Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Nun liegt der 3. Helga-Cup in Folge hinter uns. Er gilt als das größte Regattasportfest der Welt - für Frauen. Es gibt ihn seit 2018. 

Dieses Jahr waren 11. Nationen auf der Hamburger Außenalster vertreten.

Zum 3. Mal hatten 4 Steuerfrauen für den SVSt gemeldet, davon zwei mit komplettem Vereinsteam.

Zu Beginn ein paar trockene Fakten:

Inzwischen haben 14 Seglerinnen des SVSt im Alter zwischen 21-71 Jahren mind. 1x am Cup mit jeweils 8-10 Wettfahrten teilgenommen, darunter 7 Steuerfrauen. 5 Teammitglieder waren bei allen 3 vergangenen Events in Hamburg dabei. Unser Pool ist auf ca. 20 Seglerinnen angewachsen. Dank unserer „Springer“ gelingen wöchentliche Trainings stets mit einer voll besetzten J-70. Die Möglichkeit mit einem Privatboot trainieren zu dürfen ist unglaubliches Glück für unser Women-on-Water Team.

8 von 10 Seglerinnen vereint, dass weder die Teilnahme an Jugendregatten noch Erfahrung im Wettsegeln zu ihrer Vita gehören.

Sie vereint aber auch der Wunsch nach Weiterentwicklung, Übernahme von Verantwortung und im Team Regattasegeln lernen zu wollen.

Übrigens: Weitere Seglerinnen mit Regattaerfahrung stehen uns nicht (mehr) zur Verfügung.

Dafür buchen nun diese Seglerinnen Seminare auf Mallorca, dem Gardasee oder Sondertrainings in Berlin, büffeln Regelkunde, Taktik und vieles mehr. Und sie stellen sich nun mutig der Prüfung „Helga-Cup“ im Fach „Regattasegeln“ und stehen nun wie eine ältere Erstklässlerin neben der zumeist jüngeren Doktorandin. Das Arbeitsmaterial (J-70) wird gestellt und dank einer komplexen Pairingliste angestrebt, dass jedes Team gegen jedes segelt.  

244 Seglerinnen, 61 Teams, 9 Rennen. Die besten 10 kommen ins Finale. 

Was hat diesen Helga Cup nun so besonders gemacht?

In unserem10-köpfigen Vereinsteam gab es beides – einen 1. und einen letzten Platz. Auf den ersten Blick könnten die Unterschiede nicht größer sein. Doch in Wahrheit sind sie zwei Seiten derselben Medaille.

In unserem Abschlusstraining wurde die Zielstellung für beide Anfänger-Teams formuliert. Hierbei einigten wir uns nicht auf eine Platzierung, sondern vielmehr „bei sich zu bleiben“, sich auf die eigene Aufgabe im Team zu konzentrieren. Nicht mehr und nicht weniger. Kurz: In den eigenen Flow zu kommen.

Freitag 11:30 Uhr fiel der Startschuss zum 1. Rennen.

Die Bedingungen: Tropische Temperaturen, wolkenfreier Himmel, dazu ein zuweilen starker böiger NE-Wind und jede Menge Winddreher auf der Bahn. Ein Traum für die einen, mutige Herausforderung für die anderen.

Nach 9 Wettfahrten formulieren unsere Regattaneulinge ihre Erfahrungen wie folgt:

Eva war nun als Steuerfrau und nicht mehr als Trimmerin gefordert und stellte fest, dass sich gezeigt hat wo wir wirklich seglerisch stehen - sowohl einzeln als auch als Team. Es geht darum, das eigene Können anzunehmen auch wenn man plötzlich so viele Seglerinnen sieht, die scheinbar alles besser können – das war ihre eigentliche Herausforderung!

Eine Regatta verlangt das Beherrschen aller Manöver, der Regeln und taktisches Geschick, perfektes Zusammenspiel und vieles mehr und das nun auf einem fremden Revier.

Doris war zum ersten Mal dabei. Ihr Glücksmoment war, als sie den Gennaker setzten und einfach alles funktioniert hat!

Für Melli war es auch eine Premiere und sie stellte fest, dass in der Regatta schlagartig ihr Ehrgeiz geweckt war, da der direkte Vergleich da ist. Man fühle sich deutlich fokussierter schließlich wolle man nun Leistung abrufen. Für sie sei der Helga-Cup riesen Spaß aber zugleich auch mentale Herausforderung gewesen. Dennoch möchte sie keinen Moment missen.  

Es gab auch berührende Momente zu Wasser und an Land.

