Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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HeiJo: Angekommen auf Hiva Oa

HeiJo 24.04.2019

Liebe Stössenseeer

4300 sm Pazifik

Nun liegt wohl der längste Reiseabschnitt hinter uns. Am 3.4.2019 sind wir nach 40 Tagen und 4294 sm  auf Hiva Oa, der Hauptinsel der Marquesas (10 Grad Süd, 139 West), angekommen. Ein wirklich einzigartiges Erlebnis – und wieder etwas anders als gedacht.

Vorbereitungen

In Balboa, auf der Pazifikseite von Panama,  haben wir noch fast 3 Wochen verbracht, weil wir  einiges vorzubereiten hatten. Neben diversen Großeinkäufen an Lebensmitteln haben wir nun ein neues UKW-Gerät an Bord, mit dem das Problem der klaren Verständigung aber leider  immer noch nicht gelöst ist. Das Gerät musste natürlich aus  den USA bestellt werden, was dann nicht nur teuer war, sondern auch 14 Tage dauerte. Außerdem haben wir einen neuen E-Reader an Bord, denn leider hat der von Claudia schon wieder seinen Geist aufgegeben. Auch dieser Kauf war nicht einfach, denn ein libro electronico  ist fast nicht zu bekommen. Panama ist keine Lesegesellschaft.

Dann haben wir uns mit der Freischaltung unseres gebraucht gekauften Satellitenhandys beschäftigt. Leider werden wir unsere Freunde, von denen wir das Handy gekauft haben, im Pazifik so schnell nicht wiedersehen, denn auf dem Weg nach Panama haben sie ihren Mast mit allem drum und dran verloren. Sie sind zum Glück aber unter Motor in Panama angekommen, müssen dort einen neuen Mast organisieren.

Zu guter Letzt haben wir noch 4 Dieselkanister gekauft, um unsere Tankkapazität zu erhöhen. Insgesamt hatten wir damit 500 l Diesel an Bord. Diese Vorräte wurden auch bis auf eine Reserve  komplett verbraucht. Leider muss man auf dem Weg zu den Marquesas wieder den Äquator überqueren und durch ein sehr ausgedehntes Kalmengebiet, was sehr viel größer ist als das im Atlantik.

Las Perlas Inseln

Wir verließen  Panama City, um die 40 sm zu den herrlichen Las Perlas Inseln, die dort vor der Haustür von Panama City  liegen, zu besuchen. V.a. wollten wir unser Unterwasserschiff nochmals reinigen. Dies  erwies sich als schwieriger als gedacht, denn in der Ankerbucht gab es eine ziemlich starke Gezeitenströmung (ca. 2 kn) und das Wasser war deutlich kälter als im Atlantik, so dass wir an drei Tagen vor uns hinbibberten. Die Auswirkungen des kalten Humboldtstroms, der die gesamte südamerikanische Westküste nach Norden fließt, macht sich deutlich bemerkbar.

Reiseplan

Der direkte Weg von Panama zu den Marquesas führt über die Galapagosinseln, die auch die verwunschenen Inseln genannt werden, denn neben anhaltenden Windstillen und starken unterschiedlich setzenden Meeresströmungen gibt es auch noch z.T. recht unsichtiges Wetter. Ohne Gps-Gerät ist dies eine Herausforderung. Man kann die Altvorderen, die alle Probleme mit dem Sextanten lösen mussten,  nur bewundern. Auf einen Besuch der Galapagosinseln haben wir wie viele andere Segler verzichtet, denn nicht nur die Gebühren sind abschreckend (1500-3000 $ oder auch mehr), sondern auch die Sonderbestimmungen. U.a. wird das Unterwasserschiff untersucht und bewertet, ob es sauber genug ist. Diese Feststellung kann dann damit enden, dass man mit einem Behördenmitarbeiter an Bord die Inseln wieder verlassen muss, um dann 40 sm entfernt mitten im Pazifik sein Unterwasserschiff zu reinigen. Da es etwas willkürlich ist, wann ein Unterwasserschiff als sauber anzusehen  ist,  und wir sowieso mit Bewuchs Probleme haben, verzichteten wir darauf, die Inseln zu besuchen,  und sind mit großem Abstand um die dortige  Schutzzone herumgefahren. 

Jimmy Cornell gibt in seinem Standardwerk an, ab Februar die Galapagosinseln südlich zu umfahren, auf dem Wegpunkt  3 Grad S und 85 Grad W bis 3 Grad S und 95 Grad W  zu laufen und dann direkt Kurs auf die Marquesas abzusetzen.  Daran wollten wir ins halten.

