Auch in diesem Jahr startete Melanie (Update 29.9.: ihr Bericht unten) wieder bei der EUROSAF (Mixed Offshore European Championship) in Italien.
Am Dienstag dem 16.09.25 startete die Regatta pünktlich um 12.00 Uhr unter blauem Himmel und bei einem Scirocco mit 12-14 Knoten. 10 Teams aus Australien, Indien, USA, UK (mit 2 Teams), Irland (mit 2 Teams), Frankreich, Deutschland und Spanien waren für das Rennen ausgewählt.
Die 225 Seemeilen lange Strecke begann in Genua, in den Gewässern vor Lido d'Albaro, führte in Richtung Gorgona, Capraia und Giraglia (alle mussten Steuerbord umrundet werden), bevor die Startboje von Genua (ebenfalls Steuerbord) umrundet wurde, dann noch ein Kurs weiter zur Boje von Portofino und schließlich zurück zum Ziel in Lido d'Albaro führte.
Es handelt sich um eine klassische Strecke, die eng mit der Geschichte des genuesischen und ligurischen Segelsports verbunden ist – eine passende Wahl für eine Veranstaltung unter der Schirmherrschaft der Region Ligurien und der Stadt Genua.
Am zweiten Tag, nach den ersten 150 Seemeilen, die unter durchweg günstigen Wetterbedingungen (zwischen 12 und 24 Knoten) gesegelt wurden, war die Flotte – immer noch dicht beieinander – bereits etwa 40 Seemeilen von der Boje von Genua entfernt. Zu diesem Zeitpunkt Haben Melanie und Fabian das Feld über längere Zeit angeführt. Erst in den Schwachwindzonen der zweiten Hälfte des Rennens schafften es Frankreich - mit einer Entscheidung für eine weitere Route - und am Ende noch Indien ihnen die Führung zu nehmen.
Am Tag danach beschrieb Melanie ihre Eindrücke vom Rennen:
Ich freue mich euch mitteilen zu können, dass mein Segelteampartner Fabian Kennis (SCG) und ich heute das 2. Mal in Folge Bronze bei der (7.) EUROSAF Mixed Offshore European Championship gewinnen konnten. Die ca. 220 sm lange Route führte von Genua über die Isola die Gorgona, Capraia - Giraglia - Genua - Portofino - bis zum Ziel vor Genua (ITA).
Die Bedingungen für die Flotte aus 10 Figaro-3 war fordernd. Sowohl Starkwind und hohe Wellen als auch jede Menge Schwachwindzonen verlangten permanente Aufmerksamkeit und Ausdauer. Uns gelang es, schon bald in die Spirzengruppe zu segeln, über weite Strecken führten wir das Feld sogar an.
Das internationale Teilnehmerfeld bestand aus erfahrenen Offshoreteams sogar aus Übersee und Asien. Fabian Kennis (SCG Berlin) und ich (SVSt Berlin) segeln seit 2023 gemeinsam auf der Figaro-3. Es ist nun schon die 2. Podiumsplatzierung in Folge. Wir freuen uns, mit diesem Ergebnis eine konstante Leistung im Shorthanded-Bereich zeigen zu können.
Die Organisatoren von Marina Millitare Nastro Rosa arbeiten mit diesem Format daran, Offshore Double Handed Mixed eines Tages (nach der Wahl 2018, die wieder rückgängig gemacht wurde) als olympische Disziplin zu etablieren.
Das Rennen kann auch nachträglich noch bei TracTrac.com (Link) verfolgt werden und auch der DSV (Link) berichtet über die Medallie.
Herzliche Glückwünsche zu dieser tollen Leistung von der Webredaktion und dem SVSt!
Melanie schreibt uns hier noch einen ausführlichen Bericht über das ganze Abenteuer:
Doublehanded, doppelter Triumph. Offshore EM Bronze erfolgreich verteidigt
Die diesjährige EUROSAF Mixed Offshore Europameisterschaft wurde vom 16.-19. Sept. 2025 ausgesegelt. Start und Ziel war dieses Jahr vor Genua (ITA).
Die italienischen Organisatoren von „Marina Militare Nastro Rosa“ haben für die Offshore EM ein Wettkampfformat etabliert, das inzwischen von World Sailing kopiert wird.
