Urlaubsfeeling aus, da diese Wasserstraße nicht mehr durch Schubverbände befahren wird und dadurch deutlich weniger Verkehr aufweist. Ankunft Schleuse Liebenwalde 16.20 Uhr, Weiterfahrt 16.30 Uhr, Ankunft nächste Schleuse Bischofswerda 17.10 Uhr, Kurs Nord.

Die nächsten Schleusen, die wir nun alle passierten sind alle Selbstbedienerschleusen, die vom Wasserstraßenschifffahrtsamt Eberswalde per Videoüberwachung kontrolliert werden.

Kurze Wartezeiten und schnelle Schleusendurchgänge machten die Reise bisher sehr angenehm.

Die Schleuse Bischofswerda passierten wir dann 17.45 Uhr und es ging weiter Richtung Zehdenick. Dieses Stück ist landschaftlich sehr schön, man sieht viel Natur, viele tolle Häuser, die restauriert werden und viele seltene Vogelarten bis hin zum Biber.

Pünktlich um 19.00 Uhr erreichten wir dann die Schleuse Zehdenick. Zehdenick wurde zu einem bedeutenden Standort der Binnenschifffahrt zu DDR- Zeiten, woran heute noch ein Museum an der Schleuse erinnert.

Aus dieser Zeit stammt das geflügelte Wort „Berlin ist aus dem Kahn erbaut“. Millionen von Steinen wurden in den Ringöfen, von zeitweise über 5000 Wanderarbeitern, unter schwersten Arbeitsbedingungen hergestellt. In der DDR wurde das Werk VEB Ziegelwerke Zehdenick ein bedeutender Produzent. 1991 wurde die Ziegelproduktion eingestellt.

Die heutige Tonstichlandschaft im Norden von Zehdenick wurde durch ein Museumspark ergänzt, der die industrielle Vergangenheit der Region präsentiert.

Nach Zehdenick wird die obere Havelwasserstraße noch schöner und uriger. Nach Zehdenick hatten wir den Plan bis nach Burgwall zu kommen. Burgwall ist ein besonders schöner kleiner Ort und liegt vor dem Eingang in das Biosphärenreservats Schorfheide. Von Zehdenick bis Burgwall sollte man ca. eine Stunde benötigen und genauso war es auch. Wir sind weiter die obere Havelwasserstraße gefahren und hier wird die Landschaft noch bewundernswerter. Viele Schilfgürtel prägen das Landschaftsbild mit vielen Seerosen und das Wasser wird auf dieser Reise immer klarer. Wir hatten auf diesem Abschnitt lediglich einmal Schiffsverkehr von Nord kommend Flussabwärts. Es war ein Floß, ansonsten keine Charterboote oder sonstige Sportschiffe bisher in Sicht und wir hatten die Havel quasi für uns alleine.

Besonders schön ist immer die Ankunft in Burgwall, denn die Einwohner von Burgwall nehmen es sehr ernst mit der Pflege ihrer Gärten und präsentieren ihr Dorf einmalig schön. Bäume sind geschnitten, Hecken sind 1a geschnitten und sehr idyllisch präsentierte sich auch dieses Jahr Burgwall von seiner besten Seite.

Rast und unseren ersten Abend haben wir dann an der Fähre gemacht. Dort ist eine schöne Gaststätte, die leider noch auf Grund von Corona geschlossen war, wo man sonst ein zünftiges Abendessen als Segler einnehmen kann.

Nach dem Anlegen wollten wir uns aber erst mal die Beine vertreten und sind durchs Dorf gelaufen. Danach konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf unser Segelboot genießen. Anschließend haben wir es und auf dem Segelboot gemütlich gemacht und ein Abendessen eingenommen. Um 21.30 klopfte plötzlich der Pächter vom Fährbetrieb, der noch einmal die Liegegebühr von 11,25 € für die Nacht kassiert hat. Als Quittung gab es ein Papierschnippsel von Radeberger und die Summe mit Kugelschreiber notiert wurde.  

Morgens haben wir dann noch an Bord ein schönes Frühstück eingenommen und haben die Vorbereitungen für die Weiterfahrt getroffen. Pünktlich um 7.30 Uhr machten wir dann die Leinen los und setzten unsere Reise am zweiten Tag fort.