Pazifiküberquerung

Am Donnerstag, den 21.2.19 um 10.00 Uhr ging es endlich los. Der Pazifik lag vor uns und begrüßte uns mit einer kräftigen Gegenströmung, flachem Wasser und wenig Wind. Er machte seinem Namen „Stiller Ozean“ alle Ehre.

Der Kurs führte uns erst nach S-SE, dann für 3500 sm auf einer Kurslinie von 260 Grad. Nach Passieren des Äquators am 27.2.19 morgens um 8.00 auf 83 Grad 28 W hatten wir bereits auf den SE-Passat treffen  oder noch NE-Wind haben sollen, aber leider blieb der Wind aus jeder Richtung  aus. Für Tage hatten wir 0-2 Beaufort und z.T. auch noch Gegenströmungen. Die Segel standen schlecht, da eine hohe Dünung aus SW und SE den letzten Wind aus den Segeln schlackerte. So versuchten wir,  möglichst jeden Windhauch auszunutzen und dann zu motoren, wenn die Segel nur noch klapperten, so dass das  Material möglichst  geschont wurde. Als unsere Dieselvorräte sich der Neige näherten, zeigte sich 120 sm südlich von uns der SE-Passat. Nach 2 Tagen hatten wir den Passat dann wirklich erreicht und er blies uns gleich kräftig in die gewünschte Richtung. Begleitet wurde der Wind von einer recht hohen Dünung (ca. 2-3 m, NOA, am. Wetterdienst), was das Leben an Bord etwas anstrengend gestaltete.

Am 20. Tag konnten wir nach 2000 sm unser Bergfest feiern, und zwar bei einem Etmal von 136 sm. So rechnete Claudia schon damit, in 14 Tagen auf den Marquesas anzukommen. Daraus wurde aber nichts. Der Passat im Pazifik scheint bei Weitem nicht so stabil zu sein wie im Atlantik, und nach 5 Tagen nahm der Passat auf 1-3 Windstärken ab, so dass unsere Etmale auf unter 100 sm am Tag zurückgingen. Leider nutzten die langsame Fahrt auch einige unliebsame blinde Passagiere. Kleine Entenmuscheln setzten sich fest und verlangsamten die Fahrt. Bei dem hohen Seegang konnten Sie unterwegs nicht entfernt werden. Wenigstens war in dieser Zeit das Wetter besser – endlich Sonnenschein. Bis dahin segelten wir nämlich unter einer geschlossenen Wolkendecke mit zusätzlichen grauen Wolken, aus denen es z.T. anhaltend regnete. Unsere Etmale sanken auf 80 sm.

Ab dem 32. Tag nahm der Wind wieder zu, blieb aber nicht stabil, so dass häufige Segelwechsel nötig wurden. Nachts agieren wir nicht gerne mit unseren langen Spinnakerbäumen auf dem Vorschiff, so dass wir dann mitunter untertakelt fahren, was sicherlich einige Meilen kostet. Aber das stört uns nicht. Wenn möglich, wird bei Tageslicht mit den Segeln gearbeitet. Nachts wird deshalb hauptsächlich wenn nötig nur gerefft.

Leider ist unser Autopilot ausgefallen. Als wir ihn geöffnet haben, fiel uns ein kleiner Transisor entgegen, den wir nicht mehr befestigen konnten. Noch hoffen wir, dass das Problem vielleicht in Tahiti  zu lösen ist. Zum Glück ist dies aber erst passiert , als unsere Dieselvorräte sowieso erschöpft waren, so dass wir nicht unter Motor gefahren sind. Unsere Aries arbeitet zuverlässig, obwohl die Anlage natürlich hohe Wellen mit wenig achterlichem Wind nicht so mag.

200 sm vor dem Ziel verließ uns der Passat leider fast völlig, so dass viel Geduld gefragt war. Außerdem stellte sich eine unangenehme Überraschung ein: Der Schlauch der Bordtoilette war verstopft und konnte unterwegs nicht repariert werden. Also 6 Tage Eimer wie früher auf dem Jollenkreuzer.

Wetterberichte

Wie immer holen wir die Gripfiles über den Amateurfunk ein. Zusätzlich versorgt uns Norbert, ein befreundeter Funkamateur,  per Email mit passenden Wetterberichten, im Moment mit amerikanischen  oder neuseeländischen. Leider bekommt man trotz der Wetterberichte nicht mehr Wind.