10 Schiffe des gleichen Bootstyps Figaro-3 werden gestellt. Eine Materialschlacht wird vermieden und die Kosten im Rahmen gehalten. Die Boote werden den jeweiligen Teams zugelost und nach 2-3 Tagen Trainingszeit startet das Rennen. Je nach Geschwindigkeit geht es über 3-4 Tage und auch die Anzahl der Nächte auf See ist vorgeschrieben.
Das Segelformat „Offshore Double Handed Mixed“ schaffte es 2018 bereits auf die olympische Bühne für „Paris 2024“. Es wurde jedoch im Juni 2021 gegen Kitesurfen wieder ausgetauscht. Ich erinnere mich noch gut an jenen Hochseeseglerabend im Nov. 2018 in Bremen als unsere DSV Präsidentin brühwarm die Neuigkeit verkündete: „Offshore Double Handed Mixed ist soeben als olympische Disziplin gewählt worden und ihr Bremer seid der Zeit ja sogar schon voraus. Ihr habt bereits eine Seglerin, die ihr als Regattaskipperin über den Nordatlantik schickt“. Während sie das sagte schielte sie zu mir rüber.
Seitdem wird an der Optimierung des Formats getüftelt. Die italienischen Organisatoren kennen das olympische Geschäft nur zu gut auch aus eigener Erfahrung. Sie glauben an ein „Offshore bei Olympia“ und verfolgen hartnäckig ihre Vision. Wir sind dankbar aktiver Teil dieser Entwicklung sein zu dürfen.
Diese EM war für außereuropäische Offshoreteams offen, daher freute man sich über Teilnehmer aus Übersee wie USA und Australien. Die indische Teilnehmerin (2. der Asien Games) vertrat den asiatischen Kontinent. Zwei Qualifikationsrennen und ein Finale waren bei 20 Meldungen ursprünglich geplant, wozu es aber auch technischen Gründen nicht kam. Das wird sich aber bestimmt zukünftig durchsetzen.
Uns wurde das Boot Nr. 8 zugelost. Die umfangreichen Vorbereitungen an Bord wie Groß anbauen, Latten rein u. v. m. laufen bei uns inzwischen wie am Schnürchen und so waren wir wohl das 1. Team, das klar zum Auslaufen war. Für das Wassertraining hatten wir eine Liste zusammengestellt, was wir unbedingt austesten wollten. Die Themen Trimm und Segelsetting hatten für uns oberste Priorität. Während die anderen Teams offensichtlich in den direkten Speedvergleich gingen, arbeiteten wir alleine unsere Liste ab. Am Ende des Tages freuten wir uns über viele Daten und jede Menge neuer Erkenntnisse.
Den letzten unserer 3 Trainingstage segelten wir nicht mehr raus. Unser Fokus lag eher beim Ausruhen und kleineren Arbeiten am Boot und sobald die Route klar war, sich aufs Wetterrouting zu konzentrieren. Gegen 18 Uhr kurz vor dem Breefing und der Eröffnungsfeier wurde das Geheimnis gelüftet:
Start vor Genua – Gorgona – Capraia – Giraglia – Genua – Portofino – Ziel vor Genua (ca. 220 sm). Der letzte Part (Genua-Portofino-Genua) konnte optional gestrichen werden, falls zu wenig Wind herrscht. Unser Wettfahrtleiter machte noch einmal Werbung für sein Revier: „Falls es zwischendurch mal nicht so gut laufen würde, bieten sich hier im Mittelmeer immer wieder taktische Möglichkeiten Plätze gut zu machen.“
Am Di. dem 16. Sept. verließen wir als erste den Hafen. Alles war vorbereitet. Jedes kleinste Detail war durchdacht. Fabian und ich waren „ready to race!“ Im Startgebiet angekommen sprang schon bald der Savetymanager bei uns an Bord und versiegelte höchst persönlich unseren Motor. Ab jetzt waren wir unter Segeln. Das Vorbereitungssignal erschallte und „P“ ging hoch. Da stürmte das Rib mit dem Savetymanager nochmal auf uns zu. Unser Tracker würde nicht senden. Ich solle das sofort beheben. Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können. Durch diese Ablenkung kam die Fock zu spät hoch und wir konnten uns nur noch als Letzte in den Start einreihen.
