Seesegeln

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»Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten!« Dass der kleine Bär und der kleine Tiger dicke Freunde sind, weiß jedes Kind. Zusammen sind die beiden wunderbar stark, stark wie ein Bär und stark wie ein Tiger. Auf dem Meer haben sie es gemütlich. Eines Tages findet der kleine Bär ein Inserat in dem ein Boot zum Verkauf steht, es riecht nach Abenteuer.

Im Inserat steht »Panama«. Also machen sich der kleine Bär und sein Freund, der kleine Tiger, auf den Weg dorthin, in das Land ihrer Träume.

So oder so ähnlich beginnt das Abenteuer von Panama.

Nachdem es auf St. Lucia schnell langweilig und teuer wurde und auch der Geschmack von fried chicken und die greatest hits von Bob Marley nicht mehr zu ertragen waren, entschieden Philipp und ich schnellst als möglich aus dem 5 Sterne Paradies zu flüchten und unseren Weg nach Südamerika fortzusetzen.

Rodney Bay, St. Lucia

Mal kein fried chicken

Gros Islet

Der kleine Bär

Castries

Castries

Auf der Suche nach einem Boot in diese Richtung vergingen die Tage und niemand wollte nach Südamerika. Jegliche Yachten im Hafen segelten weiter in die Karibik. So mussten wir notgedrungen einen Flug nach Panama City buchen.

Zwei Tage später ging es dann los. Mit einem Übernacht-Zwischenstopp auf Barbados und Bogota landeten wir dann endlich in Panama City.

Panama

Eine Unterkunft fanden wir in der Altstadt. Häuser im Kolonialstil mit Blick auf die neue Stadt. Wunderschön

Die Altstadt

Alt und neu

Panama City

Panama City

Nachdem das Nacht- und das Tagesleben ausgiebig zelebriert wurden und Bier auf der Straße trinken auch mit den örtlichen Behörden ausdiskutiert wurde, ging es weiter in Richtung Nord – Bocas del Toro.

Pimp my bus

Mit dem Bus – mein erster in Lateinamerika und es sollten noch sehr, sehr viele folgen – ging es in zehn Stunden über die Panamericana in das kleine Nest David.

Die Panamericana

Eigentlich nicht weiter erwähnenswert doch hat uns die Tatsache imponiert, dass in der einzigen Billardbar in der Stadt nicht etwa Türsteher für „Sicherheit“ sorgen, sondern die lokale Polizei eingeladen wurde auf den Schuppen auf zu passen. Sofort wurden wir am Eingang unfreundlich aufgefordert unsere Reisepässe zu zeigen und durften doch eintreten.

Philipps Lieblingsaufgabe ist es dann immer sich mit den Einheimischen anzufreunden und so hatten wir einen lustigen Abend mit der Dorfjugend am Billardtisch umkreist von grimmigen, herumtigernden Polizisten.

Weiter ging es am nächsten Tag nach Bocas del Toro. Eine Inselgruppe in der Nähe vom Festland, die jedoch nur mit Wassertaxis zu erreichen ist. So kamen wir auf der Hauptinsel an und waren erst einmal schwer von der Backpackeratmosphäre beeindruckt. Ein Hostel neben dem anderen. Ein Backpacker cooler als der andere. Wow – das war echt ein kleiner Schock nach der vergangenen Reise. Aber gut, wir waren ja gekommen um ein Boot zu kaufen und nicht um die Surfer-dudes zu beurteilen.

Wir setzten uns in ein Café und sondierten die Lage. In der Zeitung fanden wir leider keine guten Nachrichten. Auf der Titelseite: Mädchen gefunden. Erschossen im Dschungel. Täter ist flüchtig… Im hinteren Teil noch die dazugehörige Vermisstenanzeige. Gesucht wird ein US-Amerikanisches junges Mädchen. Sie wurde zuletzt auf der Insel Bastimentos allein auf dem Weg durch den Dschungel zum Wizard Beach gesehen…

Das war natürlich ein sehr bitteres Ereignis für diese Surferhochburg. Fortan waren das schwer bewaffnete Militär und die Polizei sehr präsent und mit Hochdruck am Fahnden des flüchtigen Täters. Wir beobachteten wie die Einheimischen regelmäßig an die Wand gestellt und unsanft durchsucht wurden….