Nun ging es weiter durch das einmalige Biosphärenreservat Schorfheide. Wir hatten wieder Glück und waren das einzige Schiff, wodurch der Schleusenvorgang zügig voran ging. Danach folgten die Schleusen Zaren und Regow und schließlich sind wir dann 11.05 Uhr in Bredereiche angekommen.

Das Interessante an der Schleuse Bredereiche, die 1952 fertig gestellt wurde, ist, dass dort ein großes Hebetor montiert ist und dieses sehr futuristisch aussieht. Die Kammerlänge der Schleuse ist 53,50 m, die Kammerbreite beläuft sich auf 6,50 m und hat eine Fallhöhe von 2,29 m.

Nach Verlassen der Schleuse folgt man nun weiter 8 Kilometer der Havel bis man zu dem Großen Stolpsee kommt. Hier haben wir uns Backbord in einer geschützten Bucht vor Anker gelegt und zu Mittag gegessen. Später ging es über den Großen Stolpsee weiter.

Der Stolpsee ist, auf dem Weg zur Müritz, der erste große Binnensee nach der langen Fahrt über die Havel. Er ist 3,6 km lang, hat eine Fläche von 3,71 km² und ist an seiner breitesten Stelle 1,42 km weit.

Auch hier hielt sich der Sportbootverkehr in Grenzen, nur wenige Schiffe haben wir auf dem See sehen können.

Nun war die Brandenburger Stadt ‚Fürstenberg‘ in Sicht. Vor der Schleuse in Fürstenberg befinden sich noch zwei Seen. Der Schwedtsee, wo auch der Jachtclub Fürstenberg, ein Segelverein, ansässig ist und der Bahlensee.

Die Schleuse in Fürstenberg wurde in den letzten Jahren aufwendig saniert und weißt ein sehr großes Schleusenbecken auf. Das ist sicherlich für die Hauptsaison sehr vorteilhaft, da viele Charterboote nun darin Platz finden und die Wartezeiten deutlich verkürzt werden können.

Vor uns lagen nun zwei Sport-Boote, mit denen wir zusammen in Fürstenberg geschleust worden sind.

Bei Ausfahrt passieren wir den schönen Röblinsee und hier sind die ersten größeren Charterbasen von Kuhle Tours und von anderen Anbietern in Sicht. Diese sind auf Grund von Corona noch nicht in Betrieb und so hatten wir weiterhin die Gewässer für uns.

Ab hier stellt sich nun endgültig Urlaubsfeeling ein, denn die Havel schlängelt sich nun durch zwei wunderschöne Seen mit herrlichem klarem Wasser, den Zernsee und den bekannten Ellenbogensee. Wenn man Glück hat, sieht man Seeadler und viele geschützte Vogelarten auf der Strecke. Außerdem kann man viele Fischarten durch das klare Wasser sehen.

Die Schleuse Strasen haben wir um 16.30 Uhr erreicht. Die wunderschöne Schleuse Strasen wird noch immer per Hand, nämlich durch einen Schleusenwärter betrieben und hier hat man immer die Möglichkeit die neuesten Updates zu bekommen und sich mit dem Schleusenwart auszutauschen. Dieses haben wir auch getan und der Schleusenwart hat uns die Mitteilung gegeben, dass das die großen Charterbasen aus Mecklenburg- Vorpommern momentan ihre Charterschiffe nach Brandenburg abziehen, weil die Landesregierung von Mecklenburg- Vorpommern erst Mitte bis Ende Juni vor hat den Charterbetrieb zu lockern und die Charterbasen sich somit erhoffen, dass die Brandenburger Regierung hier schon früher öffnet.

Nach dem Schleusenvorgang machten wir kurz Rast und habe uns wieder mal die Beine vertreten. Anschließend an den einstündigen Fußmarsch durch Strasen sind wir wieder auf das Boot zurück gekehrt, um unser Endziel des zweiten Tages, den Großen Pälitzsee zu erreichen. Den großen Pälitzsee kenne ich noch aus meiner Kindheit, denn hier habe ich zahlreiche Urlaube zusammen mit meinen Eltern, Verwandten und unseren Segelbooten erlebt. Der See ist wirklich wunderschön und das Wetter hat sich weiterhin von seiner Schokoladenseite gezeigt und somit hatten wir einen einmaligen Sonnenuntergang. Viele Erinnerungen aus meiner Kindheit wurden hier zudem wieder erweckt.