Wir kreuzten von nun an hoch konzentriert, trimmten die Segel, stellten all unsere Trimmmöglichkeiten incl. Rake unserer Foils auf die Markierungen. Es fiel schnell auf, dass sich zwischen den 10 Booten keine wesentlichen Speedunterschiede zeigten. Alle Abstände blieben jeweils gleich. Das sprach für ein hohes Niveau aller Teilnehmer. Einzig die jeweils taktischen Entscheidungen sollten der Schlüssel zum Erfolg werden. Unsere Taktik war jene, stets „im Spiel“ zu bleiben, keine extremen Schläge zu machen, Winddreher mit Wenden zu beantworten eigentlich so, wie eine Helen nahezu jede Wettfahrt des Helga-Cups gewinnt – das versuchten wir ihr hier in anderem Setting nachzumachen. Das fühlte sich recht bald auch sehr gut an. Die Taktik ging auf, das Boot lief und wir funktionierten als Team– wir segelten wie im Flow. Auch hatten wir seit Bronze im letzten Jahr an Selbstsicherheit gewonnen. Wir vertrauten unseren Entscheidungen und unserem Können und hörten auf, alles übermäßig zu hinterfragen.
Die erste Nacht sollte hart werden. Auf dem Weg zur 1. Marke (Insel Gorgona) sahen wir Böen bis 28 kn Wind, die wir ungerefft und mit einer Kombi aus Fock und Code-0 im wahrsten Sinne des Wortes abritten. Die Welle erinnerte an eine satte Nordseewelle vor Schottand. Die angestellten Foils ermöglichen uns mit dieser großen Segelfläche zu segeln, was aus der Sicht eines Fahrtenseglers natürlich völlig überpowert wäre. Ich rief regelmäßig zu Fabian raus, dass laut AIS unsere Konkurrenz gleichen Speed segelte – schon wieder! Die wissen hier alle was sie tun. Manche konnten die Höhe aber nicht mehr halten. Der optimale Zeitpunkt unserer Segelmanöver und deren saubere Ausführung wird entscheidend sein.
Für den Wechsel zwischen Fabian und mir am Ruder mussten wir kurz mal Tempo rausnehmen, weil unsere Figaro-3 derart schräg segelte, dass ein Überbordgehen beim herausklettern aus der Kajüte aus meiner Sicht nicht mehr zu vermeiden war. Hier wollte ich nicht mein Leben lassen.
Nach der Insel Gorgona führten wir das Feld an. Wir segelten weiterhin mit Vollzeug durch die Nacht und hohe See. Bislang gab es für keinen von uns die Möglichkeit zu ruhen. Bei nächster Gelegenheit werden wir auf unser Energiemanagement achtgeben müssen. Offshoreregatten werden zumeist am Schluss entschieden und zwar durch die Entscheidungsfähigkeit und mentale Stärke. Hier hatten wir in den vergangenen Jahren Federn gelassen. Daran mussten wir jetzt arbeiten.
Die Insel Capraia umrundeten wir in der Spitzengruppe sehr eng und setzten anschließend den Gennaker. Manch ein Konkurrent verlor hier an Boden, weil sich Bereiche mit wenig Wind auftaten, in die man nachts bei völliger Dunkelheit schnell reingeraten konnte. Weiterhin in Führung liegend entschieden wir uns mutig auf dem Weg zur legendären Insel Giraglia nicht die Konkurrenz nach hinten zu decken, sondern gleich das Verkehrstrennungsgebiet zu queren und auf günstige Winde und weniger Welle unter der Ostküste Korsikas zu hoffen. Ich ruhte mich gerade mal unter Deck aus als Fabian rief: „Da ist er dein Winddreher!“ Unsere Freude war riesig! Der Wind drehte rechts, bald bargen wir den Gennaker und segelten bei frischem Wind und ruhigem Wasser unserem nächsten Wegepunkt entgegen. In den Morgenstunden rundeten wir weiterhin als führendes Boot den imposanten Felsen an der N-Spitze Korsikas, der durch den „Giraglia Rolex Cup“ regelmäßig in die Schlagzeilen kommt.
Die Konkurrenz blieb nach wie vor in Sichtweite. Mit Nichten war hier schon das letzte Wort gesprochen. Der schwierigste Teil des Rennens lag noch vor uns – voller Entscheidungen und voraussichtlich voller Flauten, in denen man schnell alles auf einmal verlieren konnte. Das neue Wetterrouting favorisierte einen Kurs über West Richtung Genua. Es kam der Moment, an dem wir uns von den Konkurrenten hinter uns hätten trennen müssen, wo wir die Deckung nach achtern also hätten aufgeben müssen. Hop oder Top! Jetzt alles auf eine Karte setzen? Würde das Routing uns fehlleiten, hätten wir auf einen Schlag mind. 5 Plätze verloren. Fabian hatte das Routing jedoch in den letzten Wochen mit dem Ocean Race Europe querverglichen und da lag es häufig richtig. Wie hättest du jetzt an unserer Stelle entschieden?
