ORION³ 8. Standortmeldung
Lang ist es her, dass sich die ORION³ gemeldet hat. Ich will die letzten Tage/Wochen jetzt nachholen und gleichzeitig über die Hochs und Tiefs dieses Reiseabschnittes berichten.
Die landschaftlich reizvolle Fahrt durch den Göta Kanal, mit den von mir/uns, empfunden Höhepunkten: Motala, Forsvik (ein Steg, Stille pur und Wiege des Göta Kanal), die sehr engen Kanaldurchfahrten nach Forsvik, Läkö nach Teilquerung des Vännern (kleiner Hafen direkt am Schloss), die Passage durch die schönsten Binnenschären Europas und der restlichen Strecke von 41 Sm über den Vännern Richtung Vännersborg unter Segeln. Der Regen konnte mir die Stimmung nicht verhageln.
Negatives aus dem Götakanal: Der Kampf um den abendlichen Liegeplatz. Der zunehmenden, touristischen Nutzung des Kanals, größere Motor- und Segelboote, aber keine entsprechende Erweiterung der Liegeplatzanzahl. Man musste um 12:00 schon überlegen, wo kann ich heute Abend festmachen.
Auch das seemännische Verhalten war gewöhnungsbedürftig. Als wir z.B. im Begriff waren an einer Tankstelle anzulegen, entschied sich ein 46 Fuß Motorboot vom gegenüberliegenden Ufer unter Einsatz von Hauptmaschine, Bug und Heckstrahlruder dies noch schnell vor uns zu tun. In der Hoffnung, das im Kanal querstehende Monstrum würde uns beeindrucken, was es nicht tat, zog er dann zurück, wir legten an und tankten unsere 37 L Diesel und fuhren weiter.
Nachdem wir mit allen 57 Schleusen sehr gut klarkamen und die Vorbereitung immer passte, war eine Situation am letzten Tag im Götakanal sehr ärgerlich. Es fuhren immer 4 Boote in die Kammer und je früher geschleust werde kann, desto größer die Chance auf einen Platz am Abend.
Vor uns sind 3 Deutsche und ein Däne an der Reihe, wir sind also nicht dabei. Die Schleuse geht auf, die Deutschen und der Däne starten den Motor aber nur die 3 Deutschen fuhren ein, der Däne wechselte nur den Liegeplatz. Wir nutzten also schnell die Gelegenheit und den plötzlich freien Platz in der Schleuse. Es war in der Kammer erstmalig nach langer Zeit die StB Seite, also schnell die Kugelfender auf die andere Seite. Leider waren die anderen Fender vom Vorabend aber etwas zu hoch und die Schleusenwand etwas zu tief und schon war der Kontakt und 3 Schrammen da. Ich war stocksauer auf mich. Habe mich zu einer übereilten Aktion hinreißen lassen und das bei einer einfachen Schleuse.
Was aber besonders belastet, ist der Umstand, dass bei zu starkem Kurbeln/Kurbeldruck in den Schleusen aufgrund zu schnellem und wildwasserartigem Einströmen des Wassers mit der linken Hand und das Tragen von zwei 20 L Kanistern Diesel zum Ausfall meiner linken Hand führte. Das Problem habe ich bis heute 5.8.19, bin quasi „Einhandsegler“.
Trollhättekanal bis Göteborg – 6 Schleusen an einem Tag:
Diesen Kanal mit seinen 6 Schleusen, die im Vergleich zu Göta Kanal riesig sind (je ca 8 m Hub), haben wir zügig bis Göteborg passiert, bis uns eine Eisenbahnbrücke kurz vor Göteborg 1,5 Std ausbremste. Auch hier ging es am Abend um die letzten freien Liegeplätze in Hafen Göteborg Lilla Bommen. Die Jagd war eröffnet, ein Schwede überholte mich sogar noch in der Schleuse. Wir blieben gelassen, hatten wir doch über Dockspot reserviert, das war in diesem Fall gut so.