Beim Helga-Cup Inklusion segeln Zweier-Teams gegeneinander auf einer eigenen Bahn auf den RS Venture Connect. Jede einzelne Teilnehmerin hat ihre ganz eigene Geschichte, ihren persönlichen Grund warum sie mitsegelt und ist unbedingter Teil dieses Seglerfestes und wie eine unserer Seglerinnen meint, genau das, was unsere Gesellschaft braucht.

Die Atmosphäre an Land – einzigartig! Das seit 2018 eingespielte Organisationsteam – wie eine Familie. Es überrascht nicht, dass es sich für manch eine anfühlt wie ein „nach Hause kommen“.

Lisa ist ganz neu ins Team gekommen. Sie sucht Wettkampf und Herausforderung und ist seglerisch schon weltweit viel rumgekommen. Sie stellte fest, dass diese Veranstaltung absolutes Empowerment wiederspiegelt. Man trifft auf starke Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, motivieren, sich einander beglückwünschen, obwohl sie sich eben noch auf dem Wasser harte Kämpfe lieferten. Einfach wunderbar!

Dann gab es da noch die Übergabe des „Spirit of Helga Cup Awards“, des metallicblauen Staffelstabs, der bis neulich noch in unserer Vitrine auslag. Wir hatten ihn im vergangenen Jahr für unser Engagement gewonnen. Gestiftet vom „float Magazin“ für diejenigen, die den Empowermentgedanken vom Helga-Cup vorleben und wirklich in die Tat umsetzen. Die letztmalige Gewinnerin übergibt ihn an die Nächste – so ist die Regel. Und wer gewann ihn nun dieses Jahr?

Er ging an einen Verein, der in Sachen Empowerment richtig Gas gibt. Der ASV Hamburg stellte dieses Jahr 16 Seglerinnen also 4 volle Teams! Ihr Teamname Ylva 1-4 ist passend gewählt und Programm zugleich. Ylva ist nämlich die Mutter von „Wicki“, der gleichnamigen Zeichentrickserie. Sie lenkt das Chaos ruhig aus dem Hintergrund und ist nämlich die stille Heldin des Cartoons.

Wechseln wir nun den Blick zur anderen Seite der Medaille. Die Leistungsdichte unter den Topteams ist hoch. Das „Who`s Who“ der Szene war auch nach Hamburg gekommen. Olympiamedaillen, ein frischer EM-Titel, ehemaliger Matchrace Olympiakader, Offshore-Profikarriere aber auch die ehemals ersten weiblichen Seglerinnen des deutschen 470er Olympiakaders wollten zeigen was sie draufhaben.

Meine eigenen Hoffnungen waren die top 20. Dass mein Team am Ende nur 1 Punkt vom Finale trennen würde, war für uns erfreulich und ärgerlich zugleich. Zu oft gab es ein Fotofinish. Zwischen Pl. 1-3 können nur cm gelegen haben. Während uns der Tracker vorne sah entschied die Wettfahrtleitung stets anders. Diese engen 12 min. Up-and-Down-Rennen in Fleets von 6 -7 Booten sind aber gerade das Salz in der Suppe! Auf keines hätte mein Team verzichten mögen.

Für Helen und ihr Team „die Fiven“ lief es derweil phantastisch. Auf pos. 1 liegend qualifizierte sie sich klar für das Finale. Mit der Idealserie 7x 1. Pl, 2x 2. Pl. demonstrierte sie deutlich ihre Klasse!

Nachdem sie erst vor wenigen Wochen in Bayern einen von drei Startplätzen für Deutschland für das WoW Champions League Finale 2026 geholt hatte, musste man sie auf dem Zettel haben.   

Nach dem Durchzug einer Regenfront waren die Bedingungen zum Finalrennen am Sonntag schwachwindig und deutlich anders als die Qualifikationsläufe. Aber Helen und ihrem Team gelang ein guter Start, schon bald hatte sie deutlichen Abstand rausgesegelt, der nur kurz dahinschmolz bevor sie wieder das Feld anführte und als klare Siegerin die Ziellinie überquerte!

Mit Jubelrufen und Laolawelle begleiteten wir sie alle vom Steg des NRVs über die Ziellinie – was für ein magischer Moment – so sieht es wohl aus, wenn man im Flow ist.

Alles geht leicht und gelingt scheinbar wie von selbst. Scheinbar! Wieviel Training, Mühen und Investitionen in jeglicher Hinsicht zu solch einer Leistung nötig sind vermag nur Helen selbst und ihr Team zu beantworten.   

Helens 1. Platz zeigt, wie weit man kommen kann. Der letzte Platz zeigt, wo alles anfängt.

Beides ist WoW. Beides ist wertvoll!

Der Helga Cup 2025 war für uns mehr als eine Regatta. Er war ein Abenteuer, eine Schule fürs Leben – und ein ganz großer WoW-Moment auf dem Wasser.

Eure Melanie