Wir blieben unserer Strategie „nie extrem zu fahren“ und stets mitzuspielen treu und so deckten wir bei zunehmend löchrig werdenden Windfeldern die Konkurrenz nach achtern, die langsam aus der AIS Range (2 sm) verschwand. Wir suchten also nicht den Weg über Westen. Fabian und mir gelang es jeweils etwas Schlaf nachzuholen und so fühlten wir uns recht gut, als die rote Sonne über dem Meer aufging und die Skyline von Genua immer deutlicher wurde. Immer deutlicher wurde aber auch ein grünes Licht an Backbord, welches gleichauf Richtung gelbe Tonne vor Genua segelte. Es war Team IND/GBR und wir befanden uns bald in einem packenden Flautenpoker, wo mal der eine mal der andere die Nase vorne hatte. Wir hofften, dass die Wettfahrtleitung ein Erbarmen hat und an besagter gelber Tonne abkürzen würde. Aber Nein! Das tat sie nicht. Hochkonzentriert beantworteten wir jedes Taktieren des indischen Teams. Schließlich überholten wir sie unmittelbar vor dem Wegepunkt dicht in Luv unter Code 0, während sie noch mit dem Gennakerbergemanöver beschäftigt waren. Sie winkten zu uns rüber – wir grüßten einander. Da fragte der sympathische Engländer plötzlich nach einem Ersatzfeuerzeug. Ihres sei defekt und sie könnten nicht mehr kochen. Also näherten wir uns derart an, dass Fabian auf unserem Bb.-Foil sitzend der Inderin auf ihrem Stb.-Foil sitzend unser Ersatzfeuerzeug hinüberreichte. Das Team bedankte sich. Es war als stünde unsere Regattawelt für einen kurzen Moment still. Aber dann blitzten die Augen des Engländers, der sonst für einen namenhaften Imoca Rennstall aktiv ist, wieder auf und es entfuhr ihm ein: „HEY GUYS! THIS WILL BE A LOOOOOONG RACE AND WE WILL FIGHT UNTILL THE END“ und er grinste über das ganze Gesicht. Wir zogen wieder mit unserem Tempo an und beantworteten wie im Matchrace jeden noch so kleinen Versuch, uns zu überholen. Inzwischen war auch klar, dass die Franzosen den Weg über West gewählt hatten und einen enormen Vorsprung rausgefahren hatten. Die Westroute war tatsächlich schneller. Wir segelten aktuell also an Position 2. Es fühlte sich an, als würde jetzt ein völlig neues Rennen starten. Dabei hatten wir schon so viel gegeben, so hart gekämpft und die Hoffnung nie aufgegeben. Nun war klar, dass dieses Rennen noch mindestens 12 h länger gehen würde und wir höllisch aufpassen mussten, um nicht am Ende sogar noch leer auszugehen.
An diesem Punkt unterscheiden sich Tagesregatten von Offshorerennen. Was du jetzt brauchst ist die Erfahrung von tagelangen Rennen und unbestimmten Zielzeiten. Die mentale Stärke wird in solchen Momenten auf eine harte Probe gestellt. Fabian, der schon mehr als 100 000 sm auf dem Puckel hat und ich haben solche Momente schon unzählige Male erlebt, dennoch sind Zuversicht und positives Denken in solch einer Situation kein Selbstläufer. Wir redeten einfach nicht mehr darüber, sondern taten was zu tun war.
Die Deckung des IND/GBR Teams gelang uns bis zum Felsvorsprung von Portofino perfekt. Wir waren deswegen auch zuversichtlich, doch dann passierte er- der eine Fehler und der anfangs erwähnte Satz des Wettfahrtleiters zum Thema Chancen bewahrheitete sich.