Mit dem Verkäufer der Reinke Hydra 46 wurde nun ein erster Kontakt aufgenommen und wir verabredeten einen Besichtigungstermin in einer Woche.

Also noch viel Zeit um die Inseln zu erkunden. Mit dem Wassertaxi konnte man sich an zu jeder beliebigen Insel fahren lassen. Es packte mich die Neugier und ich nahm ein Taxi zur Insel Bastimentos um mir den Wizard Beach an zu gucken. Empfangen wurde ich von grimmigen Polizisten mit umgehängten Schrotflinten und Maschinenpistolen die mich streng begutachteten aber dennoch passieren ließen. Der Weg führte eine gute halbe Stunde durch den Dschungel bis hin zum Strand wo wieder Polizisten patrouillierten.

Bastimentos

Wizard Beach

Wizard Beach

Die nächsten Tage ging es dann auf die Insel Carenero. Eine kleine kleine Insel mit wunderschönem Strand und guten Strandbars.

Carenero

Carenero

Carenero

Carenero

Carenero

Ceviche

Und ein Panama

Chillen

Auch unternahm ich wieder einen Tauchgang, doch stellte dieser leider als eher langweilig heraus. Keine Tauchempfehlung für Bocas del Toro!

Die Woche war nun vergangen und wir trafen den Verkäufer der Reinke. Mit dem Wassertaxi ging es eine Stunde durch die Inselwelt bis in eine versteckte Bucht wo die Yacht schon mehrere Jahre lag.

Die Reinke 46

Die 46 Fuß lange Stahlyacht Baujahr 2000 hatte der Besitzer seit 5 Jahren in Bocas del Toro mitten in den Mangrovensümpfen vor Anker gelegt. Von der Substanz her ein sehr, sehr gutes Schiff. Stahl und Rigg noch alles gut. Motor in Öl eingelegt. Innenausbau sehr gut. Von außen nicht mehr schön, aber machbar.

Das Boot hatte sich ein deutscher für seine Weltumsegelung selber zusammengebaut, ist dann aber leider am Abend vor der Abfahrt betrunken ins Wasser gefallen… Dadurch hatte der jetzige Eigner es günstig gekauft und bis nach Panama geschafft…

So machten wir schon Pläne wie, was, wann an dem Schiff gemacht werden muss. Leider konnten wir uns nicht mit dem Verkäufer auf eine angemessene Summe einigen und so reisten alle Parteien einige Tage später wieder ab.

Ich überlegte nun wie meine Reise weitergehen sollte.

Eine Möglichkeit wäre gewesen mit einem weiteren Schiff von Panama City in den Pazifik zu segeln und dann nach einigen Monaten in Australien oder Neuseeland anzukommen. Aber irgendwie hatte ich mittlerweile Wasser und Strand satt und die Vorstellung wieder mit einem unbekannten Hobbyskipper so lange Strecken zurück zu legen reizte mich gar nicht mehr.

Ich beschloss auf die zweite Hälfte in meinem Herzen zu hören und wollte wieder die Berge sehen!

Damit fiel die Entscheidung für eine Reise durch die Anden…

Philipp dagegen machte sich nach Kolumbien auf um noch weiter das Leben am Wasser fortzuführen.

Das Problem was sich nun herausstelle war, dass die Panamericana nicht von Panama nach Kolumbien durchgebaut worden war und man so gezwungen ist entweder mit dem Boot oder mit dem Flugzeug nach Südamerika zu reisen. Dadurch hat sich ein großes Business etabliert bei dem Privatskipper mit ihren Segelbooten die Reisenden von Panama über die San Blas Inseln nach Kolumbien schippern. Und das für nur durchschnittlich 500 $.

Ich entschied mich lieber das Flugzeug zu nehmen und buchte direkt nach Quito, Ecuador…

Lorenz Kunze, Mendoza, Argentinien 25.04.2017