Bootstaufen gibt es ja gelegentlich bei uns im Verein, aber Doppeltaufen? Am Sonntag, den 7. Juli war es jedenfalls so weit: Angelika Schneider ließ gleich zwei Boote taufen.
Die Quest liegt schon länger im SVSt. Doch die sportliche Jolle hatte ihren Namen bisher geheim gehalten. Vier Paten tauften das Boot auf den Namen Sissy. Dem Alter der Taufpaten angemessen, wurde mit Sprudelwasser getauft — Angelikas Enkel Viktoria, Elisabeth, Pauline und Jonathan schickten die Jolle auf „allzeit gute Fahrt“.
Der zweite Täufling war die J70, die schon im März aus Frankreich in den SVSt kam. Eine spektakuläre Ankunft auf dem Tieflader. Seither wurde das Boot schon fleißig gesegelt, vor allem im Frühjahr, als zwei Frauen-Teams parallel für den Helga-Cup trainierten. Im Vorjahr hatte das Team "Charlotten" noch auf der highfive, der vereinseigenen J24 trainiert. Aber das ist eben nicht dasselbe. Gegen Ende der Saison, auf dem Rückweg Richtung Hafen, wurde dies erneut bedauert und debattiert. Ungefähr auf Höhe der Alten Liebe sagte Angelika: "Na, ich würde ja ein Boot kaufen. Ich brauche nur jemanden, der sich darum kümmert, wenn ich nicht da bin." Claudia Böhm erinnert in ihrer Rede zur Taufe an den Moment, und wie sie selbst "fast vom Süll gefallen" sei. Bis die highfive wieder in ihrem Stand lag, war eigentlich alles beschlossen, und es ging im Eiltempo weiter: im Dezember wurde das Boot in Südfrankreich gekauft, im Vorstand rauchten die Köpfe, denn Verträge mussten ausgehandelt werden, und dann stand eines Morgens im März erwähnter Tieflader auf der Havelchaussee. Seither bringt die J70 Angelika und den Frauencrews viel Spaß.
Die schöne Französin hat die Eignerin und den Liegeplatz gewechselt, ihren Namen aber behalten: "heure bleue", die blaue Stunde. Sicherheitshalber wurde aber noch mal getauft, zweisprachig von Angelikas Kindern Constantin und Alexandra — diesmal mit Sekt.
Melanie Aalburg erinnerte in ihrer Rede zur Taufe daran, dass der Tag für die Taufe gut gewählt sei, denn am 7.7.2007, genau vor 17 Jahren also, kreuzte Melanie die Ziellinie einer Transatlantik-Regatta: als erstes Damenteam bei einem solchen Rennen. "Der Startschuss einer neuen Ära im Segelsport", so Melanie, denn der war lange Zeit sehr männlich dominiert. Langsam ändert sich das, die J70-Regatta Helga Cup und die Initiative Woman on Water sind Teil dieses Wandels.
Die heure bleue jedenfalls hat eine neue Seite aufgeschlagen für den Regattasport im SVSt: die Begeisterung, die das J-70-Segeln ausgelöst hat, steckt an. Denn, wie Melanie sagte: "J70 segeln macht süchtig!"
[© Fotos: SVST/privat]
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