In Erwartung von ungünstigen Winden dicht unter Land erlaubten wir uns einen Kurs mit etwas mehr Abstand zur Küste als Team IND/GBR und da segelten sie plötzlich direkt neben uns. Damit nicht genug. Sie blieben deutlich weiter unter Land und schienen keinen Wind zu haben aber machten trotzdem Strecke voraus gut. Für uns war das nicht zu verstehen, da wir mehr Wind hatten als sie. Sie profitierten jedoch von Spezialwissen aus vorangegangenen Rennen und setzten sich wie auf einem Flughafen auf das Förderband und ließen sich von der Strömung in Richtung Tonne (Portofino) mitziehen. Wir verstanden zunächst die Welt nicht mehr und sorgten uns, ob uns nun auch noch die Teams auf Pl. 4 und 5, die auf der Suche nach Wind weit ab der Küste segelten, überholen würden.
Es waren schlimme Stunden. Als wir im Strom treibend und ohne Wind die Tonne rundeten, war Team IND/GBR über alle Berge. Es gelang uns zwar, ihnen alles Weitere nachzumachen und so befanden wir uns irgendwann auch auf der richtigen „Gegenförderband“ zurück Richtung Genua. Die Sonne ging unter, der Himmel war herrlich rot gefärbt und eine bleierne See lag vor uns. Delphine zogen friedlich ihre Bahnen. Wir erwischten einen perfekten Wendezeitpunkt und segelten Richtung Ziel vor einer Kulisse voller bunter Lichter. Inzwischen waren die Zieltonnen nur noch wenige 100 Meter vor uns, als ein weiteres Mal der Wind komplett wegbrach. Eine Stunde warteten wir dümpelnd vor dem Ziel. Das konnte jetzt noch ewig so gehen. Plötzlich regten sich die Segel – das Boot neigte sich zur Seite. Wind! In voller Fahrt überquerten wir schließlich noch vor Mitternacht als drittplatzierte die Ziellinie. Die Wettfahrtleitung fuhr auf einem Rib, winkte freundlich herüber und klatschte. „Well done guys“. Wir selbst blieben aber völlig ruhig. Wie schon im letzten Jahr kein Jubeln, keine wirkliche Freude. Einfach nur Erleichterung diesen 3. Platz noch gehalten zu haben.
Bis zum Hafen waren die Segel geborgen, die Foils wieder eingefahren, fast alle Schoten abgebaut und die Flaggen des Veranstalters gehisst.
Im Hafen lag bereits das siegreiche Boot Nr. 1 mit der französischen Flagge, die zweitplatzierten mit Boot Nr. 7 und der indischen Flagge und nun auch wir, Boot Nr. 8 mit unserer deutschen Flagge am Vorstag.
Wir ließen den Tag und das Rennen mit Team IND/ GBR ausklingen. Sie hatten irgendwo echten Champagner besorgt und wollten mit uns anstoßen. Der britische Segler schlief aber in seiner Koje ein noch bevor er die Flasche mit uns teilen konnte. Seine indische Skipperin erzählte derweil aus ihrer Heimat. Ihr Segelclub läge in Mumbai gleich neben dem „Gateway of India“. Sie konnte es kaum glauben, als ich erzählte, dass meine Eltern in ihrem Club schon mal übernachtet hatten und ich selbst vor dem Gateway als kleines Kind ins Wasser fiel.
Ich hatte schon mal davon gehört, dass in Indien allein jede Ausfahrt aufs Wasser viel Geld kostet. Wir wissen hier gar nicht wie gut wir es in unseren Vereinen haben. Sie trainiert den indischen Olympiakader und packte während wir uns unterhielten bereits wieder ihre Tasche. Am nächsten Tag reiste sie weiter zu ihrem nächsten Engagement beim Rolex Middle Sea Race.
Am frühen Morgen nach einigen Stunden Schlaf und dem Morgenkaffee sah unsere Welt wieder freundlicher aus. Wir klarierten gerade unser Schiff für die finale Übergabe, als ca. 12 Stunden nach unserer Zieleinfahrt das spanische Team als letztes Schiff im Hafen auftauchte. Sie erhielten von allen Teams einen tosenden Beifall - für ihre Resilienz.
Die Preisverleihung am Abend war feierlich und mit Medaille um den Hals und Nationalflagge ein wunderschöner Abschluss dieser Europameisterschaft.
Wir nehmen nicht nur stolz unsere 2. EM-Bronzemedaille in Folge mit nach Berlin und die Unterhavel, sondern ebenso jede Menge unvergesslicher Eindrücke und Erfahrungen.
Jede gesegelte Meile war weniger ein Triumpf über unsere Gegner oder die Natur, sondern einmal mehr der Sieg über unsere eigenen Grenzen.
Eure Melanie
[© Fotos: Nastrorosa official / privat]
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