Im Hafen drängelte die suchenden Boote, aber unser Platz war frei. Einziges Problem war, unser 3,1 m breites Boot in eine 3,0 m breite Box zu bekommen. Mein Bootsnachbar war ein Rassy 59 mit gefühlten 1m dicken Fendern. Egal, unser Platz ist bezahlt (und kein anderer frei), wir fahren hier rein. Die großen Augen und der Einwand vom Sohn des Eigners, das ginge so nicht, hielt uns nicht vom Anlegen ab. Ein freundlicher Norweger half uns dabei. Der Vater/Eigner der 59er war ein freundlicher Däne, der dann sofort seine übergroßen Fender gegen kleinere tauschte. Im der anschließenden Unterhaltung gab er uns Tips zu Göteborg und empfahl uns die Altstadt Haga. Diese haben wir bei 30 Grad am nächsten Tag auch besucht, sehr schön.
Anmerkung: Wenn ich den Sanitärräumen von Lilla Bommen den Charme einer Bahnhofstoilette attestieren würde, wäre es eine Beleidigung für die Bahnhofstoilette.
Also keinen Tag länger und am 25.7. auf zu einem kleinen Schärenhafen auf Fotö, das krasse Gegenteil: idyllisch, klein und Ostschweden pur. Hier verbrachten wir 2 sehr schöne Abende, bevor es Richtung Dänemark….
… Säbö weiterging. Da meine Hand nicht mehr so einsetzbar ist, streichen wir einige der gesteckten Ziele und leiten den Heimweg ein. Wir querten das Kattagat, anfangs unter Segeln. Leider hielt die Freude nicht lange an, der Wind ließ nach und Wellen und Strom passten nicht mehr zusammen. Die Segel schlugen ohne Winddruck, also doch wieder Motor an. Der wurde jetzt unser ständiger Begleiter. In Säbö erlebten wir des Streichen des Dannebrog begleitet durch Trompete mit anschließender Nationalhymne. Die Dänen sangen bei ihrer Hymne laut mit. Es war sehr stimmungsvoll.
Hals war das nächste Ziel und auch hier zeigte sich, dass vor 13:00 zu Erscheinen noch für einen Liegeplatz sorgen kann.
Grenaa, diesen Hafen habe ich mir gewünscht, da sich hier direkt am Hafen das Kattegat Aquarium befindet. Es war herrlich und traurig zugleich, meine UW Freunde zu sehen und gleichzeitig die Haie in einem kleinen Becken zu wissen.
Von Grenaa ging es nach Samsö, immer unter Motor, mein Frust wächst. Anderseits schont es meine Hand. Eigentlich wollten wir auf Empfehlung eines Dänen die gegenüberliegende und autofreie Naturinsel Tunö anlaufen, drehten aber kurz vor dem Hafen wieder ab. Zu voll und ein Ragattafeld vor dem Hafen – Der Hafen schien aus allen Nähte zu platzen. Darauf hatten wir keine Lust.
Neues Ziel Marup/Samsö, auch eine wunderschöne Insel und ein netter Hafen. Es war Freitag und viele Dänen segelten ins Wochenende, und so ziemlich jedes Boot GRILLTE an diesem schönen Abend…. Das war echt unglaublich, das hat uns imponiert.
Nächstes Ziel Middelfart. Wie auch anders, es wir motort. Glattes Wasser hat aber auch etwas für sich. Unsere Taucherherzen schlagen höher, wir sehen einen Seehund und mehrfach Schweinswale. Letztere werden auf der folgenden Etappe Richtung Sonderburg unsere Begleiter.
5.8.19 Standort Sonderborg: Ein Hafentag zum Ausruhen und Bunkern, morgen soll es nach Flensburg gehen, die erste deutsche Stadt nach Wochen und endlich wieder im Euroland.
Gruß von der
ORION³
Jeanette und Wolfgang