Essen und Trinken

Jeden Tag wird gekocht, möglichst frisch. Aber nach 4 Wochen war das Obst und Gemüse fast aufgebraucht, und nach 5 Wochen die Kekse. Vollkornbrot  gab es in Panama zum Glück abgepackt, so dass nicht extra gebacken werden musste. Was lässt sich alles machen? Je nach Wetter und Welle die Klassiker: Chili con Carne, Spaghetti mit Pesto, Rindfleisch mit Sahnesoße und Reis, Gulasch und Klöße, Kartoffelsalat und Würstchen, Chinesische Reisgerichte …

Wir haben 500 l Wasser an Bord, mit dem sehr sparsam umgegangen wird. Leider ist das Meerwasser so salzig, dass man es zum Kochen kaum nehmen kann, höchstens im Verhältnis 2 Teile Süßwasser 1 Teil Salzwasser. Beim Abwaschen ist das Geschirr kaum trocken zu bekommen und die Edelstahlteile rosten. In den Schapps schimmelt es.

Unterhaltung

Es wird nicht langweilig. Erstens schläft man viel. Die langen Nächte teilen wir uns auf, jeder hat 6 Stunden Wache und am Tage schläft man auch noch.

Dann kann man sich unentwegt das Meer angucken, die Wolken, die Sterne usw . Nachts der Große Wagen an Steuerbord, Backbord das Kreuz des Südens.

Jeden Tag sieht man Vögel,  Tölpel, Sturmvögel und kleine Sturmschwalben. Als echte Seevögel verbringen Sie ihr Leben auf See. Bereits zweimal haben sich Tölpel auf unserem Bugkorb niedergelassen und sich mitnehmen lassen. Leider flattern nachts viele Fliegende Fische an Deck, mitunter auch ins Cockpit. An Deck gibt das immer eine Sauerei.  Nachts ist auch einer auf einer Decke im Cockpit gelandet.

Wir beide lesen sehr viel. Man hat Zeit und seine Ruhe. Leider sind die Reader nicht sehr widerstandsfähig, deshalb muss immer für Nachschub gesorgt werden.

Schiffsbegegnungen

Viel Betrieb ist auf dieser Strecke nicht. Wenn man die Bucht von Panama verlassen hat, ist man meistens alleine. Umso überraschender ist es dann, wenn doch einmal ein Schiff auftaucht. Wir haben insgesamt 2 Fischtrawler und ein Containerschiff „Mozart“ (auf dem Weg nach Papeete) getroffen. Immer lassen wir das AIS-Gerät mitlaufen. Wir sind auf 6 sm zu sehen, wie uns der Offizier der „Mozart“ auf Nachfrage mitteilte. Später kamen noch 2 Containerschiffe am Horizont in Sicht.

Überraschend war die Begegnung mit einem irischen Segelboot, das zu dem Teilnehmerfeld des World ARC-Race gehörte. Diese Teilnehmer hatten wir bereits in Panama getroffen, jetzt waren sie auf dem Weg zu den Marquesas. Die meisten Boote sind um 50 Fuß lang und haben uns deshalb überholt. Die Mindestgröße für die Teilnahme beträgt 46 Fuß.  

Marquesas/Hiva Oa/Atuona

Die Marquesas sind hohe Inseln vulkanischen Ursprungs bis zu 1500 m hoch. Wir haben sie bereits in einem Abstand von 45 sm in Sicht bekommen. Sie sind vollständig bewaldet und das viele Grün, die bunten Blumen und die vielen Gerüche, die das Land mit sich bringt, sind nach den Wochen auf See betäubend. Die Menschen sind unglaublich freundlich. Oft wird man von Einheimischen ins 4 km entfernte Dorf mitgenommen. Hier gibt es Obst, Gemüse, Baguette… , natürlich ist alles teuer. Im Moment ist das Angebot etwas beschränkt, aber der Inselschoner kommt nächste Woche.

Der einzige Nachteil besteht darin, dass die Bucht nach Süden offen ist und ein erheblicher Schwell in den nicht allzu großen Hafen steht. Die ca. 20 Jachten versuchen hinter einer Mole vor Bug- und Heckanker zu liegen. Die Boote kommen sich teilweise recht nahe.

Die Einklarierung ist wunderbar einfach: Gendarmerie, 1 Formular und dann kann man als EU-Bürger für 3 Jahre bleiben. Alle anderen dürfen nur für 3 Monate in dem riesigen Seegebiet von Französisch Polynesien bleiben.

Nun genießen wir erst einmal das Hafenleben, führen die nötigen Reparaturen durch, werden 500 l Diesel und Wasser in Kanistern an Bord schaffen und dann zu neuen Inseln aufbrechen. Das Rentnerleben kann herrlich sein.

Wir wünschen allen eine schöne Segelsaison.

Claudia und Wolfgang,  z.Z. Hiva OA, Atuona