Festgemacht haben wir an einem sicheren Steg am Westufer des Pälitzsees an einem Zeltplatz, der Corona bedingt nicht in Betrieb war, und somit hatten wir wieder Glück. Wir hatten den Steg für uns ganz alleine und ebenfalls war am Pälitzsee kaum was los, maximal 4 oder 5 Sportboote auf dem See verteilt. Somit hatte man das Gefühl an einer skandinavischen Seenlandschaft angelangt zu haben.

Morgens um 7.30 Uhr machten wir dann wieder die Leinen los. Wieder ging es weiter den Großen Pälitzsee wieder gen Norden, vorbei am Kleinen Pälitzsee zur nächsten Schleuse in Canow. Auch diese Schleuse wird noch mit einem Schleusenwärter betrieben und hier konnten wir uns wieder mal über den Tourismus in der aktuellen Zeit und den allgemeinen Schiffsverkehr austauschen.

Aktuell hat der Schleusenwart nur maximal 5 bis 12 Boote durch die Corona- Krise am Tag. Aktuell ist es also eine ideale Reisezeit für alle Wassersportler, die die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Bei der Ausfahrt aus der Schleuse ist nach 1000 m noch der Canower Fischer einen Besuch wert. Man kann mit seinem Sportboot direkt dort anhalten und sich mit frischem Fisch dort eindecken.

Nun geht es weiter zum Labussee zur nächsten Schleuse, der Diemitzer Schleuse. Hier ist erfahrungsmäßig besonders viel Trubel, weil hier doch viele Paddler unterwegs sind und auch diesmal hatten wir Glück. Durch die Schließung der Zeltplätze und der Unterkünfte waren wir auch wieder alleine und konnten unsere Fahrt durch den Mössensee über den Zotzensee bis nach Mirow ungehindert und schnell fortsetzen.

Drei Stunden nach Start haben wir die Schleuse in Mirow um 10.30 Uhr erreicht.

Nach der Schleuse Mirow ist es dann nicht mehr so weit. In einer knappen Stunde erreicht man durch drei Brücken hindurch die kleine Müritz. Hier nutzen wir immer die Möglichkeit in einer windgeschützten Bucht vor Anker zu liegen, essen noch was zur Stärkung, stellen den Mast und ziehen die Segel ein.

Mit voller Freude auf die Große Müritz haben wir dann die Segel gesetzt und sind mit halben Wind und bis zu 7 Knoten in Richtung Klink im Norden der Müritz abgerauscht.

Nach 45 Minuten haben wir dann die Fahrwasserspaltung der Müritz erreicht und legen neuen Kurs Backbord Richtung Röbel. Um 14.30 Uhr erreichten wir nun nach drei Tagen unser Endziel,  den Segelclub Röbel.

Als Fazit bleibt, dass diese Tour einfach ein lohnenswertes Erlebnis ist. Gerade auch für Familien eignet sich diese Tour, schließlich ist sie sicher und landschaftlich atemberaubend.

Unterwegs lernt man viel über Brandenburg und Mecklenburg, hat tolle Gespräche und sieht die einzigartige Flora und Fauna. Für uns war besonders die Corona-Zeit eine äußerst angenehme Reisezeit.

Ich würde die Tour immer wieder machen. Sie ist und bleibt was Besonderes und ich kann nur jedem Segler-Freund, der die Binnenseen liebt, empfehlen, diese Tour mit seinem Schiff zu fahren.

Hierbei sei natürlich erwähnt, dass der Tiefgang des eigenen Schiffes eine große Rolle spielt und mindestens 1.80 Meter nicht überschreiten sollte.

Bei unserem 27 Fuß großen Segelboot haben wir die Möglichkeit den Tiefgang durch das Hochholen unseres Schwertes auf 60 cm zu reduzieren.

Ich hoffe das ich mit dem Artikel, ein wenig die Anregung schärfen konnte und der Eine oder Andere aus dem Verein überlegt, diese Tour mal durchzuführen. Für Rückfragen stehe natürlich jedem Mitglied gern zur Verfügung.

Mit seglerischen Grüßen

Euer Crew von der Hartmutson