(Ein Beitrag unseres Vorsitzenden Norbert Woeckner-Gerber)
Unsere Vereinszukunft wird wesentlich durch die Gewinnung der „richtigen“ Mitglieder bestimmt, der Mitglieder, die sich in den Verein mit neuen Ideen einbringen, mehr als nur gelegentlich segeln und auch in der Lage sind, Wahlämter zu übernehmen.
Unter diesen in Frage kommenden Mitgliedern können wir drei Zielgruppen unterscheiden: die Jugendlichen, die Fahrtensegler und die jungen Erwachsenen.
Die Opti-Gruppe hat einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht. Hier haben wir für die Opti-Ecke viel Geld in die Hand genommen und uns durch den Wiederaufbau des kontinuierlichen Trainings enorm angestrengt. Aber das Segeln konkurriert in dieser Lebensphase mit wechselnden Belastungen in der Schule, mit der Pubertät und dem Studium. Und mit diesen Randbedingungen sind Unterbrechungen des Segelns und eine gewisse Vereinsdistanz vorprogrammiert: Vielleicht bleiben 2 oder 3 von 10 Opti-Kindern langfristig im Verein. Es kommt hier z.B. darauf an, die Verweilzeiten der Jugendlichen in den Booten und auf dem Platz über die meist 2-3 Stunden pro Woche hinaus zu verlängern durch ein Programm aus Trainings- und Eventbausteinen und dadurch die Bindung an den Verein zu vertiefen.
Möglicherweise werden auch einzelne der im Sommer das Training begleitenden Eltern durch unsere schöne „Location“ und die gute Stimmung auf dem Platz für eine Mitgliedschaft gewonnen - das könnte nun mit dem neuen Status von Eltern als Gästen sogar eher gelingen. Eine kontinuierliche und attraktive Jugendarbeit hat also positive Effekte auf die Gewinnung von Jugendlichen und ihren Eltern, ist aber ein Instrument, das sich eher langfristig für den Verein auswirkt. Fazit: Die Jugendarbeit, die durch einen nahezu unbezahlbaren Einsatz unserer Trainer floriert, ist notwendig, aber auch unsicher bei der Bindung des Nachwuchses und neuer Mitglieder an den Verein.
Die Gruppe der Kielboot- und Fahrtensegler ist in der Regel schon im gehobenen Alter und sucht als Bedingung für einen Eintritt einen Liegeplatz für ihre Schiffe. Fast alle größeren und nicht ganz neuen Schiffe sind, wie wir leider wissen, eine dauernde Baustelle und insofern wären diese immer auch handwerklich geübten Eigner eine interessante Zielgruppe. Das höhere Alter und die oft erreichte Pensionierung bedeuten zusätzliche Lebenserfahrung und disponible Zeit für das Engagement im Verein, zwei weitere Pluspunkte. Aber mit unseren kaum erweiterbaren Stegplätzen ist hier eine Wachstumsgrenze gegeben: neue Mitglieder in dieser Zielgruppe können nur schon vorhandene Mitglieder ersetzen. Fazit: Kielboot- und Fahrtensegler sind eine interessante, aber durch die Umstände wenig erweiterbare Gruppe - zur Aufstockung des Mitgliederbestands und für die Zukunftssicherung ist auch diese Zielgruppe nur begrenzt geeignet.
Wie aber dann?
Eine dritte Zielgruppe sind die Erwachsenen zwischen vielleicht Ende 20 und Ende 40. Deren Berufsausbildung ist abgeschlossen, sie haben vielleicht eine Familie gegründet (für die Gewinnung dieser jungen Familien ist unsere aktive Jugendarbeit natürlich eine notwendige Bedingung), sie haben sich für Wassersport in der einen oder anderen Form interessiert, aber sie haben erst jetzt wieder mehr Zeit, das Segeln als Hobby für sich auszuprobieren - wobei wir uns eingestehen müssen, dass Segeln heute eine Meile davon entfernt ist, noch cool zu sein: Im Wassersport gibt es eine Anzahl neuer Trendsportarten, neben denen das Segeln fast die älteste und mit Sicherheit die teuerste ist. Wenn wir diese Zielgruppe also erreichen wollen, müssen wir lernen, auf sie zuzugehen, ihr den organisatorischen Rahmen, die Infrastruktur und in gewissem Umfang auch das Material zu stellen.
Gewinnung junger Erwachsener als strategisches Ziel würde für den SVSt neue Anstrengungen in zwei Richtungen bedeuten: Erstens müssten in den relevanten Bootsklassen mindestens jeweils zwei Boote vorhanden sein. Besonders interessant für diese Gruppe sind unter unseren Vereinsbooten die auf den 420er folgenden Klassen, der Laser für die Individualsegler und vielleicht die J24 für die Teamplayer. Zweitens müsste für diese Gruppe ein regelmäßiges und professionelles Training angeboten werden, das die Kompetenzen der Teilnehmer auf das Niveau von Regattateilnehmern hebt – nichts bindet so sehr an einen Verein wie das Erlebnis, sich persönlich und gemeinsam weiter zu entwickeln.
Beim Laser ist die erste Bedingung schon jetzt übererfüllt, bei beispielsweise der J24, falls wir uns für diese Klasse entscheiden, aber noch nicht. Aber wegen des allgemeinen Trends zur J70 sind gebrauchte J24 z. Z. sogar preiswert zu erwerben. Und es wäre nicht einmal notwendig, dass der SVSt bei der Anschaffung allein in Vorleistung geht: Interessierte Jugendliche bzw. ihre Eltern oder junge Erwachsene könnten mit großer Wahrscheinlichkeit auch für eine Mischfinanzierung gewonnen werden, wie sie auch in anderen Vereinen praktiziert wird. Hier können wir bestimmt auf Erfahrungen anderer mit verschiedenen Modellen zurückgreifen.
Mit der Überfahrt zum KaR, mit dem Drehkran und unserem neuen Moover sind weitere notwendige Bausteine für ein solches Konzept des sportlichen Segelns sogar schon vorhanden – es käme nur darauf an, diese Bausteine in einer Kampagne miteinander zu verbinden. Aber noch fehlt für eine solche Strategie ein auf diese Zielgruppe konzentriertes Werbe- und ein finanzierbares Trainingskonzept. Und natürlich ein Beschluss der Mitglieder, die für die ersten Schritte erforderlichen Mittel freizugeben.
Meine vorstehenden Überlegungen wurden durch das erste Treffen der „Segelinitiative“ am 15.12.18 mit 11 Mitgliedern aus unseren Regattaseglern und aus der Jugendarbeit angeregt. Ich bitte die Mitgliedschaft, diese Gedanken zu prüfen, zu ergänzen – und durch bessere zu ersetzen, falls sie nicht überzeugen. Und ich bitte um Beiträge zu den Aspekten, die ich hier nicht oder nicht genügend angesprochen habe. Spätestens in der Märzversammlung müssen wir über den Anfang dieses Weges entscheiden. Es geht noch nicht um viel - nur um unsere Zukunft.